Nach dem aktuellen Waldzustandsbericht sind vier von fünf Bäumen bundesweit krank. Wie geht es dem Wald in Ihrem Bundesland?
Schleswig-Holstein ist klimatisch eine Gunstregion. Das zeigt sich auch beim Gesundheitszustand unserer Wälder. Die vergangenen Trockenjahre und Sturmschäden haben laut Waldzustandsbericht 2022 insgesamt gegenüber dem Vorjahr zu keinen Verschlechterungen geführt. Mit 20 Prozent bleibt die Kronenverlichtung für den Gesamtwald in Schleswig-Holstein unverändert. Wir sind also auf dem richtigen Weg, unsere Wälder gesund aufzustellen und an die klimatischen Veränderungen anzupassen. In ersten Bereichen konnte der Negativtrend der vergangenen Jahre bereits gestoppt werden. Ich bin mir sicher, dass es uns mit einer nachhaltigen Forstwirtschaft gelingen kann, unsere Wälder in all ihren Funktionen zu erhalten und zukunftssicher weiterzuentwickeln.
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Der Wald steht insbesondere durch den Klima-Wandel unter Druck und ist zugleich ein wichtiger Faktor im Kampf um die Begrenzung der Erderwärmung - wie unterstützen Sie die hiesige Forstwirtschaft bei den entsprechenden Herausforderungen?
Unsere Wälder sind mit all ihren wichtigen Funktionen von herausragender Bedeutung für Schleswig-Holstein. Sie erbringen Nutz-, Schutz und Erholungsfunktionen. Diese gilt es zu erhalten. Es wird immer wichtiger, klimaresiliente Wälder anzupflanzen, die unterschiedliche Baumarten enthalten und gegen Wetterextreme resistenter sind. Denn der fortschreitende Klimawandel stellt auch unsere Wälder vor große Herausforderungen. Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) beschäftigt sich daher intensiv mit der Fragestellung wie die vielfältigen Leistungen der Wälder auch in Zukunft erhalten werden können. Gemeinsam haben wir ein Projekt zur Anbauwürdigkeit und ökologische Zuträglichkeit alternativer Baumarten im Land Schleswig-Holstein auf den Weg gebracht. Ziel ist es, gemeinsam mit allen Akteuren langfristige Konzepte zu erarbeiten, um die schleswig-holsteinischen Wälder fit für die Zukunft zu machen. Hierbei gilt es insbesondere auch den Privatwald einzubeziehen. Durch die zum Teil kleinteilige Besitzstruktur ist eine Unterstützung hier von besonderer Relevanz. Die Förderung des Privat- und Kommunalwaldes über Mittel der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) ist das wichtigste Instrument, um den Waldumbau voranzutreiben. Dieses muss gestärkt und wo nötig ausgebaut werden.
Zudem haben wir den gemeinsamen Landesbeirat Forst- und Holzwirtschaft des Landes Schleswig-Holstein und der Freien und Hansestadt Hamburg neu berufen. Der Beirat dient als Plattform zum Austausch für Forstwirtschaft, Waldbesitzende und Akteure der stofflichen und energetischen Holznutzung.
Holz ist auch ein nachhaltiger Rohstoff. Welche Rolle kann der Wald für die wirtschaftliche Transformation spielen?
Leistungsfähige und nachhaltig bewirtschaftete Wälder sind eine unabdingbare Grundlage für das Funktionieren unserer Gesellschaft. Unsere sorgsam gepflegten Wälder sind als riesige Kohlenstoffspeicher und Lieferanten des nachwachsenden und klimafreundlichen Rohstoffs Holz Schlüsselelemente auf dem Weg aus der Klimakrise. Wälder sorgen für sauberes Wasser und gute Luft. Unsere Wälder sind wichtig für regionale Wertschöpfungsketten und starke ländliche Räume. Die Wälder in Schleswig-Holstein sind wertvolle, sehr vielfältige Lebensräume, sie leisten einen bedeutenden Beitrag zum Erhalt der Tier- und Pflanzenarten Vielfalt. Wälder sind einzigartige Erholungsorte, sie stärken den Binnenlandtourismus und die Lebensqualität in unserem Land. Insgesamt kann der Wald also eine wichtige Rolle bei der wirtschaftlichen Transformation spielen, indem er nachhaltige Ressourcen und Ökosystemdienstleistungen bereitstellt, die sowohl ökologische, soziale als auch ökonomische Vorteile bieten. Eine verantwortungsvolle Bewirtschaftung und der Schutz der Wälder sind dabei entscheidend, um langfristige und nachhaltige wirtschaftliche Chancen zu gewährleisten.
Wissenschaftler wollen den Wald mit digitaler Sensorik resilienter machen - wie kann moderne Technik dem Wald aus Ihrer Sicht helfen?
Die Digitalisierung und Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Waldwirtschaft bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, um den Wald widerstandsfähiger gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels und anderer Bedrohungen zu machen. Durch das rechtzeitige Erkennen von Problemen, effizienterer Ressourcennutzung, präziserer Bewirtschaftung und den Schutz vor Naturkatastrophen können wir dazu beitragen die Funktionen unsere Wälder zu erhalten und zu stärken. So kann durch den Einsatz von Drohnen, GPS-Technologie und Bildverarbeitungssystemen der Wald genauer überwacht und noch effizienter bewirtschaftet werden. Durch die Analyse von Satellitenbildern und Luftbildaufnahmen können wir beispielsweise den Zustand des Baumbestandes, die Baumdichte oder die Waldgesundheit bewerten. Diese Daten helfen Waldbesitzenden, präzisere Entscheidungen über die Durchführung von Maßnahmen wie Aufforstung, Waldpflege oder Holzernte zu treffen. Frühwarnsysteme können dazu beitragen, Waldgebiete besser gegen Naturkatastrophen zu schützen. Durch die Überwachung von Wetterbedingungen wie Windgeschwindigkeit und -richtung können Waldbrände frühzeitig erkannt und entsprechende Alarme ausgelöst werden.