Der Wald in Österreich wächst nach aktuellen Daten. Wie sehen Sie die Entwicklung des hiesigen Waldes in den letzten Jahren und künftig?
Österreichs Waldlandschaft trägt mit fast 50 Prozent der Bundesfläche bedeutend zum positiven Image des Landes und zu seinem Stellenwert als erfolgreiche Wirtschafts- und Tourismusregion bei. Neben den im Forstgesetz definierten Waldleistungen, der Nutz-, Schutz-, Wohlfahrts- und Erholungsfunktion, ist in den letzten Jahren der Anspruch an unzählige Ökosystemdienstleistungen für Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft und im Speziellen auch für das Klima immer höher geworden. Laut der heimischen Waldinventur übersteigt der Zuwachs seit Jahrzehnten trotzdem bei Weitem die entnommene Menge an Holz. Nachhaltigkeit wird also in der österreichischen Forstwirtschaft im besten Sinne des Wortes vorgelebt.
Möglich wird das alles nur – und das muss hier gleich einleitend hervorgehoben werden – durch den Einsatz der heimischen Waldbesitzer, die seit Generationen in multifunktionaler und nachhaltiger Art und Weise den nachwachsenden Wald im Einklang zwischen Ökologie und Ökonomie nützen und schützen.
Für die zukünftige Entwicklung des österreichischen Waldes gibt es mehrere Faktoren zu berücksichtigen. Der Klimawandel ist dabei eine der größten Herausforderungen. Vermehrter Schädlingsbefall, Waldbrände, Trockenheit oder Stürme setzen den Wald unter Stress. Daher sind Anpassungsstrategien wie die Förderung von widerstandsfähigen Baumarten und die Verbesserung der Waldbewirtschaftungstechniken erforderlich, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.
Darüber hinaus spielen aber auch ökonomische und soziale Faktoren eine Rolle bei der Entwicklung des Waldes. Die Nachfrage nach Holzprodukten, die Anforderungen der öffentlichen Hand und das Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Interessengruppen sind dabei wichtige Aspekte.
Ganz besonders sind es aber die politischen Rahmenbedingungen – auf EU- und nationaler Ebene – die den Wald der Zukunft beeinflussen. Unter dem Mantel des Green Deals wird eine Vielzahl von Rechtsmaterien entwickelt und beschlossen, die mittelbar und unmittelbar Einfluss auf die europäischen Wälder nehmen. Die eigentlich für die Forstwirtschaft vorgesehene Subsidiarität, also die selbstständige Kompetenz der Mitgliedsstaaten für diesen Bereich, wird bereits seit Langem unterwandert. Viele dieser Regelungen sind leider praxisfern, konterkarieren die nachhaltige Waldbewirtschaftung sowie die Anpassung an den Klimawandel und führen zu massiven Zielkonflikten.
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Der Wald steht insbesondere durch den Klima-Wandel unter Druck und ist zugleich ein wichtiger Faktor im Kampf um die Begrenzung der Erderwärmung - wie unterstützen Sie die hiesige Forstwirtschaft bei den entsprechenden Herausforderungen?
Wälder spielen eine entscheidende Rolle bei der Bindung von Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Atmosphäre. Durch das Wachstum der Bäume wird CO2 aufgenommen und im Holz gespeichert. Dieser Kohlenstoff bleibt im Holz erhalten, solange das Holz genutzt und nicht verbrannt oder verrotten gelassen wird. Indem Holz als nachhaltiger Baustoff verwendet wird, kann der Kohlenstoff für viele Jahre im Gebäude gebunden bleiben, was zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen beiträgt. Nachhaltig bewirtschaftete Wälder tragen damit wesentlich mehr zur Lösung der Klimakrise bei, als etwa solche, die sich selbst überlassen werden.
Nur eine ehrlich gelebte Bioökonomie, also eine nachhaltige, biobasierte Wirtschafts- und Lebensweise, kann letztlich zu einer klimaneutralen Gesellschaft führen und damit zu einer Abkehr des menschlichen Anteils am Klimawandel. Der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen wie zum Beispiel Holz bildet dabei das zentrale Fundament und substituiert CO2-intensive Energie- und Baustoffe. Zentralistische Gesetzgebung, großflächige Außernutzung-Stellungen und One-Size-Fits-All-Lösungen gefährden das erfolgreiche Modell der dafür notwendigen nachhaltigen und multifunktionalen Waldbewirtschaftung und werden von unserer Seite strikt abgelehnt.
Holz ist auch ein nachhaltiger Rohstoff. Welche Rolle kann der Wald für die wirtschaftliche Transformation spielen?
Holz ist ein vielseitig verwendbarer und erneuerbarer Rohstoff, der dazu beiträgt, den Bedarf an nicht erneuerbaren Ressourcen zu verringern und umweltfreundlichere Alternativen in verschiedenen Sektoren zu fördern. Durch die Bereitstellung des Wert- und Rohstoffes Holz werden grüne Arbeitsplätze entlang der gesamten Wertschöpfungskette gesichert. Eine verstärkte Nutzung von Holz und holzbasierten Produkten ist die Basis zur Entwicklung einer nachhaltigen und kreislauforientierten Wirtschaft und einer erfolgreichen Bioökonomie.
Aber auch der nachhaltige Tourismus in Waldgebieten, der die Entwicklung der lokalen Wirtschaft fördert, schafft Arbeitsplätze im Gastgewerbe, im Naturführungsbereich und in anderen verwandten Bereichen. Darüber hinaus sind es die vielfältigen Ökosystemdienstleistungen, die sowohl für die Gesellschaft als auch für die Wirtschaft einen wichtigen Wert darstellen.
Wissenschaftler wollen den Wald mit digitaler Sensorik resilienter machen - wie kann moderne Technik dem Wald aus Ihrer Sicht helfen?
Frühwarn- und Überwachungssysteme für Schädlingsbefall/Krankheiten, Fernerkundung und Satellitentechnologie für Zustandserhebung/Monitoring, Drohnen und unbemannte Luftfahrzeuge, Datenanalyse und künstliche Intelligenz zur Verarbeitung der Datenmengen und Erstellung von Modellen, moderne Maschinen mit Ausstattung neuester Technologien – dies alles führt dazu, den Wald resilienter zu machen und die Forstwirtschaft im Sinne einer nachhaltigen Bewirtschaftung unserer Wälder tatkräftig zu unterstützen. Effizienz und Genauigkeit können mit moderner Technik verbessert und potenzielle negative Auswirkungen auf den Wald reduziert werden.
Digitale Technologien tragen aber auch dazu bei, Informationen und Wissen über bewährte Verfahren und Forschungsergebnisse im Bereich der Waldbewirtschaftung zu teilen, die Praxis mit der Forschung zu verbinden und die Aus- und Weiterbildung voranzutreiben.
Bei all diesen positiven Errungenschaften und Einsatzmöglichkeiten dürfen aber die Fragen des Datenschutzes nicht vergessen werden. Moderne Technik und digitale Sensorik können zudem niemals als Ersatz für traditionelles Waldbewirtschaftungswissen und -praktiken dienen, sondern als unterstützendes Werkzeug. Eine ausgewogene Integration von Technologie und Fachwissen ist entscheidend, um die Vorteile moderner Möglichkeiten optimal zu nutzen und gleichzeitig die langfristige Gesundheit und Nachhaltigkeit des Waldes zu gewährleisten.