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Überforderung von Unternehmen führt zu Zettelwirtschaft

Wie Brandenburgs Tourismuswirtschaft durch die Pandemie gekommen ist

Dr. Andreas Zimmer - Leiter des Bereichs Clustermanagement Tourismus bei der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH Quelle: TMB-Fotoarchiv Dr. Andreas Zimmer Leiter des Bereichs Clustermanagement Tourismus TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH 16.06.2021
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"Wir haben in den letzten 15 Monaten unsere Kraft als Landesmarketingorganisation in den Dienst der Tourismuswirtschaft im Rahmen der Pandemiebekämpfung gestellt und alle Wellen gemeinsam mit der Branche durchlebt", sagt Dr. Andreas Zimmer von der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH. Die entsprechenden Programme wurden gut angenommern und nun der Experte zuversichtlich auf alles Kommende.







Zusätzlich zur Überbrückungshilfe III gab es für Hotels und Beherbergungsbetriebe Zuschüsse für Digitalisierung. Wie ist die Lage in der Tourismusbranche in Ihrer Region?
Das Thema Digitalisierung steht seit vielen Jahren bei unseren Unternehmen ganz oben auf der Agenda. Die Corona-Krise hat hier als zusätzlicher Katalysator gewirkt. Wir hatten ja in den vergangenen Monaten immer wieder Situationen, in denen digitale Formate nicht mehr nur ein „Nice-to-have“ waren, sondern oftmals die einzige Möglichkeit, mit seinen Kunden und Gästen in Verbindung zu bleiben. Wir waren dabei überrascht, wie experimentierfreudig sich die Beherbergungsbranche, aber auch viele andere touristische Einrichtungen sowie Kulturanbieter*innen zeigten. Sicherlich war damit der Umsatzausfall, aber vor allem auch die sozialen Folgen der Pandemie allenfalls abzumildern, aber immerhin nutzen viele Unternehmer*innen die Zeit, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen.

Besonders erfreut hat uns, dass viele mutig in der Krise investierten, z.B. in Technologie für hybride oder digitale Veranstaltungsformate, in neue Webseiten, kontaktlose Bezahl- und Bestellsysteme, Online-Shops oder Streamingangebote.

Leider liegen uns zurzeit noch keine genauen Zahlen vor, in welchem Umfang dafür die Zuschüsse der Überbrückungshilfe III genutzt wurden. Mit Blick auf die Förderung stellen wir jedoch fest, dass das Gastgewerbe die Überbrückungshilfen sehr gut angenommen hat, war es doch auch am stärksten von den gesetzlichen Einschränkungen betroffen.

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Der Gesetzgeber gibt viele Dokumentationspflichten vor. Wie könnte und sollte die öffentliche Hand die Digitalisierung der Hotels und Beherbergungsbetriebe diesbezüglich fördern?
Die Fülle an gesetzlichen Vorschriften im Gastgewerbe war schon vor der Krise vielfältig: Meldewesen, Arbeitszeiterfassung, Lebensmittelhygiene, Reinigung und Infektionsschutz, Kassensysteme u.v.m.

Für viele dieser Auflagen wurden in den letzten Jahren auch elektronische Varianten etabliert, aber der Aufwand bleibt insbesondere für kleinere Unternehmen beträchtlich. Die Corona-Situation mit ihren besonderen Anforderungen an Hygieneverordnungen, Kontaktnachverfolgung, teilweise Aufbewahrung von Testergebnissen usw. hat diese Situation zusätzlich belastet.

Viele Unternehmen haben sich hier überfordert gefühlt, insbesondere da in der öffentlichen Wahrnehmung neue digitale Anwendungen ja durchaus auch kontrovers diskutiert wurden. Das führt bei vielen Unternehmen dazu, dass sie sich z.B. der digitalen Kontaktnachverfolgung nicht anschlossen, sondern lieber weiterhin „Zettelwirtschaft“ betrieben.

Ich denke, dass einerseits die öffentliche Hand und ihre Einrichtungen, aber auch die Branchenverbände, zunehmend eine Orientierungs- und Kompassrolle einnehmen müssen, da oftmals den kleinen Unternehmen die Zeit, aber teilweise auch das Wissen fehlt, sich im wachsenden Markt der technischen Möglichkeiten auszukennen. Andererseits sollte man die Dokumentationspflichten auf das Notwendige und Sinnvolle beschränken, ohne natürlich Abstriche an der Sicherheit zu machen.

Wie unterstützen Sie die Branche in Ihrer Region in dieser Frage?
Wir haben in den letzten 15 Monaten unsere Kraft als Landesmarketingorganisation in den Dienst der Tourismuswirtschaft im Rahmen der Pandemiebekämpfung gestellt und alle Wellen gemeinsam mit der Branche durchlebt. Besonders lag es uns am Herzen, Services zu entwickeln, die den Unternehmen helfen, durch diese so schwierige Zeit zu kommen. Im Mittelpunkt stand dabei unser Branchenportal Tourismusnetzwerk Brandenburg, auf dem wir alle Informationen, FAQs, Verordnungen und Vorschriften übersichtlich aufbereitet haben. Dazu gehörten auch Tools wie der Covid-PLZ-Check, mit dem man einfach anhand der Postleitzahl Inzidenzwerte herausfinden konnte, die Kontaktnachverfolgungslösung Check-In-Brandenburg, die wir bereits im November 2020 an den Start gebracht haben und Bestandteil unserer landesweiten Initiative „Gastfreundschaft mit Verantwortung“ ist, der digitale Gutscheinverkauf Brandenburghelfen, oder ein z.T. täglicher Newsletter, der die aktuelle Lage zusammenfasste.

Begleitet wurden diese Maßnahmen durch ein vielfältiges, digitales Veranstaltungsprogramm mit über 80 Events rund um die Themen Technologie, Neustart, Förderung, Verordnungen und Innovation. Daran haben erfreulicherweise mehrere tausend Unternehmen teilgenommen.

Mit allen diese Initiativen versuchen wir als Partnerin der Branche einerseits Orientierung und Klarheit zu geben, aber andererseits auch Raum für den wichtigen Austausch untereinander zu schaffen.

Nach aktuellen Studien wird Erholung des Hotelmarktes zunächst vom inländischen Freizeitreisetourismus angetrieben - was bedeutet das für Ihre Region?
Zum Glück sehen wir diese Entwicklung nicht nur in Studien, sondern auch in der Realität. Schon im vergangenen, leider viel zu kurzen Sommer 2020, waren Destinationen in Brandenburg gefragte Reiseziele. Wir wissen zwar, dass ein Teil dieses Erfolgs auf den nicht möglichen Outgoing-Tourismus zurückzuführen war. Dennoch: für die Nachfrage und Sehnsucht nach Natur, Erholung, Weite, schließlich auch nach Erleben von Gemeinschaft und Gastfreundschaft haben wir außergewöhnliche, authentische und nachhaltige Produkte und Angebote bei uns in der Region. Für die Zukunft sind wir also jetzt schon gut aufgestellt und wir sehen auch am touristischen Investitionsgeschehen, dass viele mit uns diese Gewissheit teilen. Deshalb ruhen wir uns nicht aus, sondern blicken zuversichtlich auf alles Kommende.

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