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Interview06.11.2023

Klassische Familienunternehmen müssen einige Dogmen hinterfragen

Warum es diese Unternehmensform zu stärken gilt

Prof. (FH) Dott. Markus Weishaupt - Geschäftsführender Gesellschafter, Weissman International Quelle: Weissman International Prof. Dr. Markus Weishaupt Geschäftsführender Gesellschafter Weissman International
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Dipl.- Journ. Nikola Marquardt
Founder & Herausgeberin
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"Der Generationswechsel ist wohl die intensivste und risikoreichste Zeit in einem Familienunternehmen", erklärt Prof. (FH) Dott. Markus Weishaupt von Weissman International. Von der Politik fordert er in Steuerdingen mutige Entscheidungen.





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Familienunternehmen haben besonders loyale Mitarbeiter, eine Herausforderung ist aber der Generationswechsel. Wie sehen Sie die Lage der Familienunternehmer hierzulande grundsätzlich?
Ja, der Generationswechsel ist wohl die intensivste und risikoreichste Zeit in einem Familienunternehmen, zumindest bis zur 5. Generation, denn bis dahin überleben nur ca. 5% aller Familienunternehmen. Aber es ist auch die chancenreichste. Ohne junge Generationen, die im Unternehmen Verantwortung übernehmen und Antworten für die Herausforderungen unserer neuen Welt finden, überlebt keine Organisation. Das gilt für die Inhaberschaft, aber auch für die Mitarbeitenden. Familienunternehmen sind, so wie wir alle, in eine neue Ära eingetreten, die ich „Diversifizierte Polykrisen-Epoche“ nennen möchte. Überleben ist keine Selbstverständlichkeit mehr und wird zum wichtigsten Erfolgsziel. Agile Anpassung ist der Weg dorthin. Und hier sehe ich die Gefahr. Klassische Familienunternehmen müssen einige Dogmen hinterfragen, die bisher als Erfolgskriterien galten. Echte Kooperation mit ausgewählten Organisationen und die Öffnung des Kapitals für strategische Partner und Mitarbeiter, zusehends auch familienexternes Management, Diversität in den Gremien und Führungskreisen, echte Innovation neben der klassisch inkrementellen, digitale Kompetenz in allen Bereichen und die aktive Positionierung als attraktiver Arbeitgeber werden erfolgsentscheidend sein.

Familienunternehmen sehen sich als besonders innovativ. Wie bewerten Sie diese Einschätzung?
Ich teile diese Einschätzung nur bedingt, und zwar wenn es um inkrementelle Innovation geht, also darum kleine Verbesserungen an bestehenden Produkten zu realisieren. In der etwas weitreichenderen, oder gar disruptiven Innovation sind die überwältigende Mehrheit der Familienunternehmen nicht zu Hause. Die Voraussetzungen hierfür, sowohl finanziell als auch kulturell, sind nicht nur bei Familienunternehmen rar. In der derzeitigen digitalen, exponentiellen Entwicklung durch KI muss gerade in der Erarbeitung der Unternehmensstrategie viel genauer analysiert werden, welche möglichen Innovationen disruptive Auswirkungen auf das eigene Unternehmen haben könnten und wie man selbst eine wirkliche Innovationskultur aufbauen kann.

Als ein Hindernis sehen die Familienunternehmen den Fachkräftemangel. Was muss da passieren?
Ein altes Thema. Es geht schon seit mehr als 20 Jahren um den sogenannten Fachkräftemangel. Dabei tun sich Unternehmen heute fast leichter Fachkräfte zu finden als gute Mitarbeitende ohne Fachausbildung, weil die Bereitschaft mittlerweile gestiegen ist, Fachkräfte entsprechend zu vergüten. Hilfskräfte gefühlt überzubezahlen ist eine “noch nicht” überwundene Hürde, die dann genommen wird, wenn man merkt, dass loyale und leistungsbereite Hilfskräfte weit wertvoller sind, als sie heute bezahlt werden.  Auch müssen wir endlich aufhören über die sogenannte GenZ zu schimpfen, die anscheinend nur “work life balance” im Kopf hat und unverschämte Forderungen an die Arbeitgeber stellt. Familienunternehmen  werden sich an die veränderten Arbeitsmarkt Rahmenbedingungen anpassen und attraktive Antworten auf die Fragen der neuen Generationen finden müssen. Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass wir zusehendes nicht nur weniger Arbeitskräfte haben werden, sondern dass diese bereits heute aus verschiedenen Kulturkreisen kommen und die jungen Generationen nicht dieselben Arbeitsvorstellungen haben wie die Babyboomers.

Wie sollte die Politik Familienunternehmer im Übrigen unterstützen?
Die Politik muss sich als Befähiger verstehen, nicht als Verhinderer, als Schaffer von vorteilhaften Rahmenbedingungen, auf dass Unternehmen die bestmöglichen Voraussetzungen haben, um auf dem Weltmarkt erfolgreich zu sein. So ist u.a. die ewige Diskussion um die Erbschaftssteuer nicht zielführend. Familienunternehmen haben eine extrem relevante Bedeutung für die Wirtschaft und die Gesellschaft. Es gilt die Unternehmensform zu stärken, denn erfolgreiche Familienunternehmen sind die beste Unternehmensform, die es gibt. Familienunternehmen in der Übergabe zu besteuern hat vernichtende Auswirkungen. Der Verkauf von Unternehmen und Anteilen hingegen muss meines Erachtens so hoch besteuert werden wie Arbeit besteuert wird. Wenn Arbeitsleistung und Kapitalleistung (Dividenden und Anteilsverkauf) gleich besteuert würden, dann könnten wir Arbeit wahrscheinlich weniger besteuern als heute. Mutige Entscheidungen sind gefragt.

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