Zusätzlich zur Überbrückungshilfe III gab es für Hotels und Beherbergungsbetriebe Zuschüsse für Digitalisierung. Wie hilfreich waren diese Fördermaßnahmen aus Ihrer Sicht?
Der Digitalisierung von Prozessen im Hotel kommt derzeit eine noch wichtigere Rolle als je zuvor zu. Sie ist ein wichtiger Baustein für das Wiederhochfahren und für nachhaltiges Wachstum der Hotellerie. Durch den Einsatz digitaler Lösungen können Hotels effizienter operieren und bleiben dadurch kundenorientiert und wettbewerbsfähig.
Es ist daher zu begrüßen, dass Digitalisierungsinvestitionen (von einmalig bis zu 20.000 Euro) im Rahmen der Überbrückungshilfe III als förderungsfähige Fixkosten angesetzt werden können und entsprechend der aktuellen Berechnungssystematik erstattet werden. Auch Programme wie „Digital Jetzt“ gehen in die richtige Richtung.
Allerdings reichen die Hilfen und Förderungen nicht aus. Laut unserer Branchenumfrage in der Zeit vom 3. bis 7. Mai 2021, an der sich 5.700 gastgewerbliche Unternehmer beteiligten, gaben 27,4% der Unternehmer an, dass sie von den Fördergrenzen der Hilfsprogramme betroffen seien. Zudem decken die Überbrückungshilfe III nur durchschnittlich 48,1% der Verluste ab.
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Der Gesetzgeber gibt viele Dokumentationspflichten vor. Wie könnte und sollte die öffentliche Hand die Digitalisierung diesbezüglich fördern?
Leider ist Deutschland in vielen Bereichen der Digitalisierung (zu) spät dran. Einige Initiativen der Bundesregierung geben aber Anlass zur Hoffnung, dass die Digitalisierung auch bald hier an Tempo gewinnt.
So hat der Deutsche Bundestag mit dem Gesetz zur Erprobung weiterer elektronischer Verfahren zur Erfüllung der besonderen Meldepflicht in Beherbergungsstätten Anfang des Jahres 2021 die Möglichkeit eröffnet, künftig weitere innovative Verfahren für die Hotellerie zu etablieren. Die Digitalisierung des Hotel-Check-in wird damit noch einmal eine Beschleunigung erhalten.
Die Branche begrüßt die sich hieraus ergebenden zusätzlichen Handlungsoptionen. Als Pilotprojekt wurde bereits ein digitaler Hotel-Check-in auf den Weg gebracht, von dem insbesondere Dienstreisende profitieren sollen, und bei dem seitens der Hotellerie die Unternehmen Lindner Hotels, Motel One und Steigenberger (Deutsche Hospitality) eingebunden sind. Der Check-in soll künftig über das Smartphone und einen QR-Code erfolgen, über die Datenfreigabe und ihren Umfang entscheidet der Hotelgast dann selbst.
Wo stehen die Hotels bei der Digitalisierung vom Marketing über den Aufenthalt und der Kundenpflege nach dem Ausschecken inzwischen da? Und wo sehen Sie noch Handlungsbedarf?
Bereits vor der Corona-Pandemie hat kaum ein Thema die Hotelbranche so sehr geprägt und derart viele grundlegende Veränderungen mit sich gebracht, wie die Digitalisierung. Durch die Pandemie erfährt die Digitalisierung der Hotellerie nun noch einmal eine deutliche Beschleunigung und fördert Entwicklungen in vielen Bereich.
Eine bereits im Jahr 2019 von Roland Berger, dem Hotelverband Deutschland (IHA) und der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) durchgeführte länderübergreifende Benchmarkstudie zum Digitalisierungsstand der Branche zeigt, dass eine Start-up-Mentalität und der damit verbundene offene und agile Zugang zum Thema Technologie immer stärker Einzug in die Branche hält. Die Hotelmanager haben ein Gespür für die Tragweite der laufenden Entwicklungen ausgebildet und wissen, dass sie nicht ins Hintertreffen geraten dürfen.
Immer mehr Unternehmen erkennen und nutzen diese digitalen Anwendungen zur innerbetrieblichen Optimierung von Abläufen und Prozessen. Gleichzeitig werden die Herausforderungen bewusster wahrgenommen. Mit den neuen digitalen Möglichkeiten steigen Wettbewerbsdruck, Komplexität und Anforderungen an die Datensicherheit. Auch hinter den Kulissen hält die Digitalisierung immer mehr Einzug. Suchmaschinenoptimierung und Revenue Management sind aus dem Hotelalltag nicht mehr wegzudenken, aber auch die Mitarbeiterkommunikation wird immer digitaler.
Luft nach oben gibt es noch mit Blick auf die Customer Journey. Während der Gast an einigen Touchpoints, wie der Buchung oder Hotelsuche, bereits digital gut abgeholt wird, gibt es während des Aufenthaltes und bei der Buchung von Zusatzangeboten noch Potentiale zu heben.
Voraussetzung dafür ist vor allem das Wissen um die digitalen Möglichkeiten und deren Einsatz im Betrieb. Dabei geht es vor allem um einfache operative Anwendbarkeit der Lösungen. Um hier noch fitter zu werden, benötigen die Unternehmen mehr digitalen Support von außen und gleichzeitig mehr Know-how im Betrieb.
Besonders wichtig ist hier eine zeitgemäße Ausbildung für die Fachkräfte von morgen. Die Schulen müssen dem Nachwuchs die Tools von morgen beibringen mit Lerninhalten, die laufend evaluiert und mit Inputs aus der Praxis angereichert werden.
Nach aktuellen Studien wird Erholung des Hotelmarktes zunächst vom inländischen Freizeitreisetourismus angetrieben - was bedeutet das für die Hotels?
Der bereits fest etablierte Trend zum „Urlaub daheim“, der auch weiterhin durch noch herrschende Unsicherheiten in Bezug auf Auslandsreisen getrieben wird, wird sich auch in den kommenden Jahren positiv auf die hiesige Hotellerie auswirken. Dabei ist sowohl im Städtetourismus als auch bei Wellness- und Erholungsreisen ebenso wie im Aktivtourismus von Nachfragezuwächsen auszugehen. Somit steht die im Inland generierte freizeittouristische Nachfrage an der Spitze des Markterholungsprozesses. Die weitere Verstärkung des Trends zum Urlaub in Deutschland lässt hier durchaus neue Entwicklungsimpulse und eine weitere Professionalisierung im Bereich der Ferienhotellerie erwarten.