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26.03.2023
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DIE TOURISTIK STARTET NEU

Wie digital die Reisebranche durch Pandemie geworden ist

Nikola Marquardt, Mitherausgeberin des Fachdebattenportals Meinungsbarometer.info

Nikola Marquardt, Mitherausgeberin des Fachdebattenportals Meinungsbarometer.info [Quelle: Redaktion]


Nach einem monatelangen fast vollständigem Stillstand startet die Reisebranche neu. Viele Unternehmen der Branche hatten drastische Umsatzeinbrüchen und waren auch Hilfe angewiesen. Zum Teil wurde die Zeit genutzt, um die Digitalisierung voranzutreiben. Allerdings betont Dr. Walter Säckl, Generalsekretär des Österreichischen ReiseVerbandes (ÖRV) in der Fachdebatte aus meinungsbarometer.info: „Die Verbindung Online- und stationärer Vertrieb ist schon seit Jahren Strategie der Reisebüros. Ohne diese hätte der Marktanteil nie gehalten werden können.“ Rainer Hageloch, Vorstand AER Kooperation AG sieht die großen Chancen in den zusätzlichen digitalen Vertriebsmöglichkeiten, wo automatisierte Prozesse maßgeblich helfen, Kontakte und Buchungen zu generieren und Abläufe zu vereinfachen. „Der manuelle Abgleich der Daten entfällt und bringt eine essenzielle Zeit-und Arbeitsersparnis für den Counter mit sich.“

Anke Budde, Vorstandsmitglied und Geschäftsstellenleiterin Allianz der selbständiger Reiseunternehmen (asr), prognostizieren, „dass dies zudem zu einer weiteren Differenzierung der Geschäftsmodelle führen wird: Hier die digitalisierten Massenprodukte wie z.B. der klassische Badeurlaub am Mittelmeer – dort die beratungsintensiven Studien- und Fernreisen, wo nur Teile der Prozesse automatisiert werden können.“ Aber auch in diesen Nischen habe die Branche in den letzten 12 Monaten schnell hinzugelernt, welche flankierenden Möglichkeiten sich z.B. durch Online-Beratungen und virtuelle Erlebnisse ergeben. Gerade der Kundenkontakt wird sich womöglich nicht gänzlich digitalisieren lassen. So beobachtet Gregor Kadanka, Obmann des Fachverbandes der Reisebüros in der Wirtschaftskammer Österreich, „dass die Buchung im stationären Reisebüro und der persönliche Kontakt zu Reiseexperten weiterhin von vielen Kunden geschätzt wird.“ Gerade in den vergangenen Jahren mit ihren Pleiten in der Flug- und Reisebürobranche der Pandemie usw. hätten sich die Vorteile einer Buchung im stationären Reisebüro gezeigt. „Hier hat man einen persönlichen Ansprechpartner, der bei Problemen weiterhelfen kann. Bei Buchungen über digitale Plattformen ist dies oftmals schwieriger.“

Das bestärtigt auch Luc B. Vuilleumier, President der Swiss Travel Association (STAR). Es reiche nicht möglichst viele Datenbanken (Flug, Hotel, Mietwagen, Transfer, Tour Packages etc.) anzuzapfen und dem Kunden in einem bunten Mix anzubieten. „Reisen ist emotional und eben nicht digital.“ Gerade bei den Verfügbarkeiten der einzelnen Bausteine brauche es die Zauberfähigkeiten des Reiseprofis. „Nicht umsonst sind Kunden, welche mal online gebucht haben, danach die treusten Kunden im Reisebüro.“ Allerdings befürchtet Julia Richter, Geschäftsführerin beim Fachverband Deutscher Sprachreise-Veranstalter e.V. (FDSV), dass die Krise auch vor ihrer Nische nicht halt machen und es weitere Geschäftsaufgaben und Insolvenzen geben wird. „Aber am Ende wird es den Markt auch ein Stück weit bereinigen und Raum für neue Anbieter schaffen.“ Auch Übernahmen von branchenfremden Unternehmen seien in der Branche keine Seltenheit mehr.

In der Fachdebatte verweisen Hotelmanager auf die Transformation in ihrem Segment am Ende der Buchungskette. So konstatiert Rolf Seelige-Steinhoff, Geschäftsführer der SEETELHOTELS, dass der Vertrieb wesentlich digitaler geworden ist. Diese Entwicklung sei schon vor Corona absehbar gewesen, habe sich aber schneller entwickelt. „Online-, Buchungen, digitale Informationen, online Gästebewertungen, all dieses spielt im Vertrieb eine große Rolle.“ Dr. Clemens Ritter von Kempski, Eigentümer und Geschäftsführer der Ritter von Kempski Privathotels in Stolberg/Südharz bemerkt, dass der Gast bestimmte Mindeststandards erwarte und sich an die auch in anderen Branchen gewonnenen Vorzüge gewöhnt habe. Digitalisierte Prozesse sparen ihm Zeit und Kosten. „Außerdem tragen kontaktlose Interaktionen zum Beispiel beim Check-In oder beim Bezahlen zur Infektionssicherheit bei.“

Karina-Anna Dörschel, Geschäftsführerin der Sonnenhotels GmbH blickt in die Zukunft und wünscht sich von der Politik verbindliche Aussagen, verlässliche Daten und schlicht Planbarkeit - und das, bei allen Unwägbarkeiten, die das Corona-Virus und seine Mutationen mitbringen, möglichst nachhaltig. „Ein „On – Off Betrieb" ist für viele Zweige unserer Branche nicht leistbar. Insbesondere, wenn wir unseren Blick auf unser wichtigstes Kapital lenken: unsere Mitarbeitenden.“