"Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sind entscheidende Treiber für die Dynamik in der diagnostischen Industrie", sagt Dr. Martin Walger, Geschäftsführer des Verbandes der Diagnostica-Industrie (VDGH). Die Fortschritte in der In-vitro-Diagnostik beispielsweise seien in den letzten Jahren besonders durch die Kombination aus fortschrittlicher Datenanalyse, KI, Miniaturisierung und Laborautomation bemerkenswert gewesen. Die Zukunft der Medizin verspreche revolutionäre Fortschritte. Allerdings verhindere die aktuelle Gesetzeslage viele mögliche Innovationen, etwa fehle "nach wie vor eine Ausweitung digitaler Gesundheits- und Pflegeanwendungen auf In-vitro-Diagnostika".
Durch verbesserte Datenverarbeitung und Mustererkennung ermögliche der Einsatz von künstlicher Intelligenz heute die "Analyse komplexer medizinischer Daten aus unterschiedlichen Quellen", meint Elisabeth Pachl, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Trustworthy Digital Health am Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme IKS in München. Für weitere schnelle Fortschritte müssten nun die Voraussetzungen geschaffen werden. Ihr Fokus liegt auf multimodaler KI. Diese ermögliche es, "medizinische Bilder schnell zu analysieren, Krankheitsverläufe aus (historischen) Patientendaten vorherzusagen und personalisierte Therapieansätze abzuleiten".
Grundsätzlich sieht Timo Burkhardt, kaufmännischer Geschäftsführer im Departement für diagnostische Labormedizin des Unikinikums Tübingen eine Vielzahl an positiven Aspekten bei der permanenten Weiterentwicklung diagnostischer Geräte. Allerdings seien, vor allem durch die IVD-Richtlinie getriggert, auch "bisher verlässlich eingesetzte Diagnostikprodukte fatalerweise vom Markt" verschwunden. Sehr gespannt sein dürfe man, wie sich das Thema der Nachhaltigkeit auf die Weiterentwicklung des Diagnostikamarktes auswirken werde.
"In den vergangenen Jahren hat sich die Diagnostik im medizinischen Bereich deutlich fortentwickelt", konstatiert Dr. Guido Schütte von Siemens Healthineers. Der Leiter Labordiagnostik in Deutschland und den Niederlanden sieht etwa viele Fortschritte dank der Implementierung elektronischer Patientenakten. "Dadurch können sich Personen, die an der Behandlung beteiligt sind, jederzeit ein umfassendes und aktuelles Bild über den Gesundheitszustand ihrer Patient*innen verschaffen." Zudem bestehe so die Möglichkeit, den "Behandlungspfad als Prozesskette abzubilden".
Die aktuellen Fortschritte in der Diagnostik sind enorm und vielversprechend. Sie würden letztlich "zu einer verbesserten Gesundheitsversorgung führen, die auf präziseren, personalisierten und minimal-invasiven Ansätzen basiert", sagt Katharina Fox vom Clustermanagement Gesundheitswirtschaft der Stadt Mannheim: "Ein Beispiel dafür ist das Point of Care Testing am Universitätsklinikum Mannheim, das durch technologische Fortschritte effizienter und genauer geworden ist." Auch Unternehmen wie Roche am Standort demonstrierten eindrucksvoll die Rolle fortschrittlicher Technologien bei der Weiterentwicklung von Diagnostika.
Welchen Stellenwert Daten in der modernen Medizin haben, beschreibt Prof. Dr. Norman Uhlmann, unter anderem Geschäftsführer der h3ko Innovations GmbH und Arbeitskreisleiter Interoperabilität beim Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung in seinem Beitrag. Der elektronischen Patientenakte (ePA) misst der Experte einen hohen Wert bei, die jeweilige Datensätze für verschiedenste Systeme geeignet aufbereite. "Der deutsche Gesetzgeber hat die Potentiale erkannt und steuert Vorgaben im gesetzlichen Gesundheitssystem durch das KIG (Kompetenzzentrum für Interoperabilität im Gesundheitswesen ein und prüft die Einhaltung."