Ausgangspunkt der Fachdebatte auf meinungsbarometer.info war die Frage, was die Digitalisierung der Banken generell bringt, was FinTechs dazu beitragen und was bei diesem Prozess für die Kunden herausspringen kann. Dieser Digitalisierungsprozess beginnt "bei den etablierten Geschäftsbanken und Sparkassen unserer Einschätzung nach erst", meint Daniel Bauer, Vorstandsvorsitzender SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. "Interessant" findet er einige FinTech-Newcomer im Bereich der Broker und Wertpapierbanken.
Der Markteintritt von großen Plattformunternehmen und FinTechs in das Banking fordere die deutschen Banken heraus, treibe die Entwicklung voran, schätzt Tobias Tenner ein, der Leiter der Themengruppe Digitalisierung beim Bundesverband deutscher Banken e.V. Die Banken müssen aus seiner Sicht im Sinne der Kunden rasch auf diese Veränderungen reagieren. Das sieht auch Andrea Heyer so, Referatsleiterin Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale Sachsen. "Kunden wenden sich deshalb zunehmend an alternative Anbieter." Sie mahnt zur Vorsicht: Deren Lösungen seien in der Regel nutzerfreundlich, bergen aber einige Risiken.
Letztendlich geht es bei diesem Prozess "um ein Neudenken der gesamten Geschäftsprozesse bis hin zur Neukonzeption des Geschäftsmodells", betont Professor Dr. Jürgen Moormann, Professor für Bank- und Prozessmanagement an der Frankfurt School of Finance & Management. Wer die Digitalisierung des Bankwesens mit bloßer Automatisierung der Geschäfts- oder Kundenprozesse verwechsle, gefährde sein Geschäft. Die Finanzinstitute müssten "die Kunden dort abholen, wo sie zukünftig sein werden – nämlich im digitalen Raum", stimmt Guido Zimmermann, Analyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), zu. Da nichts im Internet zu 100 Prozent sicher sei, hätten Datenschutz und IT-Sicherheit oberste Priorität für Banken und Finanzaufsicht.
Dessen ist sich Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht der BaFin, bewusst. "Digitale Geschäftsmodelle mit Online-Vertrieb und rund um die Uhr verfügbaren Servicekanälen gewinnen auch in Deutschland mehr und mehr Marktanteile." Das könne Nutzen stiften, schaffe aber zugleich neuen Wettbewerb und Cyber-Risiken. Deshalb sei eine adäquate Bankenaufsicht über digitale Finanzgeschäfte unabdingbar und werde seitens der BaFin auch mit einem umfangreichen Instrumentenkasten durchgeführt.
Sehr optimistisch bewertet die Entwicklung der FinTechs naturgemäß Kurosch Daniel Habibi, Mitbegründer des Berliner Unternehmens CARL sowie FinTech-Sprecher im Bundesverband Deutsche Startups. "Fintechs sind die größten Disruptoren unserer Zeit – und zugleich Treiber des Fortschritts durch ihre Kooperation mit etablierten Banken." Er warnt jedoch in anderer Hinsicht: "Die positive Entwicklung in Deutschland darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir im internationalen Vergleich dennoch an Boden verlieren."