Wie bewerten Sie den aktuellen Stand des Digitalisierungsprozesses im Bankgewerbe?
Im Zeitalter der digitalen Transformation erleben wir viele Veränderungen und bahnbrechende Innovationen. Das macht auch vor der Banken- und Versicherungsbranche keinen Halt. Es ist klar erkennbar, dass Startups den Finanzdienstleistungsbereich gehörig umkrempeln. Fintechs sind die größten Disruptoren unserer Zeit – und zugleich Treiber des Fortschritts durch ihre Kooperation mit etablierten Banken.
Doch was genau machen FinTechs? Sie bieten zum Beispiel individuelle Bezahllösungen für Online-Shops, digitale Vermögensverwaltung bis hin zum Verkauf des Eigenkapitals ganzer mittelständischer Unternehmen – und schaffen mit Innovationen den Bedürfnissen der Kund*innen orientierte Lösungen. Während sich klassische Banken, besonders sichtbar im Endkundengeschäft, oft noch schwertun, innovative digitale Lösungen anzubieten, sind es gerade FinTech-Startups, die echte Neuerungen in die deutsche Finanzdienstleistungslandschaft bringen. FinTechs sind mit digitalen Geschäftsmodellen, wie dem Angebot von Software-as-a-Service, von Beginn an umfassend digital aufgestellt, das zeigt der FinTech Startup Monitor des deutschen Startup-Verbandes. Mit ihren Innovationen treiben sie auch etablierte Unternehmen an und sind Treiber technologischen Fortschritts. Disruptive Technologien, wie Künstliche Intelligenz oder Blockchain-Lösungen, spielen bei FinTechs eine zentrale Rolle.
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Ist die Digitalisierung vor allem Dienst am Kunden oder bietet sie im Effekt nur neuartige Möglichkeiten, Geld zu verdienen bzw. Kosten zu sparen?
Wer jedoch jetzt an Informatikstudierende denkt, die einsam im dunklen Keller sitzen, ist auf dem Holzweg. Die gigantischen Wachstumszahlen lassen bereits durchscheinen, dass Kund*innen technologischen Neuerungen gegenüber äußerst offen sind, sie wollen das Bankkonto sowie Trades über ihr Smartphone abwickeln, sei es, um Geld zu verdienen respektive Kosten zu sparen. Gleichzeitig machen FinTechs durchschnittlich zwei Drittel ihrer Umsätze im B2B-Bereich und sind echte Digitalisierungstreiber, gerade auch der Finanzwirtschaft.
Welche Gefahren lauern bei neuen Finanzdienstleistungen, wie steht es um die IT-Sicherheit und den Datenschutz bei digitalen Finanztransaktionen?
Welche Gefahren? Drei von vier FinTechs sind in Kooperationen mit etablierten Unternehmen und bringen dadurch ihre technische Expertise und digitales Know-how in die Breite. Sie schaffen also nicht nur Jobs für einige wenige, sondern wirken in die Breite und sind somit Innovations- und Wachstumsmotor. Schon heute arbeiten rund 415.000 Menschen in Startups und Scaleups - aber das ist erst der Anfang. Wenn wir in Deutschland mit Blick auf den Anteil Beschäftigter bei Startups und Scaleups an der Gesamtbevölkerung das Niveau der USA erreichen, heiße das, beeindruckende 3 Millionen neue Arbeitsplätze würden geschaffen. FinTech spielen hier als wachstumsstärkstes Segment unter den Startups eine entscheidende Rolle.
Das Potential von Fintechs wird auch an den Finanzierungszahlen deutlich: 2019 wurden über 1,3 Mrd. € in deutsche FinTechs investiert. Auf einen Knick im Jahr 2020 (552 Mio. €) folgten zahlreiche große Finanzierungsrunden in Deutschland, die sich für das erste Halbjahr 2021 auf knapp über 2 Mrd. € summieren. Doch die positive Entwicklung in Deutschland darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir im internationalen Vergleich dennoch an Boden verlieren.
Insofern sollten wir uns keinesfalls auf den Erfolgen ausruhen. Für Enthusiasten des Fortschritts, denn nur ein lebendiges Startup-Ökosystem befruchtet sich selbst und bringt neue Erfolgsgeschichten auf den Weg. Und für Politikerinnen und Politiker - denn nur mit entsprechend positiven Rahmenbedingungen schaffen wir es, in Deutschland unser gewaltiges Potential zu heben.
Ist eine adäquate Bankenaufsicht über digitale Finanzgeschäfte gewährleistet?
Keine Frage. Ein Blick auf unsere exzellente Forschungslandschaft zeigt uns aber, welchen Schatz wir zu heben haben. Hier müssen wir schneller werden und dürfen natürlich die notwendigen Aspekte einer an Prinzipien ausgerichteten und technologieneutralen Regulierung nicht außenvorlassen. Des Weiteren müssen wir in Europa faire Wettbewerbsbedingungen herstellen, damit ambitionierte, innovative Startups nicht von den großen Tech-Tankern ausgebremst werden. Wir müssen Magnet für internationale Talente werden, und sie mit attraktiven Konditionen nach Deutschland locken, wie zum Beispiel attraktive gesetzliche Regelungen zur Mitarbeiterbeteiligung. Gelingt uns dies, dann schaffen wir es, das große Potential der FinTechs auch in Deutschland zu haben.