Die Technologie ist vornehmlich unter Fachleuten bekannt, aber immer häufiger im Einsatz: Sogenannte Long Range Wide Area Networks könnten unter dem Kürzel „LoRaWAN“ zu einem wichtigen Baustein für das Internet der Dinge werden. Denn mit dieser Technologie können Sensoren-Daten über kilometerweite Strecken übertragen werden - und das wartungsarm und für minimalste Kosten.
Prof. Dr. Axel Sikora, Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für verlässliche Embedded Systems und Kommunikationselektronik (ivESK) an der Hochschule Offenburg, betont vor allem die niedrigen Kosten der Low-Power Wide-Area (LPWA)-Funktechnologien, zu denen LoRaWAN zählt. Er spricht von Schlüsseltechnologien für das Internet der Dinge, weil durch sie „zahlreiche neue Anwendungen technisch und kommerziell möglich werden“.
Dr. Christian Hammel, Leiter Innovation Policies & Research Technologiestiftung Berlin, verweist darüber hinaus auf die gute Gebäudedurchdringung der Funktechnologie, die gut sei für intelligente Gebäude. Gerade der geringe Energieverbrauch bei LoRaWAN sei wichtig, denn dieser „erhöht die Lebensdauer von Batterien und spart Personal für den Batteriewechsel oder ermöglicht autarke Energieversorgung, z.B. mit Solarzelle.“
Matthias Gross von der Netze BW GmbH prognostiziert einen steigenden Bedarf. Im Augenblick seien es nicht zuletzt Wasser- und andere Zähler, die mit der Funktechnologie angesteuert werden. Das sei bequem, denn „keiner muss mehr für Ablesetermine zu Hause sein oder in die Häuser“. Zudem gebe es Nachfrage in der Gebäudeautomatisierung, aber etwa auch bei der Überwachung von Parkraum, von Anlagen der Öffentlichen Hand und von Versorgern in der Fläche des Landes – etwa bei Strom-, Gas-, Wasser- oder Telekommunikationsanlagen.
Sein Unternehmen treibt den LoRaWAN-Ausbau aktiv voran, daneben sind es in Deutschland nicht zuletzt Stadtwerke, die den Netzausbau forcieren. In unserer Fachdebatte berichtet z.B. Kai Krischnak von den Stadtwerken Bochum von zunächst rund 150.000 Euro Investitionen. Für Tamara Stefani (Stadtwerke Karlsruhe) war beim Netzausbau ein wichtiger Aspekt, dass Stadtwerke diese IoT-Netzwerke federführend ohne Abhängigkeit zu Drittanbietern aufbauen können. Für José David da Torre Suárez, Geschäftsführer Digitalstadt Darmstadt, stellt der eigene Ausbau ein wichtiges Element der Daseinsvorsorge dar.
Ludwigsburg und Kornwestheim sind bereits komplett mit LoRaWAN ausgeleuchtet. Laut Johannes Rager, Geschäftsführer der dortigen Stadtwerke, bietet sein Unternehmen entsprechende Dienstleistungen auch für andere Kommunen im Landkreis an, die Infrastruktur sei darüber hinaus für andere offen, die ihre eigenen Anwendungen realisieren wollen. Auch in Essen wird die Infrastruktur bereits genutzt. Tobias Grau von den Stadtwerken der Ruhrmetropole spricht zwar noch von einer Pilotphase, doch es gebe auch jetzt schon Nutzungen durch Kooperationspartner. Ingo Lemme von der Stadtwerke-Osnabrück-Tochter SWO Netz berichtet ebenfalls von ersten B2B-Partnerschaften in der Initialphase.
Auch andere Stadtwerke arbeiten an der Öffnung der von ihnen (mit-)aufgebauten LoRaWAN-Infrastruktur. So können gewerbliche Großkunden und Endkunden in Göttingen nach Auskunft des dortigen Stadtwerke-Experten Christian Finck die Infrastruktur (z.T. in Pilotprojekten) nutzen. Alle privaten Endkunden sollen ab Anfang 2022 folgen. Sebastian Jurczyk, Geschäftsführer Stadtwerke Münster GmbH, berichtet, dass die dortige Infrastruktur (wie anderswo auch) im sogenannten The-Things-Network eingebunden ist. Die übergreifende Initiative treibt den LoRaWAN-Ausbau voran – und: „Dadurch kann bereits jetzt jede Münsteranerin, jeder Münsteraner unsere Infrastruktur nutzen.“