Nach dem Willen des EU-Parlaments soll für die unterschiedlichen Systeme bei der elektronische Rechnungsstellung schnellstmöglich ein harmonisierter, gemeinsamer Standard geschaffen werden. Welche Vorteile und Herausforderungen sehen Sie dabei?
Generell ist das sehr begrüßenswert. Wir sind intern bei uns im Verband, vor allem aber auch unsere Mitgliedsinitiativen stets bedacht unsere Prozesse möglichst schlank und automatisiert zu halten. Einerseits aus personellen Gründen, auf der anderen Seite durch die hohe Fluktuation und der damit einhergehenden Fehleranfälligkeit, die gerade bei dem Thema Finanzen äußerst kritisch ist. Ein einheitliches System würde im internationalen Bereich einiges erleichtern. Und wir für uns vermuten, dass es einen vergleichbar geringen Mehraufwand geben würde, da wir sowieso bereits mit entsprechenden Lösungen arbeiten, die von der Anbieterseite aktualisiert werden müssten. Der Nutzen auf langfristiger Sicht wäre umso größer. Die große Herausforderung wird auf bürokratischer Seite liegen. Bürokratie hat so manchen schlanken Prozess in der Vergangenheit unnötig verkompliziert. Gerade kleinere Unternehmen in Grenzgebieten, die auch einmal grenzüberschreitend Arbeit verrichten – ich denke an Handwerksbetriebe –, könnten vor neuen Herausforderungen gestellt werden, wobei eine erfolgreiche Umsetzung gleichsam zu einer langfristigen Arbeitsminderung führen und den Wettbewerb fairer gestalten würde. Studentische Unternehmensberatungen könnten diesen Übergang begleitend vereinfachen und als Brückenbauer diese Umstellung tragbarer machen.
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Die EU-Staaten sollen sich in diesem Zusammenhang um Systeme zur Einhaltung der Steuervorschriften kümmern - wie bewerten Sie das?
Kritisch wird sein, dass die individuellen Steuervorschriften länderspezifisch sind. Und selbst wenn hier eine nötige Harmonisierung gelingt, muss aufgepasst werden, dass sich durch die Verantwortungsweitergabe an die einzelnen EU-Staaten nicht wieder Parallel-Systeme entwickeln, die zu weiterer Intransparenz führen. Die Vorgaben müssen von Anfang an soweit konkret definiert sein, dass es wenig bis keinen Interpretationsspielraum für die Systeme gibt – wobei dies wohl nie ausgeschlossen werden kann. Dabei ist klar, dass es in diesem Umfang nur mit den einzelnen EU-Staaten gelingen kann. Es wird am Ende davon abhängen, ob sie dabei jeweils die Vorteile für ihre Wirtschaft erkennen. So könnte ein funktionierendes System langfristig Kosten reduzierend wirken, gleichzeitig die Anfälligkeit von Umsatzsteuerbetrug reduzieren.
Bei den einheitlichen Systemen sollen die Kosten für KMU im Blick behalten werden - wie lassen sich die Aufwände für kleine Unternehmen möglichst gering halten?
Mittelfristig wird es auf entsprechende IT-Landschaften hinauslaufen. Wie bereits bei der ersten Antwort angesprochen, könnten studentische Unternehmensberatungen als wichtiger Brückenbauer gerade kleine Unternehmen unterstützen. Studentische Berater*innen wären in diesem Zuge günstiger als große Beratungshäuser, gleichzeitig flexibler in der Zeit und mit 3.000 Berater*innen innerhalb des BDSU bundesweit in großer Stückzahl verfügbar. So könnten die studentischen Unternehmensberater*innen im ersten Schritt zunächst die spezifischen Anforderungen für Unternehmen individuell prüfen und somit von Anfang an wichtige Weichensteller sein. Es bräuchte eine gewisse Übergangszeit und die Bereitschaft der Unternehmen, sich früh mit dieser Thematik zu beschäftigen und nicht kurz vor spät – bis zu spät.
Welchen Zeitrahmen halten Sie bei der angestrebten Harmonisierung für realistisch?
Schlussendlich wird der Zeitrahmen weniger von der Seite der Wirtschaft abhängen, sondern mehr von staatlicher / behördlicher Seite. Realistisch wären 3 – 5 Jahre.