Wie schätzen Sie den generellen Stand der Digitalisierung in der Berufsausbildung ein?
Natürlich kann ich nicht für den betrieblichen Teil der Ausbildung in Thüringen sprechen, wobei ich davon ausgehe, dass die Digitalisierung in allen Bereichen der Gesellschaft und besonders in der Arbeitswelt weit vorangeschritten ist. In den 103 Berufsschulen in Thüringen wurde im vergangenen Jahr ein riesiger Schritt gemacht. Zwar fehlt aktuell noch die flächendeckende WLAN-Ausstattung und Netzanbindung, aber erstere wird im Rahmen des Digitalpakts, wo noch nicht geschehen, jetzt zügig umzusetzen sein. Für letztere habe ich auch die Zusage des zuständigen Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft. Und natürlich hat uns auch die Pandemie vieles gelehrt. Digitaler Unterricht über die Thüringer Schulcloud ist bereits an den allermeisten Schulen Realität, dazu gehört selbstverständlich auch der Distanzunterricht über das Videokonferenztool BigBlueButton, genauso wie der Einsatz verschiedener digitaler Hilfsmittel (digitales Berichtsheft, digitales Klassenbuch, multimediale Tools und verschiedene Apps). Mit Brandenburg und Niedersachsen hat Thüringen vereinbart, dass wir die Schulcloud weiterentwickeln. Wir werden sie z.B. noch spezieller auf die Bedarfe von Berufsschulen zuschneiden können.
JETZT HERUNTERLADEN
DIE DOKUMENTATION DIESER FACHDEBATTE
DIE DOKUMENTATION ENTHÄLT
Übersicht aller aktiven Debattenteilnehmer
Summary für Ihr Top-Management
Unterstützen und fördern Bund und Länder in ausreichendem Maß die Digitalisierung in der Ausbildung?
Mit dem Digitalpakt haben Bund und Länder für alle Schulträger umfängliche Investitionen ermöglicht. Das Geld fließt nicht nur in die digitale Infrastruktur der Berufsschulen, sondern eben auch in landesweite und regionale IT-Infrastrukturmaßnahmen, mobile Endgeräte für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler und nicht zuletzt – und das halte ich für besonders wichtig – auch in die Administration, also auch die personelle Absicherung der Wartung und Pflege. Zudem gab es eine einmalige Zuwendung für digitale Pilotschulen. Im berufsbildenden Bereich waren das Schulen in Sondershausen und Sonneberg, die mit ihren Medienkonzepten schon früh überzeugt haben. Bund und Länder dürfen aber nicht nachlassen, die Digitalisierung wird nie abgeschlossen sein, sondern immer wieder neue Anforderungen an Schule, Lehrkräfte und natürlich an Unterricht und Ausbildung stellen.
Welche Weiterbildungsmaßnahmen müssen wie gefördert werden, damit das erlernte Know-how dem technischen Wandel standhält?
Fortbildung ist jetzt in allen Bereichen sehr wichtig. Bei den Thüringer Lehrkräften lässt sich hier aber ein sehr großer Wille erkennen. Im Rahmen einer im Herbst gestarteten Fortbildungsoffensive des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien konnten bis zum heutigen Tag über 1.000 Veranstaltungen durchgeführt werden, und es gibt durch Medienberater*innen auch ein gut ausgebautes Unterstützungsnetzwerk der Schulen untereinander. Aber auch hier ist klar, dass es sich um ein lebenslanges Lernen handeln wird. Die Technik verändert sich rasant, die Weiterbildungsmaßnahmen müssen damit Schritt halten.
Wie nützlich sind neue Lernformen als Grundlage für die Beherrschung neuer Produktionstechnologien?
Sie sind mittlerweile unentbehrlich geworden, insbesondere dort, wo sie die betriebliche Realität abbilden (z.B. bei der Ferndiagnostik, Fernwartung). Die dualen Partner (Schule/Betrieb) und die Kammern stehen dazu auch in Thüringen im ständigen Austausch.