Viele Menschen haben bereits Erfahrungen mit der Vermischung von Arbeit und Urlaub zur sogenannten Workation gemacht, noch mehr wünschen das. Wo sehen Sie die wichtigsten Vor- und Nachteile von Workation?
Vorteile ergeben sich sowohl auf Seiten der Arbeitgeber als auch für die Beschäftigten. Die Unternehmen können über Workation ihre Arbeitgebermarke stärken und ihre Attraktivität im Bewerbermarkt steigern, indem sie einen immer häufiger von Berufstätigen nachgefragten Benefit anbieten. Beschäftigte profitieren von höherer Flexibilität, indem sie z. B. fehlende Urlaubstage durch Workation-Tage ergänzen können, wenn es darum geht, längere Ferien mit der Familie zu verbringen oder Familie/Lebenspartner:innen im Ausland zu besuchen. In unserer Studie “Workation zwischen Wunsch und Wirklichkeit” geben 81 % der befragten Beschäftigten an, dass eine Workation die Work-Life-Balance verbessert, und 79 % sind der Meinung, dass ein Workation Angebot ihre Zufriedenheit im Job erhöht.
Fallstricke liegen auf der anderen Seite für die Unternehmen vor allem in rechtlichen und betrieblichen Aspekten, die es zu beachten gilt. Eine unkontrollierte Erlaubnis zur Workation führt früher oder später zu steuerlichen und rechtlichen Risiken - d. h. ein solches Angebot ist immer mit entsprechenden Prüfaufwänden verbunden. Ebenso kann die Arbeit aus unterschiedlichen Zeitzonen die Zusammenarbeit im Team beeinträchtigen.
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Eine ganze Reihe von Unternehmen erlaubt gar keine Workation. Wie bewerten Sie das?
In unserer Studie haben 81 % der Beschäftigten zwischen 18 und 39 Jahren angegeben, dass die Erlaubnis von Workation wichtig oder sehr wichtig bei der Wahl des Arbeitgebers ist. Auch in den Altersgruppen darüber ist es für die Mehrheit wichtig oder sehr wichtig. Insofern sollten sich alle Unternehmen früher oder später mit den Vor- und Nachteilen auseinandersetzen, um im “War for talents” keine Nachteile zu erleiden, sondern ein solches Angebot gezielt zu nutzen, um neue Mitarbeitende zu gewinnen und bestehende Mitarbeitende zu halten. Das gilt zumindest für solche Unternehmen, bei denen ein signifikanter Anteil der Belegschaft grundsätzlich mobil arbeiten kann.
Workation wird stärker von Menschen mit höherem Einkommen ausgeübt. Welche Förderprogramme halten Sie für Einkommensschwächere für denkbar und geeignet?
Hier vermischen sich verschiedene Aspekte. Workation bzw. der “Vacation”-Teil der Workation ist wie auch herkömmlicher Urlaub in erster Linie privates Vergnügen. Wie Urlaub oder Workation konkret genutzt werden, ist den Berufstätigen selbst überlassen. Darüber hinaus ist insbesondere zu beachten, dass niedrigere Einkommen oft in Berufen vorliegen, die eine Vor-Ort-Arbeit erfordern, so dass sich die Frage nach Workation leider gar nicht erst stellt. Möchten Unternehmen, beispielsweise im Rahmen arbeitgeberfinanzierter Workations, etwaige Kosten übernehmen (z. B. Reisekosten, Unterkunft o. ä.) sollten sie im Vorfeld (steuer-)rechtliche Risiken der geplanten Maßnahme genau prüfen, damit sich weder für die Beschäftigten noch für das Unternehmen negative Folgen ergeben.
Workation kann rechtliche Probleme zur Folge haben. Welchen Regelungsbedarf sehen Sie bei der Politik?
Aktuell sind selbst innerhalb der EU noch die unterschiedlichsten (steuer-)rechtlichen Vorschriften zu beachten, wenn Beschäftigte eine Workation machen wollen. Auch für die Finanzverwaltungen ist der Umgang mit dieser grenzüberschreitenden Form mobiler Arbeit noch neu, Begriffe werden unterschiedlich definiert und es fehlen häufig praktische Erfahrungen. Eine stärkere Harmonisierung und einheitliche steuerliche Betrachtung dieser Arbeitsform in den einzelnen Ländern wäre insofern absolut wünschenswert.