Die Medienberichte über Zugangsbegrenzungen zu touristischen Attraktionen häufen sich – wie sollten sich überfüllte Reiseziele geschützt werden?
Zugangsbegrenzungen sind nach unserer Auffassung die letzte mögliche Maßnahme zum Schutz von bestimmten Orten. Davor sollte intensiv in die sog. Besucherlenkung investiert werden. In der Regel ist es so, dass POIs an bestimmten Tagen und zu bestimmten Tageszeiten überlaufen sind. Also müssen konkrete Anreize dafür geschaffen werden, damit die Besucher an anderen Tagen und Uhrzeiten zu den Attraktionen kommen. Darüber hinaus lenken wir aktiv die privaten Verkehrsflüsse zu den POIs und stärken die öffentliche bzw. Radmobilität, um Staus und Parkplatzprobleme zu minimieren.
Digitale Reiseführer und App führen Reisende an die schönsten Orte der Welt, oft auch aufgrund von Tipps von Nutzern - inwieweit kann es heute überhaupt noch Geheimtipps geben?
Es wird aus zwei Gründen immer Geheimtipps geben: Erstens sind die echten Geheimtipps oft unscheinbare Orte, die in keiner App aufgeführt werden, weil sie dafür zu wenig spektakulär sind. Damit bleiben sie auch im wahrsten Sinne des Wortes Geheimtipps. Zweitens sind viele allg. bekannte Attraktionen zu bestimmten Jahres- und Tageszeiten Geheimtipps. Der Praxer Wildsee in Südtirol ist bspw. im Sommer täglich überfüllt – außer an den frühen Morgenstunden und am Abend. Dann kann man den See fast für sich alleine erleben und das bei wunderbaren Lichtverhältnissen. Ebenso ist ein Besuch des Sees im Winter ein echter Geheimtipp, den man in keiner App findet. So verhält es sich auch mit vielen anderen Attraktionen.
Wie erfährt der Reisende, wo er Ruhe finden kann – ohne auf Tausende Gleichgesinnte zu treffen?
Idealerweise frägt der Reisende seinen Gastgeber, der als Local informiert sein sollte. In Südtirol erhält man diese Auskunft auch bei den Tourismusinformationsbüros, die sich in jedem Ort befinden. Schließlich kann oft auf privaten Foren oder Blogs nachlesen, wo der Reisende in einer Destination Ruhe finden kann.
Inwieweit können digitale Apps zur Steuerung von Touristenströmen besonders attraktive Ziele auch entlasten?
Digitale Apps haben ein hohes Potenzial, attraktive Ziele zu entlasten. Denn sie können, wenn die dafür notwendige Technologie in die App integriert ist, Auskunft darüber geben, wie viele Menschen sich aktuell an einem Ort aufhalten und wann man am besten hingeht, wenn man der Überfüllung ausweichen will. Zudem liefern gute Apps interessante Alternativen zu den bekannten Attraktionen und tragen so gezielt zur Besucherlenkung bei.
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