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Verlässliche Standards oder Scores für Nachhaltigkeit von Lebensmitteln

Was BIO Deutschland bei der Food-Kennzeichnung befürwortet

Dr. Viola Bronsema - Geschäftsführerin des BIO Deutschland e. V. Quelle: Caroline Pitzke Dr. Viola Bronsema Geschäftsführerin BIO Deutschland e. V. 10.10.2022
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Wir würden uns wünschen, dass auch die ökologische Nachhaltigkeit bewertet würde und ähnlich wie bei Nutriscore die Möglichkeit einer einfachen Kennkennzeichnung erarbeite würde", sagt Dr. Viola Bronsema von BIO Deutschland mit Blick auf die Transparenz bei Lebensmitteln. Zur Akzeptanz von New Food nennt sie interessante Zahlen.







Neue Technologien in der Ernährungs-Industrie, digitale Tools zur Unterstützung der Verbraucher - die Digitalisierung verändert die Esskultur. Wie nah sind wir dem Smart Food heute schon?
Informationen rund um unsere Lebensmittel und Inhaltsstoffe werden für den Verbraucher wichtiger. So hat sich der Nutriscore gut etabliert, ebenso wie die Kategorien zur Haltungsform von Tieren. Dennoch ist hier noch viel Luft nach oben. Ist es z. B. sinnvoll und nachhaltig, biologisch erzeugte Obst- und Gemüsesorten aus anderen Kontinenten zu importieren? Wir würden uns wünschen, dass auch die ökologische Nachhaltigkeit bewertet würde und ähnlich wie bei Nutriscore die Möglichkeit einer einfachen Kennkennzeichnung erarbeite würde. Ein einfacher Farbcode ist einem QR-Code, mit dem über ein Smartphone weitere Informationen, wie z. B. Inhalts- und Zusatzstoffe des Produktes abgerufen werden können, derzeit noch vorzuziehen. So könnten Konsumenten aller Altersgruppen ohne größeren Aufwand z. B. auf ersten Blick erkennen, welchen CO2-Abdruck sowie welchen Wasser- und Flächenverbrauch das Lebensmittel birgt.

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Insekten, Algen, Pilz-Kulturen - welche Ersatz-Ressourcen sind aus Ihrer Sicht besonders für eine nachhaltige Nahrungs-Mittel-Erzeugung geeignet?
Das ist eine wichtige, aber nicht ganz einfach zu beantwortende Frage. In der Auflistung fehlen meiner Ansicht nach noch zellbasierte Nahrungsmittel, wie „Cultured Meat“ und „Cultured Fish“ bzw. durch Fermentation entstandene Alternativen wie „tierfreier“ Käse oder Ei. Aufgrund der Vielfältigkeit der Angebote gibt es hier keine einfache Antwort auf die Frage der Nachhaltigkeit eines Produktes oder Nahrungsmittels. Wie schon eingangs erwähnt müssen hier viele Faktoren bei der Bewertung der Nachhaltigkeit in Betracht gezogen werden, z. B. Landnutzung, Wasserverbrauch, Energieeinsatz oder Biomasseverbrauch. Es wäre sehr wichtig, hier einen verlässlichen Standard oder Score zu etablieren. Letztendlich sind aber v. a. Geschmack und Herkunft für die Akzeptanz sehr wichtig. Ein besonders nachhaltig produziertes Produkt, das niemand essen möchte, bringt nichts. Laut einer aktuellen Umfrage des good food instituts (gfi) Europe ist der Wunsch nach pflanzlichen Fleischalternativen bei Frauen höher ausgeprägt als bei Männern und bei Menschen unter 35 Jahren höher als bei denen über 50 Jahren. Auch beim kultivierten Fleisch aus Fleischzellen ist die Bereitschaft hoch, solches zu kaufen, wenn es zu kompetitiven Preisen erhältlich ist. Allerdings ist hier der Anteil der Männer höher als der der Frauen. Lebensmittel mit bzw. aus Algen oder Pilzproteinen ist in manchen Kreisen unserer Gesellschaft weitgehend akzeptiert. Der Genuss von Insekten, der für ca. ein Drittel der Weltbevölkerung alltäglich ist, wird in unseren Breiten wohl noch eine Weile den Haustieren vorbehalten bleiben.

Wie können sich New- und Smart-Food-Trends auf das Verhältnis von lokal produzierten und global importierten Lebensmitteln auswirken?
Idealerweise könnten z. B. lokal produzierte Fisch -oder Fleischersatzprodukte den Import von Fisch und auch von Fleisch von anderen Kontinenten oder Ozeanen verringern. Informationen zur Nachhaltigkeit in Form eines Scores könnten Konsumenten davon abhalten „weit gereiste“ Lebensmittel zu kaufen. Viel geht aber über Geschmack und Preis, wie sich auch beim Tierwohl-Label zeigt. Günstigeres Fleisch aus der Haltungsform 1 wird nach wie vor konsumiert. deshalb müsste sich erst zeigen, ob zusätzlich Informationen zur ökologischen Nachhaltigkeit tatsächlich einen Einfluss haben. Wir sollten das auf jeden Fall versuchen.

Wie gehen immer effizientere Produktion und das Bedürfnis nach bewusstem und gesundem Genuss von Lebensmittel zusammen?
Das passt sogar sehr gut zusammen. Mithilfe der Präzisionsfermentation können beispielsweise naturidentische Proteine und Nährstoffe hergestellt werden, ohne Tierleid zu verursachen. So werden ethisch unbedenkliche Produkte produziert, die sehr gesund sind. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher haben heute ein Verständnis von Natürlichkeit, das nichts mit Gesundheit oder der modernen Landwirtschaft gemein hat. Wir brauchen Technologien, um effizient und nachhaltig zu produzieren und z. B. Nutzpflanzen mit wertvollen Nährstoffen anzureichern.

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