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Die Herausforderungen der Food-Branche der Zukunft

Wie Technik Erzeugern und Verbrauchern hilft - und wo die Grenzen sind

Dr. Nina Buffi - CEO, OSPIN GmbH Quelle: OSPIN Dr. Nina Buffi CEO OSPIN GmbH 28.09.2022
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Wir werden uns immer bewusster, was unser Körper braucht, aber nicht unbedingt, dass wir unser Essverhalten ändern müssen, um unseren Planeten weniger zu belasten", sagt Dr. Nina Buffi, CEO von OSPIN. Ihr Unternehmen bietet Beratung und kundenspezifische Lösungen zur Automatisierung von Bioprozessen an.







Neue Technologien in der Ernährungs-Industrie, digitale Tools zur Unterstützung der Verbraucher - die Digitalisierung verändert die Esskultur. Wie nah sind wir dem Smart Food heute schon?
Ich denke, das Konzept der intelligenten Lebensmittel - d. h. Lebensmittel, die gut für den Verbraucher, für den Planeten und für den Landwirt sind – ist ein flexibles Ziel, da sich die Definition von "intelligent" und "gut" mit dem technologischen Fortschritt, den wissenschaftlichen Entdeckungen und den neuen Sensibilitäten und Verhaltensweisen der Gesellschaft gegenüber der Umwelt weiterentwickelt.

Wissenschaft und Technologie verändern – oder sie versuchen es zumindest - die Art, wie wir Lebensmittel produzieren, und das in einer Weise, die vor nicht allzu langer Zeit noch fast unvorstellbar war. Kultiviertes Fleisch ist ein gutes Beispiel dafür: Es werden biologische Verfahren entwickelt, bei denen Fleisch aus tierischen Zellen erzeugt wird, um ein nachhaltigeres Produkt anbieten zu können - inwieweit dies der Fall sein wird, wird derzeit untersucht, und wann die ersten kultivierten Fleischprodukte in den Supermärkten zu finden sein werden, ist ebenfalls noch nicht klar. In diesem Zusammenhang wird auch die Rolle der Landwirte neu definiert, da entsteht eine Zukunft, in der Farmen auf Geräte zur Erzeugung von kultiviertem Fleisch (Bioreaktoren) anstatt auf Tierhaltung setzen werden.

Aus Verbrauchersicht geht es bei Lebensmitteln immer mehr darum, uns alle benötigten Nährstoffe in einem Zug oder Bissen zu liefern, während Smartphone-Apps uns vorschlagen, was und wie viel wir essen sollen. Wir werden uns immer bewusster, was unser Körper braucht, aber nicht unbedingt, dass wir unser Essverhalten ändern müssen, um unseren Planeten weniger zu belasten. Technologie ist nicht die alleinige Antwort auf unsere ökologischen Herausforderungen: Auch unser Verhalten spielt eine Rolle. Ist es wirklich unmöglich, unseren Fleischkonsum drastisch zu reduzieren? Ist es wirklich unmöglich,  Lebensmittel zu essen, die um den halben Globus geschafft werden, bevor sie auf unserem Tisch landen? Wir dachten auch, es sei unmöglich, Flugzeuge am Boden zu lassen, bis Covid kam. Was möglich ist und wie viel wir bereit sind aufzugeben, hängt sehr oft davon ab, wie drängend und gefährlich ein Problem wahrgenommen wird.

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Insekten, Algen, Pilz-Kulturen - welche Ersatz-Ressourcen sind aus Ihrer Sicht besonders für eine nachhaltige Nahrungs-Mittel-Erzeugung geeignet?
Nach Schätzungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen müssen wir bis 2050 60 % mehr Nahrungsmittel produzieren, um eine Weltbevölkerung von dann 9,3 Milliarden zu ernähren. Um diesen Bedarf zu decken und gleichzeitig die Umweltziele einzuhalten, können alternative Nahrungsquellen wie Insekten und Algen sicherlich helfen, aber sie werden nicht ausreichen. Meiner Meinung nach liegt die Lösung vor allem in unserem Verhalten: Wir müssen weniger tierische Produkte und mehr pflanzliche Produkte mit geringen Umweltauswirkungen konsumieren. Aus dieser Perspektive sollten wir uns nicht nur fragen, welche Technologie oder welches Produkt die Herausforderungen unseres Lebensmittelsystems mildern oder lösen wird, sondern auch darüber nachdenken, wie das Verhalten der Gesellschaft verändert werden kann. Wie können wir die Menschen davon überzeugen, dass täglicher Fleischverzehr nicht notwendig ist? Wie können wir die Menschen von einem Umweltschaden überzeugen, den sie nicht direkt sehen?

Wie können sich New- und Smart-Food-Trends auf das Verhältnis von lokal produzierten und global importierten Lebensmitteln auswirken?
Aus meiner Sicht wäre eine der besten Möglichkeiten, Technologie dazu zu nutzen, den Kunden Informationen über die Auswirkungen von Lebensmitteln auf die Umwelt zu geben. Stellen Sie sich vor, Sie könnten mit einer App jedes Supermarktprodukt scannen, um seine Umweltauswirkungen zu ermitteln. So könnten wir viel leichter fundierte und vernünftige Entscheidungen über die Lebensmittel treffen, die wir kaufen, und wir könnten wahrscheinlich auch einige unserer nicht idealen Verhaltensweisen korrigieren. Denken Sie an Smartwatches: Bevor die Uhren uns anzeigten, wie viele Schritte wir an einem Tag gemacht haben, war es nicht so einfach, sicher zu wissen, ob wir genug gelaufen sind, und es gab einen gewissen Spielraum, uns selbst zu belügen. Heute machen einige von uns nach dem Abendessen einen Spaziergang, um ihr Schrittziel zu erreichen. Wenn eine App uns sagen würde, dass Tomate A eine doppelt so große Umweltbelastung hat wie Tomate B und C, würden sicher mehr von uns Tomate A kaufen.

Wie gehen immer effizientere Produktion und das Bedürfnis nach bewussten und gesundem Genuss von Lebensmittel zusammen?
Ich decke, da sind zwei Ansätze, die doppelte Herausforderung anzugehen, mehr Menschen zu ernähren und gleichzeitig die Umweltauswirkungen der Lebensmittelproduktion zu verringern. Eine effizientere Produktion; zum Beispiel durch die Verringerung des geschätzten Drittels der Lebensmittel, die verloren gehen oder verschwendet werden, oder durch neue Wege zur Steigerung der Produktionserträge - und gleichzeitig mehr lokale und pflanzliche Lebensmittel essen. Das wird uns einem nachhaltigerem Lebensmittel-Ökosystem näher bringen.

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