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New- und Smart Food-Trends für eine lokalere Produktion von Lebensmitteln

Stefanie Sabet, Geschäftsführerin und Leiterin des Brüsseler Büros der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) Quelle: BVE/ Christoph_Assmann Stefanie Sabet Geschäftsführerin Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) 17.10.2022
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Eine effizientere Produktion steht einem bewussten und gesunden Genuss in keiner Weise entgegen", betont Stefanie Sabet von der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE). Sie sieht viele interessante neue Ansästze, verweist aber auch auf hohe Inverstitionskosten - gerade für großtechnische Anlagen. Dennoch bieten New- und Smart Food-Trends große Chancen.







Neue Technologien in der Ernährungsindustrie, digitale Tools zur Unterstützung der Verbraucher - die Digitalisierung verändert die Esskultur. Wie nah sind wir dem Smart Food heute schon?
Die Lebensmittelproduktion befindet sich in einem historischen Transformationsprozess – gerade in der aktuellen Krise steigt der internationale Wettbewerbsdruck. Die Ernährungsindustrie muss Kosten senken aber auch Produkte und Prozesse in immer kürzeren Zyklen nachhaltig optimieren. Digitale Lösungen setzen hier an, sind aber auch geeignet, das Informationsangebot für Verbraucher zu verbessern. Neue Technologien werden von der Mehrheit der Lebensmittelhersteller als Chance gesehen. Gerade die digital lückenlose Rückverfolgung der Produkte vom Teller bis zum Acker wird in den nächsten Jahren die Lebensmittelindustrie radikal verändern – auch getrieben durch gesetzliche Anforderungen.

Viele andere neuen Technologien in der Ernährungsindustrie befinden sich noch auf Vorstufe zur kommerziellen Nutzung. Zum einen braucht es mitunter viel Zeit bis neue Technologien von den Verbrauchern akzeptiert werden, es fehlt aber auch an digitaler Infrastruktur, Fachkräften und einem innovationsfreundlichen Rechtsrahmen bspw. in Hinblick auf neue Technologien in der Pflanzenzüchtung. Die Nutzung digitaler Technologien muss auch den Verbrauchern noch stärker ins Blut übergehen, im Vergleich zu vielen anderen Ländern stecken wir in Deutschland bei der Nutzung des Smartphones als Einkaufswerkzeug noch in den Kinderschuhen. So ist derzeit nur jeder vierte Verbraucher bereit einen QR Code beim Einkauf zu checken. Die gute Nachricht ist aber, dass das Potential groß ist, denn immerhin weitere 40% stehen dem QR Code Check neutral gegenüber. Angesichts der großen Informationsdichte in der Lebensmittelproduktion liegt in digitalen Labels aus unserer Sicht die Zukunft, daher muss dies stärker gefördert werden.

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Insekten, Algen, Pilz-Kulturen - welche Ersatz-Ressourcen sind aus Ihrer Sicht besonders für eine nachhaltige Nahrungsmittelerzeugung geeignet?
So vielfältig, wie unsere Lebensmittel heute sind, werden auch spätere Ersatzressourcen sein müssen. Deshalb wird es nicht nur die eine Ersatz-Ressource für eine nachhaltigere Lebensmittelerzeugung geben. Lebensmittel aus Insekten und Pilzkulturen aber auch Algen in der gewünschten ernährungsphysiologischen Zusammensetzung, Sensorik und Qualität zu erhalten ist eine Herausforderung. Die notwendigen Produktionsbedingungen und hochverarbeiteten Grundstoffe machen die Produktion vergleichsweise kostspielig und daher nicht in jedem Fall konkurrenzfähig. Besonders, wenn das klassische Konkurrenzprodukt günstig ist.

Es wird sich deshalb zeigen müssen, ob biotechnologisch hergestellte Alternativprodukte, dann auch auf dem Markt Fuß fassen können. Auch können aktuell zwar auf Labor- und Pilotanlagenmaßstab viele neuartige Lebensmittel hergestellt werden, jedoch fehlt es hier oft noch an großtechnischen Anlagen und damit an Produktionskapazitäten um marktrelevante Mengen herzustellen. Das liegt zum einem daran, dass es neuartige Anlagen und damit hohe Investitionen braucht, um solche neuen Lebensmittel in großen Mengen herzustellen, aber vor allem an den aktuellen Regularien für die Zulassung neuartiger Lebensmittel. Durch die in der EU geltende Novel Food-Verordnung muss jedes neuartige Lebensmittel ein aufwändiges Zulassungsverfahren durchlaufen bevor es auf dem Markt gebracht werden darf. Dies ist ein sehr zeit- und kostenintensives Unterfangen. Abschließend bleibt zu sagen, dass zur Bewertung einer besseren Nachhaltigkeitsperformance neuartige Lebensmittel wie das derzeitige Marktangebot an den gleichen Maßstäben gemessen werden müssen.

Wie können sich New- und Smart-Food-Trends auf das Verhältnis von lokal produzierten und global importierten Lebensmitteln auswirken?
New- oder auch Smart Food-Trends werden in den kommenden Jahren zu einer lokaleren Produktion von Lebensmitteln führen und die Menge an importierten Lebensmitteln reduzieren. Viele der neuen Technologien sind darauf ausgelegt Ressourcen und Rohstoffe besser oder auch vielfältiger zu nutzen, wodurch die Abhängigkeit von Importen sinken wird. Gleichzeitig ist der Großteil der neuartigen Technologien zur Herstellung von Lebensmitteln darauf ausgelegt Klima-unabhängig zu sein und so wird es wahrscheinlich nicht mehr notwendig sein manche klassischen Lebensmittelprodukte oder auch Rohstoffe in wärmeren Gefilden herzustellen bzw. anzubauen.

Es wird jedoch am Ende auch auf den Kosten- und damit Preisunterschied zwischen klassisch erzeugten und neuartigen Lebensmitteln ankommen, um den Verbraucher zu überzeugen und dementsprechend einen Wandel hervorzurufen. Gleichzeitig hat uns die aktuelle Krise gezeigt, dass es sinnvoll ist diversifizierte Lieferketten zu haben. Die Frage, ob neuartige Lebensmittel zu den gleichen Kosten oder gar kostengünstiger hergestellt werden können, bleibt - Stand heute - oft unbeantwortet, denn die Investitionskosten für großtechnische Anlagen sind hoch und die Produktion der neuartigen Lebensmittel selbst braucht oft zusätzliche Energie, die mit zusätzlichen Kosten zu Buche schlägt.

Wie gehen immer effizientere Produktion und das Bedürfnis nach bewussten und gesundem Genuss von Lebensmittel zusammen?
Eine effizientere Produktion steht einem bewussten und gesunden Genuss in keiner Weise entgegen. Durch neue Verfahrenstechniken können beispielsweise Lebensmittel schonender hergestellt werden, so dass mehr Nährstoffe erhalten bleiben oder auch auf Zusatzstoffe verzichtet werden kann. Gleichzeitig können Nährstoffe auch gezielt in Lebensmittel zugesetzt oder gar im Lebensmittel selbst erzeugt werden.

Ein wichtiger Unterschied im Falle der neuartigen Lebensmittel besteht darin, dass die Techniken zur Erzeugung solcher Lebensmittel den meisten Konsumenten unbekannter sind und diese daher sehr viel mehr erklärt werden müssen. Biotechnologische Verfahrensweisen sind den meisten Konsumenten fremd und es muss neben der reinen Erklärung der Verfahrensschritte auch Vertrauen in ihre Sicherheit vermittelt werden. Hier werden mit dem Produkt verknüpfte digitale Inhalte und natürlich die Medien eine wichtige Rolle spielen, denn nur so kann Vertrauen, Verständnis, Wertschätzung und damit der bewusste Genuss der Produkte ermöglicht werden.

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