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Verband sieht wegen E-Autos kurzfristig keine Probleme im Stromnetz

Warum Deutschland sich aber nicht ausruhen darf

Florian Regnery - Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (FNN) Quelle: Fotostudio Charlottenburg Florian Regnery Referent Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (FNN) 17.04.2019
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"Das Stromnetz in Deutschland ist das Rückgrat für die E-Mobilität und im weltweiten Vergleich eines der sichersten und zuverlässigsten noch dazu", betont Florian Regnery vom Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik, VDE. Mittel- bis langfristig müssen die E-Autos allerdings flexibel ins Stromnetz integriert werden.







Die Zahl der E-Autos in Deutschland soll in den kommenden Jahren stark steigen, doch viele Experten befürchten, dass die Stromnetze nicht hinreichend darauf vorbereitet sind – wie sehen Sie das?
Das Stromnetz in Deutschland ist das Rückgrat für die E-Mobilität und im weltweiten Vergleich eines der sichersten und zuverlässigsten noch dazu. Die durchschnittliche Strom-Unterbrechungsdauer lag im Jahr 2017 bei 12,2 Minuten pro Kunde (zum Vergleich: Österreich 2017: 31,9 Minuten; China 2016: 276 Minuten). Damit ist die Zuverlässigkeit des deutschen Stromnetzes auf einem sehr hohen Niveau. Davon werden die E-Autos in den kommenden Jahren in Deutschland zunächst einmal profitieren. Trotzdem darf sich nicht auf dem aktuellen Stand ausgeruht werden. Denn jedes E-Auto an einer Ladestation stellt einen neuen, leistungsstarken Verbraucher im Stromnetz dar. Kurzfristig sehen wir grundsätzlich keine Probleme, aber mittel- bis langfristig müssen die E-Autos flexibel ins Stromnetz integriert werden. Dies ergibt sich aus der grundlegenden Zielstellung, die Elektroautos mit erneuerbarem Strom zu versorgen. Die E-Autos müssen also vorzugsweise dann geladen werden, wenn der Anteil der volatilen Erneuerbarer Energiequellen möglichst hoch ist.

Intelligente Ladestationen könnten die Last zeitlich verteilen, würden aber den Ladevorgang verlängern – welchen Beitrag können derartige Systeme für eine sichere Stromversorgung leisten?
Zunächst einmal haben unsere Autos heutzutage eine sehr lange Parkdauer von durchschnittlich 23 Stunden, die zum Laden genutzt werden können. Das Flexibilisierungspotenzial ist damit sehr hoch. Das E-Auto kann zum Beispiel im Laufe der Nacht oder tagsüber während der Arbeitszeit im Büro geladen werden – je nach Verfügbarkeit von Ladeeinrichtungen und Energieangebot. Der Ladevorgang kann somit ökologisch und netzdienlich gesteuert werden. Das Ganze soll zudem so passieren, dass der E-Autofahrer von alldem im Alltag kaum etwas mitbekommt. Denn diese Steuerungs- und Kommunikationsprozesse sollen selbstständig im Hintergrund laufen, wenn das E-Auto an der Ladestation hängt. Wichtig ist: Wenn das E-Auto wieder benötigt wird, also etwa am nächsten Morgen, ist die Batterie aufgeladen. Bei Engpässen durch zu hohen Verbrauch in einem Gebiet, kann eine zusätzliche Belastung des Stromnetzes durch eine intelligente zeitliche Verschiebung des Ladevorgangs vermieden werden. Der Ladevorgang wird dann durch die intelligente Steuerung erst nach einer Entspannung der Situation gestartet bzw. fortgeführt.

Insbesondere in einzelnen Regionen mit einem hohen Anteil an Familien mit mittlerem oder hohem Einkommen könnte es zu einem vergleichsweise schnellen Anstieg der E-Mobilität kommen – wie müssten diese Gebiete unterstützt werden?
Entsprechend den Anforderungen der VDE Anwendungsregel VDE AR-N 4100 und der Niederspannungsanschlussverordnung sind Ladeeinrichtungen für E-Autos beim Netzbetreiber anzumelden. Damit ist sichergestellt, dass der Netzbetreiber die Entwicklung im Blick hat und rechtzeitig erkennt, wo sich entsprechende Hotspots ausprägen. Darüber hinaus berücksichtigen viele Netzbetreiber auch heute schon die Daten aus sozioökonomischen Studien zur Abschätzung der Lastentwicklung in ihren Netzgebieten. Dabei wird unter anderem auch geprüft, wer sich potenziell ein E-Auto anschaffen könnte und entsprechende Maßnahmen geplant.

Entlang der Fernverkehrsstrecken wächst mit zunehmender E-Mobilität der Bedarf an Kapazitäten. Was ist aus Ihrer Sicht diesbezüglich zu tun?
Hier müssen Ladestationen mit hohen Leistungen aufgebaut werden, die den zukünftigen Bedarf für die Langstreckenmobilität abdecken können. Wichtig ist dabei immer die Berücksichtigung der umliegenden Infrastruktur. Z. B. müssen Schnellladestationen wegen der hohen Leistung mindestens an das Mittelspannungsnetz angeschlossen werden. Das ist nicht überall an den Fernverkehrstrecken verfügbar. Während eine Mittelspannungsanbindung für die ersten Schnellladestationen ausreichend ist, kann für große Autobahnraststätten bei hoher Durchdringungsquote sogar eine Hochspannungsanbindung erforderlich werden: Das sollte bei Standortauswahl und Netzanschluss bereits vorausschauend berücksichtigt werden.

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