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Veränderungsgeschwindigkeit wird maßgeblich von Akteuren vor Ort bestimmt

Bildungszeiten und -maßnahmen immer weiter ausbauen

Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) Quelle: BIBB Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser Präsident Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) 06.07.2021
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Uwe Rempe
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Insgesamt sind wir auf einem guten Weg", meint Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), in Bezug auf den Stand der Digitalisierung der Berufsausbildung in Deutschland. Insbesondere die berufsbegleitende ständige Weiterbildung jedes einzelnen Mitarbeiters wird immer mehr an Bedeutung gewinnen.







Wie schätzen Sie den generellen Stand der Digitalisierung in der Berufsausbildung ein?
Die Digitalisierung ist für die Berufsausbildung auf drei Ebenen von Bedeutung: Erstens auf der Ebene der Arbeitswelt mit veränderten Aufgaben und Qualifikationsanforderungen an die Fachkräfte, zweitens auf der Ebene der 324 staatlich anerkannten dualen Ausbildungsberufe mit der Verankerung der Digitalisierung in den Lehrplänen der Berufsschulen, der Betriebe und Überbetrieblichen Berufsbildungsstätten (ÜBS), und schließlich drittens auf der praktischen Umsetzungsebene in den Lernorten – unter Nutzung digitaler Medien. Auf allen Ebenen ist das BIBB – gemeinsam mit den Akteuren und Akteurinnen der beruflichen Bildung – aktiv. Wir erstellen zudem zur Politikberatung und Orientierung für die Wirtschaft Fachkräftebedarfsprognosen und Studien zu künftigen Qualifikationsanforderungen in den Berufen, ordnen Berufe neu, zum Beispiel im vergangenen Jahr die IT-Berufe, und führen Pilotprojekte durch. Die Veränderungsgeschwindigkeit auf den drei Ebenen variiert und wird maßgeblich von den Akteuren vor Ort bestimmt. Insgesamt sind wir auf einem guten Weg.

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Unterstützen und fördern Bund und Länder in ausreichendem Maß die Digitalisierung in der Ausbildung?
Digitalisierung wirkt sich deutlich auf die Gestaltung der Ausbildungspraxis aus. Von Fachkräften werden verstärkt Kompetenzen gefordert, die ihnen eigenständige Arbeitsorganisation und Entscheidungsfähigkeit ermöglichen. Dazu gehören auch die dafür erforderlichen sozialen Kompetenzen. Die Integration früher getrennter Funktionsbereiche lässt den Bedarf an Interaktionen mit unterschiedlichen Personengruppen und weiteren Funktionsbereichen, real und vor allen Dingen virtuell, ansteigen. Der Bund unterstützt den durch die Digitalisierung initiierten technologischen Wandel kontinuierlich, zum Beispiel mit dem Programm „Digitale Medien in der beruflichen Bildung“ (www.qualifizierungdigital.de).
Zudem unterstützt der Bund bereits seit den 70er-Jahren die ÜBS beim Bau und der Modernisierung ihrer Gebäude und Werkstätten sowie in ihrer Weiterentwicklung zu Kompetenzzentren. Mit dem Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung investiert das Bundesbildungsministerium seit 2016 insgesamt 224 Mio. Euro zusätzlich für eine zeitgemäße überbetriebliche Ausbildung. Gefördert werden die Beschaffung digitaler Ausstattung und innovative Projekte, die die Ausbildung methodisch-didaktisch an die Anforderungen der Digitalisierung anpassen und Lernszenarien digital anreichern. Die Evaluation des Programms zeigt, dass durch die Förderung die Digitalisierung in der überbetrieblichen Ausbildung beschleunigt wurde.

Welche Weiterbildungsmaßnahmen müssen wie gefördert werden, damit das erlernte Know-how mit dem technischen Wandel standhält?
Weiterbildung wird gegenüber der Ausbildung erheblich an Bedeutung gewinnen und erfordert die Fähigkeit und Bereitschaft der Betriebe und der Beschäftigten, begleitend zum Beruf stetig weiter zu lernen. Erforderlich sind flexible Settings, die sich an unterschiedliche Arten des Lernens anpassen, selbstgesteuertes Lernen ermöglichen und sich an den individuellen Arbeits- und Lebenssituationen orientieren. Dies geht nicht ohne unterstützende Maßnahmen wie etwa betriebliche und individuelle Bildungsberatung, Qualitätssicherung und neue Formen der Zertifizierung von non-formal oder informell erworbenen Kompetenzen. Nicht zuletzt gilt es, Bildungszeiten und -maßnahmen durch öffentliche, betriebliche und private Investitionen auszubauen.

Wie nützlich sind neue Lernformen als Grundlage für die Beherrschung neuer Produktionstechnologien?
Moderne Produktionstechnologien – auch benannt als „Industrie 4.0“ –, wie zum Beispiel mechanische und elektronische Systeme, Informations- und Kommunikationstechnologien, Sensorik, Optische Systeme, Mikrosystemtechnik oder auch Nano- und Biotechnologie, stellen zentrale Faktoren für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands dar. Für Fachkräfte bedeutet dies, sich noch einmal völlig neu mit digitalen Lernformen und -formaten auseinanderzusetzen und diese auch im Rahmen gezielter berufsbegleitender Weiterbildung zu erlernen. Sie sind unverzichtbar. Visualisieren mit unterschiedlichsten digitalen Formaten, IT-basiert standortübergreifend zu kooperieren und zu kommunizieren, recherchieren im Netz und auf der Basis qualitätsgesicherter Informationen zu entscheiden, sind nur einige Stichworte, die diese neuen Lehr- und Lernformate skizzieren. Auszubildende müssen lernen, welche Bandbreite an Plattformen, Anbietern, Tools und Interessen im Netz vorhanden und wie sie in betriebliche Strategien und Abläufe eingebunden sind und welche Einflüsse sie auf Arbeitsplätze und -formen haben.

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