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Straßen sind keine Spielplätze

Wo die Grenzen der Mikromobilität sind

Dr. Michael Haberland, Präsident Mobil in Deutschland e.V. Quelle: Mobil in Deutschland e.V. Dr. Michael Haberland Präsident Mobil in Deutschland e.V. 23.09.2019
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Uwe Schimunek
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"Mikromobilität macht Spaß, bringt aber verkehrlich überhaupt keinen Nutzen und löst keine Probleme", sagt Dr. Michael Haberland, Präsident Mobil in Deutschland e.V. Die Zukunft der Mobilität sieht er ganz woanders - und für Veränderungen hat er klare Forderungen.







E-Scooter, E-Bords oder One-Wheeler, demnächst auch Kinderwagen mit Elektromotoren – immer mehr kleine E-Fahrzeuge sind unterwegs. Welchen Beitrag kann Mikromobilität bei der Lösung der Verkehrsprobleme lösen?
Ich denke nicht, dass Mikromobilität unsere Verkehrsprobleme lösen kann und wird. Diese Art von Mobilität wird meist ausschließlich von Fußgängern und Touristen genutzt und stellt keinesfalls einen Ersatz zu Fahrrad, U-Bahn oder gar dem Auto dar. Durch die e-Roller, beispielsweise, verengt sich der Verkehrsraum noch weiter und die Unfallzahlen steigen. Umfragen bestätigen: Autofahrer lassen ihr Auto nicht für einen Scooter stehen. Eher Fußgänger, ÖPNV-Nutzer und Fahrradfahrer. Daher mein Fazit: Mikromobilität macht Spaß, bringt aber verkehrlich überhaupt keinen Nutzen und löst keine Probleme.

Wie muss die Verkehrsinfrastruktur an die Vielfalt der neuen Fahrzeuge angepasst werden?
Aus meiner Sicht sind das nur Spielzeuge, die keine Verkehrsleistung erbringen. Daher muss auch die Verkehrsinfrastruktur nicht verändert werden. Die Mikromobilität erlebt lediglich einen temporären Hype, der ganz schnell wieder abflacht und von einigen Städten sogar schon wieder verboten wurde. Auch wenn ich sie persönlich sogar sympathisch finde, sage ich den e-Scootern keine vielversprechende Zukunft voraus. Es macht einmal Spaß, ist auf Dauer aber teuer und bietet keinen umwerfenden Mehrwert. Einige e-Roller-Anbieter stehen außerdem in der Kritik, da sie ihre Mitarbeiter unterbezahlen sollen und auch der Aufwand des nächtlichen Einsammelns und wieder Aufladens der Gefährte kann sich schlichtweg nicht rechnen. Wir werden sehen, wie lange das gut geht.

Die technische Entwicklung geht immer schneller und neue Fahrzeuge kommen immer schneller auf den Markt – wie sollte die kleinteilige Mikromobilität sinnvoll umfassend reguliert werden?
Straßen sind keine Spielplätze. Es ist schlichtweg fahrlässig, es zu handhaben, als wäre es so. Zudem sind die Regeln unzulässig und werden nicht ausreichend kommuniziert. Sehr häufig sieht man Verkehrsverstöße, ganz einfach auch deshalb, weil niemand wirklich auf die Mikromobilität vorbereitet war. Sie war einfach plötzlich da. Und das Chaos auf der Straße ist dann natürlich perfekt. Fazit: E-Scooter gehören nicht auf Straßen oder Autobahnen, sondern auf den Radweg. Und das ist gut so.

Welche Rolle können Apps oder andere digitale Lösungen für eine Lenkung der elektrischen Mikromobilität spielen?
Bei diesem Thema stehen wir noch ganz am Anfang. Aber alles, was den Verkehr effizienter, sinnvoller, umweltfreundlicher und besser gestaltet, begrüße ich. Allerdings darf dies nicht wieder auf Kosten der Autofahrer passieren. Umweltschutz muss sozial gerecht sein und kann sich nicht auf eine Personengruppe fokussieren. Es nützt dem Weltklima kaum, wenn in Deutschland kein einziges Auto mehr auf der Straße fährt, Industrie und Wohlstand zerstört sind und nur noch Fahrräder und Roller unterwegs sind. Digitale Lösungen und Apps werden unser Leben in der Zukunft weiter maßgeblich beeinflussen und idealerweise Mobilität unterstützen. 

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