E-Scooter, E-Bords oder One-Wheeler, demnächst auch Kinderwagen mit Elektromotoren – immer mehr kleine E-Fahrzeuge sind unterwegs. Welchen Beitrag kann Mikromobilität bei der Lösung der Verkehrsprobleme lösen?
Die Straßen in den Städten sind verstopft, die Luft voller Abgase. Das Ziel muss sein, den motorisierten Individual- und Lieferverkehr auf Verkehrsmittel mit geringerem Platzbedarf, weniger Lärmbelastung und Abgasen zu verlagern. Mikro-Elektromobilität bietet sehr viel Potenzial zur Lösung dieser Herausforderungen – wenn sie richtig eingesetzt wird. Wir, das Innovationsnetzwerk Mikromobilität MILE, sehen enorme Möglichkeiten im Einsatz elektrifizierter Mikro-Lieferfahrzeuge. Dazu zählen zum Beispiel Lastenpedelecs oder in Zukunft vollautomatisierte Zustellfahrzeuge, die sich ausgehend von mobilen Verteilerhubs auf die letzte Meile machen. Darüber hinaus erscheint uns die intermodale Verknüpfung von ÖPNV und Mikro-Personenfahrzeugen als besonders vielversprechend. um die Reichweite des ÖPNV-Netzes zu vergrößern.
Wie muss die Verkehrsinfrastruktur an die Vielfalt der neuen Fahrzeuge angepasst werden?
Mikromobile, die den oben genannten Zweck erfüllen, sind meist schneller unterwegs als Fußgänger. Sie teilen sich die Infrastruktur mit Fahrrädern. Die Innovationsmanufaktur GmbH fordert schon lange den Ausbau der Infrastruktur für Fahrrad & Co. Denn damit wird nicht nur die elektrifizierte Mikromobilität gefördert, sondern auch die aktive Fortbewegung. Außerdem müssen sowohl für Fahrräder als auch für jegliche Mikromobile, privat oder von Sharing-Anbietern, Parkflächen geschaffen werden. Die vorhandene Infrastruktur wird beinahe exklusiv vom motorisierten Individualverkehr in Anspruch genommen. Mit der Ausweisung neuer Parkflächen für Fahrräder und Mikromobile können Städte Streit und Ärger über das planlose Zustellen von öffentlichen Flächen vermeiden und die Nutzung dieser Verkehrsmittel positiv anregen.
Die technische Entwicklung geht immer schneller und neue Fahrzeuge kommen immer schneller auf den Markt – wie sollte die kleinteilige Mikromobilität sinnvoll umfassend reguliert werden?
Wir stellen uns eine flexible Regulierung vor, die sich am Gefährdungspotenzial der Fahrzeuge orientiert. Kriterien zur Ableitung von Zulassung und Nutzungsrechten sollten sich nach Funktionen, nicht nach technischen Lösungen richten. Außerdem fordern wir die Ermöglichung und Förderung von Experimentierfeldern für neue Mobilitäts- und Fahrzeugformen. All diese Punkte sind im Positionspapier „RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN FÜR EINE INNOVATIONSDYNAMIK BEI ELEKTROKLEINSTFAHRZEUGEN“* nachzulesen, das im Zuge der Debatte der Elektrokleinstfahrzeug-Verordnung im Jahr 2018 entstand.
Welche Rolle können Apps oder andere digitale Lösungen für eine Lenkung der elektrischen Mikromobilität spielen?
Einerseits haben wir die Vision von autonomen (Mikro-)Sharing-Fahrzeugen, die sich intelligent nach Bedarf in der Stadt verteilen. Dank exakter Prognosemodelle basierend auf Verkehrs- und Nutzungsdaten sind sie immer dort, wo sie benötigt werden, zur Stelle. Werden sie nicht benötigt, ziehen sie sich in Depots zurück. Da die Fahrzeuge ständig unterwegs sind, eignen sie sich auch zur Datenerfassung. Verkehrsströme, Luftqualität, Lärm und weitere Faktoren könnten „on the fly“ erfasst und für unterschiedlichste Zwecke genutzt werden. Andererseits haben wir auch die Vision eines minimalistischen, kleinen, leichten und günstigen Mikrofahrzeugs, das uns selber gehört und überall hinbegleitet, quasi in der „Westentasche“. Und das ganz ohne Daten und Apps.
* http://www.innovationsmanufaktur.com/news/details/zukunftspositionen_mikromobilitaet.html