Die Studie „Quelle: Internet“? – Digitale Nachrichten- und Informationskompetenzen der deutschen Bevölkerung im Test“ der Stiftung Neue Verantwortung kommt zu dem Ergebnis, dass die digitale Nachrichtenkompetenz mit dem Alter sinkt – was bedeutet das für die Medienbildung?
Die Studie hat in den Medien und der Fachöffentlichkeit ein großes Interesse erzeugt. Die Aussage „Mit dem Alter sinkt die digitale Nachrichtenkompetenz: Je älter, desto geringer die Kompetenzwerte.“ muss der Vollständigkeit halber und für eine korrekte Einordnung in ihrer vollen Aussage gesehen werden. Neben dem Alter spielt nämlich – so auch die Autoren der Studie – die Schulbildung eine zentrale Rolle. Sie verweisen darauf, dass je höher die formale Schulbildung ist, desto höher sind die Kompetenzwerte und desto höher ist auch das Vertrauen in Journalismus und Politik. Die Schulbildung ist der bestimmendere Faktor im Vergleich zum Alter. Dieses Ergebnis wird auch durch andere Studien bestätigt und ist nicht wirklich neu.
Die Förderung der Nachrichten- und Informationskompetenz ist ein Bestandteil der Medienkompetenzförderung. In den letzten Jahren war es Ziel, entlang der gesamten Bildungskette, also in der Kita, in der Schule, der Jugendarbeit und der Jugendhilfe, der Erwachsenenbildung sowie der Familien- und Seniorenarbeit, Medienbildungsmaßnamen anzubieten. Hierbei sind viele Fachleute in den Ländern, aber auch bundesweit aktiv. Die Landesmedienanstalten binden sich mit ihren Angeboten aktiv in die Netzwerke ein. Die Länder haben die Querschnittsaufgabe Medienkompetenzförderung in den meisten Bildungsplänen verankert. Im Fazit wurden und werden viele Weichen gestellt, wobei die adäquate Umsetzung der Maßnahmen eine ständige Herausforderung darstellt. Hauptaufgabe ist es, mit den Maßnahmen in die Fläche zu gelangen.
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Die Vertrauenswürdigkeit von Quellen wird häufig falsch eingeschätzt. Wie lässt sich das ändern?
Insgesamt lässt sich die Förderung der Informationskompetenz durch drei Maßnahmen erreichen. Erstens gibt es zahlreiche niedrigschwellige Informations- und Beratungsangebote, die das Thema Kriterien der Quellenkritik aufgreifen. Aufgabe ist es, diese in der Breite sichtbar werden zu lassen und die Bekanntheit zu steigern. Jedoch sollten alle auch bereit dazu sein, sich die Angebote anzuschauen. Zweitens gibt es zahlreiche Fortbildungsangebote, die sich zumeist an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, pädagogische Fachkräfte und professionell Erziehende richten. Oft wird kritisiert, dass es zu wenig Angebote gibt. Dies würde bedeuten, dass alle Bildungsträger ihre Anstrengungen ausbauen sollten. Drittens werden zahlreiche Projekte der aktiven Medienarbeit angeboten, die die Teilnehmenden in die Lage versetzen, selbst die Rolle des Journalisten, der Journalistin einzunehmen. Bei diesen Angeboten werden meist die nachhaltigsten Effekte erzielt. Es ist wie beim Stricken, das lernt man auch am besten, wenn man die Stricknadeln selbst zur Hand nimmt. Leider sind diese Angebote sehr zeitintensiv und teuer.
Desinformation, Information, Werbung und Meinung werden zum Teil nur schwer erkannt. Was kann dagegen getan werden?
Ganz praktisch gesprochen ist die erste Stufe der Erkenntnis der Selbsttest. Begleitend zur bereits erwähnten Studie wurde ein Online-Angebot erarbeitet, mit dem Nutzende testen können, wie nachrichtenkompetent sie sind. Unter https://mabb.de/news-test.html kann dieser Selbsttest absolviert werden, was ich nur empfehle. Darüber hinaus rate ich, sich anhand der sieben etablierten Schritte zu orientieren, die helfen sollen, wenn man sich nicht sicher ist.
1. misstrauisch sein
2. Quelle prüfen
3. Intention hinterfragen
4. Aktualität überprüfen
5. nach weiteren Quellen suchen
6. Bilder und Videos überprüfen
7. Faktenchecker-Internetseiten nutzen
Übrigens finden sich zahlreiche weitere Anregungen zum Thema im aktuellen Jugendschutz- und Medienkompetenzbericht der Landesmedienanstalten mit dem Titel „Fakt oder Fake? Jugendschutz, Medienkompetenz und Desinformation – Maßnahmen, Projekte und Forderungen“. Dieser kann kostenfrei heruntergeladen werden.
Wie sollte die Politik die Medienbildung besser fördern – ohne in den Verdacht zu geraten, in das Mediensystem einzugreifen?
Entlang der Bildungskette können die Länder im Rahmen ihres Bildungsauftrages Maßnahmen der Medienbildung fest in den Bildungsplänen verankern. Dies wird in den letzten Jahren bereits intensiv umgesetzt. Die Strategie der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“ aus dem Jahr 2017 (erweitert 2021) hat beispielsweise in Kombination mit dem DigitalPakt Schule für den Bereich Schule einiges bewirkt. Auch in den meisten Landesmediengesetzen ist die Medienbildung fest verankert und wird als Auftrag den Landesmedienanstalten zugeschrieben. Der Medienstaatsvertrag und die AVMD-Richtlinie nehmen beispielsweise auch die Medienanbieter ein Stück weit in die Pflicht. Hinsichtlich einer möglichen praktischen Umsetzung empfehle ich einen Blick in den ERGA Media Literacy Report „Recommendations for key principles, best practices and a Media Literacy Toolbox for Video-sharing Platforms”, der mögliche Anwendungsbeispiele aufzeigt. Dieser ist kostenfrei einsehbar.