Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die digitale Nachrichtenkompetenz mit dem Alter sinkt - was bedeutet das für die Medienbildung?
Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass die Förderung von Medienkompetenz beziehungsweise Medienbildung nicht nur auf Schule begrenzt werden darf, sondern eine Aufgabe des lebenslangen Lernens sein muss. In diesem Sinne sollten die pädagogischen Angebote zur Förderung von Medienbildung auch in den Bereichen der Erwachsenen- und Weiterbildung stärker ausgebaut und unterstützt werden. Ein möglicher Ansatz, die Nachrichtenkompetenz zu stärken, kann zum Beispiel darin liegen, dass im Sinne einer gestaltungsorientieren Medienpädagogik Menschen aller Altersgruppen lernen, selbst Nachrichten zu erstellen. Dadurch können sie am Besten lernen, wie Nachrichten aufgebaut sind und wie man sie auch versteht und ihre Inhalte bewertet.
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Die Vertrauenswürdigkeit von Quellen wird häufig falsch eingeschätzt. Wie lässt sich das ändern?
Der Umgang mit Informationen in den verschiedenen Medien – egal ob Zeitschriften, Fernsehen oder in den sozialen Medien – ist eine wichtige pädagogische Aufgabe und kann am besten in Form von praktischen Projekten vermittelt werden. So ist etwa ein Vergleich verschiedener Quellen einer Nachricht ein wichtiger Zugang. In der Vermittlung solcher Kompetenzen muss es darum gehen, die Seriosität von Quellen beurteilen zu können. Dies bedeutet etwa, mehr dazu zu wissen, wie Nachrichten produziert werden und welche Produktionsbedingungen dabei herrschen. Auf der anderen Seite sollten Medien aber auch Verantwortung zeigen, indem die Angaben zu den Quellen transparent und nachvollziehbar gemacht werden. Weiterhin sollte die Professionalisierung von Journalist:innen eine zentrale Voraussetzung sein, Nachrichten zu produzieren zu dürfen.
Desinformation, Information, Werbung und Meinung werden zum Teil nur schwer erkannt. Was kann dagegen getan werden?
Es ist allgemein nicht einfach, Desinformationen zu erkennen, Werbung zu durchschauen sowie Meinungen angemessen beurteilen zu können. Jedoch kann in medienpädagogischen Projekten aufgezeigt werden, mit welchen Mechanismen etwa FakeNews produziert werden. Ein gutes Beispiel dafür ist die Webseite getbadnews.de, auf der etwa Schüler*innen in einem Spiel selbst Falschnachrichten produzieren sollen, um anschließend gemeinsam die dabei verwendeten psychologischen und kommunikativen Mechanismen zu diskutieren und zu durchschauen. Ähnliches kann auch mit Werbung gemacht werden. Die Förderung solcher medienkritischer Kompetenzen ist ein zentraler Bestandteil von Medienbildung.
Wie sollte die Politik die Medienbildung besser fördern - ohne in den Verdacht zu geraten, in das Mediensystem einzugreifen?
Es muss eine Aufgabe von Politik sein, die Angebote zur Medienbildung im gesamten Bildungssystem zu etablieren. Dies bedeutet etwa, schon in Kitas mit Kindern etwa über digitale Kinderrechte am eigenen Bild und in der Grundschule über Mechanismen von Werbung zu sprechen und die Bereiche von Medienbildung im weiter auszubauen. Jedoch sollte Medienbildung nicht auf ein einzelnes Fach beschränkt werden, sondern wie von der Kultusministerkonferenz der Länder in ihrer Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ von 2016 vorgesehen fächerübergreifend anzulegen. Aber auch außerhalb des schulischen Rahmens ins verstärkt auch Angebote im außerschulischen Bereich zu fördern, um dort stärker praxisorientierte Projekte durchführen zu können. Dazu ist es jedoch notwendig, in der Ausbildung von pädagogischen Fachkräften – etwa in der Lehrer*innenbildung oder der Ausbildung von Sozialarbeiter:innen und Sozialpädagog:innen – das Thema Medienbildung verpflichten im Sinne einer medienpädagogischen Grundbildung zu etablieren. Nur so kann sichergestellt werden, dass in den pädagogischen Institutionen das Thema Medienbildung fachlich und pädagogisch qualifiziert angeboten werden kann.