Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die digitale Nachrichtenkompetenz mit dem Alter sinkt - was bedeutet das für die Medienbildung?
Medienkompetenz - und damit verbunden auch politische Bildung im umfassenden Sinn - müssen als lebenslanges Lernen begriffen werden und als Schlüsselkompetenzen in einer modernen, demokratischen, marktwirtschaftlich organisierten Informationsgesellschaft. Es reicht nicht (mehr), diese als Nebenprodukt der klassischen Ausbildung und Bildung zu betrachten, sondern sie brauchen einen eigenen Stellenwert. Der Staat steht diesbezüglich besonders in der Verantwortung, weil es letztlich um ein öffentliches Interesse geht. Er kann und soll aber nicht alles selber machen; es braucht ebenso private Akteure, die sich einbringen, bspw. Bildungsorganisationen, Präventionsstellen, Erwachsenenbildung, Elternbildung usw.
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Die Vertrauenswürdigkeit von Quellen wird häufig falsch eingeschätzt. Wie lässt sich das ändern?
In der modernen Informationsgesellschaft mit Social Media und Internetportalen lässt sich dies regulatorisch und rechtlich nicht umfassend steuern bzw. es kann keine eigentliche Qualitätssicherung geben. Umso wichtiger sind mündige und eigenverantwortliche Medienkonsumentinnen und Medienkonsumenten: Medienkompetenz gehört daher bereits bei Kindern alters- und stufengerecht in den Unterrichtsplan. Daneben ist die Vermittlung von Medienkompetenz auch im privaten und familiären Umfeld wichtig; Eltern und andere Bezugspersonen haben einen grossen Einfluss im positiven und im negativen Sinn. Es ist daher nicht nur die Schulung und Förderung der Medienkompetenz der Kinder (und späteren Erwachsenen) wichtig, sondern auch diejenige der Erwachsenen darf nicht vernachlässigt werden.
Desinformation, Information, Werbung und Meinung werden zum Teil nur schwer erkannt. Was kann dagegen getan werden?
Seriöse Medien unterscheiden und kennzeichnen dies. Es sollte daher journalistische Selbstregulierung (bspw. über Verbandsmitgliedschaften) geben, damit dies von professionell arbeitenden Anbietern so gehandhabt wird. Daneben sollte staatliche Medienförderung - sofern es eine solche gibt - nur professionell arbeitenden Anbietern ausgerichtet werden. Und auf Seite der Medienkonsumentinnen und Medienkonsumenten gilt: Sie müssen möglichst kompetent sein, um selber beurteilen, einordnen und entscheiden zu können.
Wie sollte die Politik die Medienbildung besser fördern - ohne in den Verdacht zu geraten, in das Mediensystem einzugreifen?
Indem Medienkompetenz und politische Bildung im obligatorischen Schulunterricht einen ausreichenden Platz im Lehrplan einnehmen und altersgerecht und zeitgemäss vermittelt werden. Das ist aktuell häufig zu wenig der Fall. Selbstverständlich braucht es dazu auch entsprechende Lehrmittel und Fachdidaktik. Daneben sollte die Politik die Erwachsenenbildung finanziell unterstützen und ideell fördern, sodass es hier im Sinne einer gesellschaftlichen Aufgabe gute und vielfältige Angebote gibt. Dazu zählt auch die Elternbildung.