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Präsenzlehrveranstaltungen sollten dem Systemwandel nicht zum Opfer fallen

Was die Unis für die digitale Transformation brauchen - und tun müssen

Prof. Dr. Christian Schröder - Stv. Leiter, Institut für Computergestützte Biologische Chemie, Universität Wien Quelle: Universität Wien Prof. Dr. Christian Schröder Stv. Leiter, Institut für Computergestützte Biologische Chemie Universität Wien 20.10.2022
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Prof. Dr. Christian Schröder von der Universität Wien sieht die Hochschulen "eher am Beginn einer digitalen Transformation, die viel weitgreifender sein wird, als sich das die meisten Personen momentan vorstellen können". Damit verbunden ist eine komplette Umstellung des Alltags für alle, Lehrende, Studierende und allgemeines Personal.







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Die Pandemie hat den Hochschulen und Forschungseinrichtungen einen Digitalisierungsschub verpasst. Wo stehen die hiesigen Hochschulen in der digitalen Tranformation derzeit?
Obwohl die schon vor der Pandemie bestandene digitale Infrastruktur in den letzten drei Jahren massiv ausgebaut wurde, befinden wir uns dennoch eher am Beginn einer digitalen Transformation, die viel weitgreifender sein wird, als sich das die meisten Personen momentan vorstellen können. Digitalisierung bedeutet nicht nur, dass die Vorlesungsunterlagen online zur Verfügung stehen und manche Vorlesungen ortsunabhängig online verfolgt werden können, sondern eine komplette Umstellung des Alltags für alle, Lehrende, Studierende und allgemeines Personal.

Im “Digital Competence Framework for Austria” sind die zentralen Bereiche genannt: (I) “Foundations and access”, (II) “Information and data literacy”, (III) “Communication and collaboration”, (IV) “Digital content creation”, (V) “Safety” und (VI) “Problem solving and continuing learning”. Diese Bereiche umfassen unheimlich viele Themen, bei denen vielleicht die Digitalisierung auch nicht sofort offensichtlich ist. Außerdem sind die Entwicklungen in den einzelnen Bereichen so rasant, dass wir von einer vollendeten, digitalen Transformation weit entfernt sind.  

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Was brauchen die Hochschulen und Forschungseinrichtungen, um die digitale Tranformation künftig zu verstetigen?
Momentan werden vor allem Geld und gut ausgebildetes Personal benötigt. Es reicht nicht, entsprechende Software und Hardware einmalig zu kaufen. Die entsprechenden Computersysteme müssen gewartet, geupdatet und überwacht werden (siehe Punkt I, III und V), um Missbräuche zu verhindern und die Daten zu schützen. Alle Benutzer*innen brauchen entsprechende Weiterbildungen und auf sie zugeschnittene Hilfsangebote (Punkte II, III, IV und VI).

Dies fängt bei E-Tutor*innen an, die den Lehrenden helfen, Multiple-Choice Tests und Assessment-Centers zu erstellen, damit die Studierenden jederzeit ihren Lernfortschritt überprüfen können. Wir stellen unseren Studierenden Jupyter-Notebooks zur Verfügung, um den Lehrinhalt auch interaktiv zu vermitteln. Wir brauchen daher professionelle Systemadministratoren, die die entsprechenden Server am Laufenden halten, und digitale Experten, die uns bei der Umsetzung der Digitalisierung zur Seite stehen.  
Generell braucht es auch den viel heraufbeschworenen Kulturwandel, da die digitalen Kompetenzen sogar bei den Studierenden fehlen, obwohl sie mit TikTok und Instagram aufwachsen. Wir müssen lernen, mit Daten sensibel umzugehen, sie zu filtern, sie zu überprüfen und sie verantwortungsvoll zu teilen.

Welche Effizienzgewinne lassen sich aus Kooperationen von Hochschulen und Forschungseinrichtungen erzielen?
Natürlich arbeiten die Hochschulen schon lange bei vielen digitalen Projekten zusammen, beispielsweise bei der zur Online-Verfügungstellung von Fachartikeln aller möglichen internationalen Verlage. Allerdings lassen sich Forschungseinrichtungen und Hochschulen oft nicht über einen Kamm scheren. Beispielsweise hat die Universität Wien mit 90 000 Studierenden und 20 Fakultäten andere Bedürfnisse als kleine, nur auf die Forschung fokusierte Einrichtungen. Auf Arbeitsgruppenbasis sind die Kooperationen schon lange international. Es werden weltweit Computerresourcen, Daten und Wissen geteilt, um kompetitiv zu bleiben.

Neben der technischen Infrastruktur braucht die digitale Transformation auch einen Kulturwandel - inwieweit wandeln sich die Prozesse an den Hochschulen und Forschungseinrichtungen in diesem Sinne?
Der Kulturwandel fängt bei jedem persönlich an. Wir müssen die neuen Möglichkeiten wahrnehmen:

Der Universitätsbetrieb ist nicht mehr zwingend an die Gebäude der Universität gebunden. Studierende schreiben in der Vorlesung ihre Notizen mit dem Tablet mit, reichen ihre Seminararbeiten online ein, die automatisch auf Plagiate überprüft werden (siehe Punkt II,III und IV). Wir können von überall Forschen, Lehren und Studieren, sobald man Zugang zu sicherem, und ausreichend schnellen Internet hat (siehe Punkt III). Meine Forschungsdaten sind für mich und meine Kooperationspartner von überall zugänglich und können zeitgleich bearbeitet werden. Ich muss für internationale Projektmeetings nicht mehr irgendwohin fliegen, sondern nehme online teil. Allerdings leidet auch der persönliche Austausch mit meinen internationalen Kolleg*innen, da neue Kooperationen früher auf Konferenzen jenseits der Vorträge geknüpft wurden und dies online schwerer ist.

Alle digitalen Prozesse setzen jedoch voraus, dass wir mit der Software und Hardware umgehen können (siehe Punkt VI). Jede(r) an der Universität sollte zumindest Grundkenntnisse in Programmieren haben und sicher mit den wichtigsten Programmen umgehen können. Dies ist jedoch zur Zeit nur bei einem geringen Prozentsatz der Studierenden und Lehrenden der Fall und erfordert daher eine intensive Weiterbildung. Auf der anderen Seite ist Digitalisierung nicht das Allheilmittel und wir sollten auch ihre Gefahren beachten: Während der Pandemie hat man auch sehr deutlich festgestellt, dass das online-Angebot nur eine Ergänzung aber kein Ersatz für den direkten, menschlichen Kontakt zwischen Lehrenden und Studierenden oder auch zwischen den Studierenden ist. Präsenzlehrveranstaltungen sollten daher dem Systemwandel nicht zum Opfer fallen.

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