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Interview17.03.2023

Potenzial bei digitaler Lehre und bei der Verwaltungsmodernisierung

Wie Baden-Württemberg die Transformation der Hochschulen voranbringt

Petra Olschowski - Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg Quelle: MWK/ Lena Lux Petra Olschowski Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Landesregierung Baden-Württemberg
INITIATORIN DIESER FACHDEBATTE
Dipl.- Journ. Nikola Marquardt
Founder & Herausgeberin
Meinungsbarometer.info
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"In Sachen digitale Transformation in der Forschung sind unsere Hochschulen schon sehr gut aufgestellt", berichtet Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Bündnis 90/Die Grünen). Das Land unterstützt die Hochschulen bei der Transformation aller Bereiche mit Mitteln und einem Dialogprozess.





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Die Pandemie hat den Hochschulen und Forschungseinrichtungen einen Digitalisierungsschub verpasst. Wo stehen die Hochschulen in Ihrem Bundesland in der digitalen Transformation derzeit?
Die Folgen der Digitalisierung sind vielschichtig, sie führen im gesamten Hochschulsystem zu Umbrüchen. Digitalisierung ist dabei nicht nur technologisch getrieben, sie beinhaltet auch soziale, kulturelle, bildungswissenschaftliche, gesellschaftliche und ökonomische Aspekte. Nach den Digitalisierungsschüben, die auch, aber nicht nur durch die Pandemie ausgelöst wurden, überlegen wir gemeinsam mit den Hochschulen, wie die Digitalisierung auf allen Hochschulebenen in Forschung, Lehre und Administration noch besser verankert und umgesetzt werden kann.

In Sachen digitale Transformation in der Forschung sind unsere Hochschulen schon sehr gut aufgestellt. Mit Unterstützung des Landes haben sie in den letzten Jahrzehnten exzellente digitale Forschungsinfrastrukturen entwickelt. Jetzt gilt es, diese Infrastrukturen weiter auszubauen.

In der digitalen Lehre und bei der Verwaltungsmodernisierung besteht hingegen noch Verbesserungspotenzial. Um auch hier voranzukommen, fördern wir Fachkonzepte, Strategien, hochschulübergreifende Kooperationen und AGs sowie Projekte – wie etwa die Einführung einer Campus-Management-Software an den Hochschulen, die Landesstrategie „Digitale Lehre@BW 2025“ mit ersten Maßnahmen zur Verstetigung digitaler Lehr-Lernkonzepte aus der Pandemie oder die Landesstrategie zu High Performance Computing und Data Intensive Computing (HPC/DIC). Dieses jahrelange Engagement zeigt bereits Wirkung an den Hochschulen.

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Wie unterstützen Sie die Hochschulen, um die digitale Transformation künftig zu verstetigen?
Landesseitig werden wir die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, damit die digitale Transformation an den Hochschulen weiter vorankommt. Deshalb haben wir 2022 den Dialogprozess Zukunftslabor „Hochschulen in der digitalen Welt“ gestartet. Dieser baut auch auf den Erfahrungen aus der Pandemie auf. Mit ihm wollen wir lokale Aktivitäten einzelner Hochschulen mit landesweiten Aktivitäten verknüpfen. Dafür bedarf es einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit und zwischen den Hochschulen.

Wir tauschen uns fortlaufend mit den Hochschulen zu den aktuell drängendsten Digitalisierungsthemen in Lehre, Forschung und Administration aus. Dabei identifizieren wir gemeinsam, welche Rahmenbedingungen anzupassen oder aufzustellen sind, damit wir die digitale Zukunft der Hochschulen gemeinsam erfolgreich gestalten. Die digitale Transformation ist kein Selbstläufer: Wir können sie nur bewältigen, wenn sich alle Stakeholder ihrer Verantwortung bewusst sind. Das Land kann den Rahmen setzen und anpassen, aber jede Hochschule muss für sich prüfen, wie sie die Digitalisierung in Lehre, Forschung und Administration strategisch verankern kann. Es ist Aufgabe der Hochschulmitglieder, den Wandel ihrer Organisation mitzutragen und aktiv zu fördern.
Überdies hat das Land zur Aufrechterhaltung des Studienbetriebs während der Pandemie die Hochschulen mit rund 40 Millionen Euro unterstützt. Von diesen Mitteln sind viele in die Verbesserung der digitalen Lehre und Verwaltung geflossen.

Welche Effizienzgewinne lassen sich aus Kooperationen von Hochschulen und Forschungseinrichtungen erzielen?
Es gibt eine Vielzahl von Effizienzgewinnen, die sich durch Kooperationen zwischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen erzielen lassen. Kooperationen ermöglichen die Nutzung großer digitaler Infrastrukturen, aber auch anderer Großgeräte und Technologieplattformen, wie es gerade im Bereich Forschungsdaten weit verbreitet ist.

Kooperationen sind oftmals eine Voraussetzung dafür, dass sich Forschung im starken, internationalen Wettbewerb behaupten und erfolgreich sein kann. Daher ist die Zusammenarbeit von Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen ein grundlegender Bestandteil unserer Innovationscampus-Modelle: So fördern wir an wissenschaftlichen Hotspots des Landes exzellente Grundlagenforschung zu aktuell hochrelevanten Fragen und beschleunigen den Transfer in die Praxis. Darüber hinaus sehen wir auch einen qualitativen Effizienzgewinn durch kooperative Forschung: Die Bündelung verschiedener Expertisen bei der Beantwortung wissenschaftlicher Fragen eröffnet die Möglichkeit für einen schnelleren und auch größeren Erkenntnisgewinn.

Neben der technischen Infrastruktur braucht die digitale Transformation auch einen Kulturwandel – inwieweit unterstützen Sie die Prozesse in den Hochschulen in diesem Sinne?
Ein sichtbarer Schritt war der Start unseres Dialogprozesses. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem gesamten Hochschulbereich haben diesen als sehr gewinnbringend bewertet.

Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Gut eingesetzt eröffnet sie neue Möglichkeiten – nicht nur für die digitale Lehre, sondern ganz allgemein für die Verortung der Hochschule in einer zunehmend digitalen Welt. Ein Kulturwandel kann nur stattfinden, wenn alle Akteure – Studierende, Lehrende, Forschende, Verwaltungskräfte – eingebunden und ermutigt werden, ihre Sichtweisen und Ideen, wie dieser Wandel vollzogen werden kann, zu kommunizieren und umzusetzen.

Durch den stetigen Austausch zwischen allen Beteiligten können wir die Potenziale der Digitalisierung sinnvoll nutzen. Essenziell ist dabei, Kooperationen „groß“ zu denken – hochschulübergreifend und hochschulartenübergreifend. So stärken wir das Miteinander und fördern das Bewusstsein und die Akzeptanz für den Kulturwandel in der Arbeitswelt. Dieser Prozess kann aber nichts sein, was „von oben“ vorgegeben wird. Wir sind alle bei der aktiven Gestaltung des digitalen Wandels gefragt, indem wir ihn nicht nur unterstützen, sondern leben.

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