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Mobiles Arbeiten ist nicht weniger komplex als das Arbeiten vor Ort

Wie Unternehmensberater den Trend zum Remote Work bewerten

Jennifer Reckow, Vorsitzende des Fachverbandes Changemanagement im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) Quelle: BDU Jennifer Reckow Vorsitzende Fachverband Changemanagement im BDU 18.02.2022
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Jennifer Reckow vom Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) sieht "die flexiblen Arbeitsmodelle weitgehend etabliert". Die Vorsitzende des Fachverbandes Changemanagement ist auch Geschäftsführerin der processline GmbH in Speyer und warnt bei einem evetuellen Recht auf Homeoffice vor einem Bürokratiemonster.







Nach vielen Monaten Pandemie vertrauen viele Chefs ihren Mitarbeitern im Homeoffice nicht und wollen, dass diese alsbald in die Büros zurückkehren. Wie schätzen Sie die Potenziale von mobiler Arbeit und Homeoffice ein?
Das deckt sich nicht mit meiner eigenen Erfahrung als Beraterin. Hierdurch habe ich Einblick in zahlreiche Organisationen und stelle fest, dass die meisten Unternehmen innerhalb der vergangenen zwei Jahre ihre individuellen Lösungen gefunden haben. Standen bei Beginn der Pandemie viele Firmen noch vor technischen und organisatorischen Herausforderungen, haben sich inzwischen die flexiblen Arbeitsmodelle weitgehend etabliert. Denn die Potenziale sind auf beiden Seiten groß, sei es die gesteigerte Flexibilität oder die Einsparung von Ressourcen.

Problematisch wird es dann, wenn Zuständigkeiten, Entscheidungsspielräume und Verantwortungen nicht klar geregelt sind. Mobiles Arbeiten ist nicht weniger komplex als das Arbeiten vor Ort und beinhaltet wesentlich mehr als nur das Abhalten von Zoom-Meetings. Gewohnheiten und Vertrauensmuster müssen bewusst neugestaltet werden, da die uns bekannten Wahrnehmungskanäle gekappt sind. Hier wurden jedoch in den meisten Unternehmen bereits die entsprechenden Regelungen und Arbeitsmodelle gefunden.

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Zugleich halten viele Entscheider Investitionen in flexible Arbeitstechnologien für das Recruiting und die Bindung von Mitarbeitern für wichtig. Wie sehen Sie das?
Die Digitalisierung stellt bereits seit vielen Jahren eine große Herausforderung für die Wirtschaft dar. Somit war es auch schon vor der Pandemie wichtig, die Mitarbeitenden mit moderner Technologie auszustatten. Jedoch wurde das digitale und globale Zusammenarbeiten dadurch noch einmal stark beschleunigt und setzt die Unternehmen noch mehr unter Druck, mit der rasanten Marktentwicklung mitzuhalten. Der Fachkräftemangel ist ein weiterer Faktor, der sich auf diese Entwicklung auswirkt, da die jungen Generationen ihren Arbeitsplatz bewusst unter diesen Gesichtspunkten auswählen.

Für wie sinnvoll halten Sie das vieldiskutierte Recht auf Home Office nach einem möglichen Ende der Pandemie?
Hierfür müssten erst einmal die notwendigen flexiblen Rahmenbedingungen in der Arbeitsrechtsgestaltung geschaffen werden, sei es in Bezug auf Steuerrecht, Arbeitszeit, Daten- und Arbeitssicherheit oder die Versicherung der Arbeitnehmenden. Es stellt sich mir daher die Frage nach dem Nutzen dieser Gesetzgebung. Denn Unternehmen, die mit dem mobilen Arbeiten gute Erfahrungen gemacht haben, werden auch dabei bleiben. Demgegenüber steht ein Bürokratiemonster, das notwendig wäre, um das „Recht auf Homeoffice“ auf den Weg zu bringen.

Wirtschaftsbetriebe sollten den Raum haben, individuelle Lösungen zu finden und sich zu entwickeln. Allein die Ansprüche der jungen Generationen treiben dies massiv voran. Zudem sind die betrieblichen Erfordernisse eben höchst individuell.

Arbeiten im Homeoffice ist auch nicht unbedingt jeden Arbeitnehmenden ein Segen. Viele sehnen sich nach der persönlichen Begegnung mit den Kollegen und Kolleginnen, so sind wir in unserem Kulturkreis nun mal sozialisiert worden. Von den räumlichen Rahmenbedingungen, wie das Vorhandenseins eines eigenen Arbeitszimmers oder einer guten Internetverbindung, einmal ganz zu schweigen. Es stellt sich daher die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieser Gesetzgebung.

Durch digitale Technologien eröffnen sich neue Modelle wie Office- oder Desk-Sharing. Könnte der klassische Büroarbeitsplatz am Ende überflüssig werden?
Diese Entwicklung deutet sich bereits seit vielen Jahren an. Modelle wie Desk-Sharing oder die Arbeit in Projekträumen nehmen zu. Manche Organisationen existieren sogar rein digital und haben gar keine Büroräumlichkeiten. Das schont Ressourcen und Kosten. Demgegenüber stehen Tätigkeiten, die es auch weiterhin erfordern, vor Ort ausgeübt zu werden, beispielsweise in der Krankenpflege oder der Produktion.

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