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Meilenweit entfernt von wirklich sauberer IT

Was Hoffnung für eine nachhaltige Digitalwirtschaft macht

Prof. Dr. Lutz Becker - Studiendekan Master Sustainable Marketing & Leadership in Köln, Hochschule Fresenius Quelle: HS Fresenius Prof. Dr. Lutz Becker Studiendekan Master Sustainable Marketing & Leadership in Köln Hochschule Fresenius 14.04.2021
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Mit Blick auf die Nachhaltigkeit (digitalen) Wirtschaftens betont Prof. Dr. Lutz Becker von der Hochschule Fresenius, "dass wir an allen Hebel drehen und den ökologischen wie klimatischen Fußabdruck aller Aktivitäten so konsequent wie nur möglich senken müssen." In bestimmten Fragen sei der Regulierer gefordert.







Digitales Wirtschaften spart viele Wege, etwa indem Konferenzen virtuell abgehalten werden oder Einkäufe online erfolgen. Dem stehen hohe (ökologische) Kosten für Traffic und Netzinfrastruktur entgegen. Wie nachhaltig kann digitales Wirtschaften aus Ihrer Sicht unterm Strich sein?
Es wäre naiv zu glauben, dass wir, wenn wir uns im Raum bewegen, keine Daten erzeugen würden. Das moderne Auto sendet nicht nur selbst Daten, sondern wir nutzen selbstverständlich Smartphones, Navis und hören unsere Playlists oder digitales Radio - im Zug surfen oder skypen wir. Es ist also kein entweder - oder, sondern die physische Bewegung geschieht heute „on-top" unserer ständigen digitalen Präsenz. Das bedeutet, dass wir an allen Hebel drehen und den ökologischen wie klimatischen Fußabdruck aller Aktivitäten so konsequent wie nur möglich senken müssen. Da ergibt es sehr viel Sinn, die physische Mobilität soweit wie möglich zu reduzieren.

Natürlich benötigen Rechenzentren, Übertragungseinrichtungen und Endgeräte extrem viel elektrische Energie und produzieren zudem noch Unmengen an Abwärme. Hier müssen wir zunächst dafür sorgen, dass der Anteil regenerativer Energie so hoch wie möglich ist.  Ansätze können auch urbane Rechenzentren als Teil von Smart Grids sein. Z. B. kann die Wärme, wie etwa Volkswagen in einem Pilotprojekt* zeigt, zur Wärmeerezeugung, oder auch für die Urbane Produktion, etwa von Nahrungsmitteln, genutzt werden.

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Beim E-Commerce-Waren brauchen transportfähige Einzelverpackungen. Wie kann der Versandhandel in Anbetracht dessen und großzügiger Rücksende-Regelungen nachhaltig gestaltet werden?
Verpackungen sind schon allein aufgrund der Vielfalt der Güter, die transportiert werden, eine große Herausforderung. Für Lebensmittel gibt es andere Herausforderungen, als für Blumen oder Dekorationsartikel. Eine Maschine will anders verpackt sein, als eine Pizza. Die Normflasche und die Europalette haben es uns vorgemacht: Wir brauchen ein flächendeckende Mehrwegsystem für Versandverpackungen. Hier ist eindeutig der Regulierer gefordert. Zudem ist auf alternative Materialien und eine effiziente Logistik zu setzen, so dass auch die leeren Verpackungen nicht unnötig transportiert werden müssen. Dort, wo Mehrweg an seine Grenzen stößt, sollte das System durch möglichst CO2 neutral erzeugte und problemlos im Biomüll kompostierbare Verpackungsmaterialien ergänzt werden.

Digitale Währungen sparen wertvolle Rohstoffen, aber allein die Digitalwährung Bitcoin verbraucht so viel Strom wie das Land Norwegen. Wie lässt sich der Zahlungsverkehr möglichst nachhaltig abwickeln?
Das Mining von Bitcoins verbraucht ohne Zweifel Unmengen an Strom. Wenn dieser Strom auch noch mit Kohle erzeugt wird, ist das eine ökologische Bankrotterklärung. Deshalb sollte man darüber nachdenken, möglichst überschüssige Strommengen aus der Wind- und Solarenergie zu nutzen. Es wäre sicher klüger, Bitcoins zu produzieren, als ganze Windkraftanlagen einfach abzuschalten, wenn nicht genug Nachfrage nach Strom da ist. Auch da wäre vor allem der Regulierer gefordert.

Viele Digitalunternehmen legen öffentlichkeitswirksame Nachhaltigkeits-Programme auf. Woran erkennt der Nutzer, was der Umwelt hilft und was bloßes „Greenwashing" ist?
Greenwashing zu erkennen, ist für Laien extrem schwierig, nahezu unmöglich. Die schlechte Nachricht: Von wirklich sauberer IT in allen Facetten sind wir auch noch meilenweit entfernt. Rechenzentren werden in recht kurzen Zeitabständen völlig entkernt, um einen sicheren Betrieb zu ermöglichen. Hardware ist zu einem Wegwerfartikel verkommen.

Die gute Nachricht: Es gibt wenigstens anerkannte Siegel und Zertifikate, wie den blauen Engel für „Energieeffizienter Rechenzentrumsbetrieb" oder das „Gemeinschaftssystem für Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung" (EMAS Eco-Management and Audit Scheme). Diese Zertifikate können als eine erste Orientierung dienen. Zudem verpflichten sich zunehmend große Unternehmen auf die Nachhaltigskeitsziele der Vereinten Nationen (SDG – Sustainable Developoment Goals), oder, wie zum Beispiel Apple, zu hundertprozentiger Klimaneutralität.** Bei Elektronikartikel aller Art, sollte der Konsument auf Reparierbarkeit achten. So gibt es inzwischen einige Smartphones, wie das Fairphone, die für sich reklamieren, reparierbar zu sein.


* https://www.dw.com/de/rechenzentren-effizienter-machen/a-54067587
** https://www.apple.com/de/newsroom/2020/07/apple-commits-to-be-100-percent-carbon-neutral-for-its-supply-chain-and-products-by-2030/

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