In Österreich wird die Einrichtung privater Ladeinfrastruktur gefördert. Welche Bedeutung haben die sogenannten Wallboxen für die Elektromobilität?
Die Wallbox als technische Einrichtung zur Aufladung von Elektrofahrzeugen übernimmt die gesamte Kommunikation mit dem On-Board Ladegerät des Fahrzeuges, stellt in Abstimmung mit dem Fahrzeug die jeweils maximal mögliche Ladeleistung ein und sorgt generell für eine erhöhte Sicherheit beim Laden. Die vom ÖAMTC und seinen Partnern in regelmäßigen Abständen durchgeführten WallboxTests stoßen auf immer größeres Interesse, was eindeutig durch den rasanten Hochlauf sowie die immer weiter steigenden Zulassungszahlen im Bereich der Elektromobilität in Österreich zu erklären ist. Vor allem im Privatbereich, bei Ladeleistungen von 11 bis max. 22 kW, kommen Wallboxen eine immer wichtigere Funktion zu. Neben heutzutage wesentlichen Funktionen wie etwa der Möglichkeit zum Lastmanagement, also der Verknüpfung mit anderen Ladestationen und dadurch der Anpassung der Ladeleistung des Fahrzeuges an die zu Verfügung stehende Leistung des Hauses, oder aber auch der Möglichkeit zur Kopplung mit einer Photovoltaik-Anlage und Nutzung von überschüssigem Strom zur Aufladung des Elektrofahrzeuges, bietet die Wallbox viele weitere Einsatzmöglichkeiten zur ökologisch sowie ökonomisch optimalen Nutzung des vorhandenen Stromes. In Österreich werden Privatpersonen, aber auch Betriebe, Gebietskörperschaften und Vereine, neben dem Ankauf von Elektrofahrzeugen auch für den Ankauf von Ladestationen finanziell unterstützt. Diese Anreize sollen den Zugang zur privaten Ladestation erleichtern und so die höheren Anschaffungskosten im Bereich der Elektromobilität reduzieren.
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Nach Medienberichten gibt es in Österreich 5000 Ladestationen, so dass sich alle 60 Kilometer eine Schnellladestation befindet. Was muss da noch passieren?
Derzeit gibt es in Österreich über 8.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte, bei einem zum Halbjahreswechsel (per 30.06.2021) aktuellen Fahrzeugbestand von 59.289 reinen BatterieElektrofahrzeugen. Umgerechnet bedeutet dies wiederum, dass in Österreich aktuell rd. 8 Elektrofahrzeuge auf einen Ladepunkt kommen. Für den aktuellen Fahrzeugbestand ist die Ladeinfrastruktur in Österreich gut ausgebaut. Dies ist jedoch nur eine Momentaufnahme, die in Anbetracht der immer weiter steigenden Anzahl an Neuzulassungen im Bereich der Elektromobilität auch rasch an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen kann. Ein weiterer konsequenter Ausbau an Ladestationen ist daher in Österreich unabdingbar. Vor allem an stark frequentierten Straßen, Autobahnen oder auch beliebten Reisezielen, muss die Ladeinfrastruktur weiter ausgebaut und an den Bedarf vor Ort angepasst werden. Dementsprechend bedarf es für die Zukunft vor allem an Schnellstraßen und Autobahnen, entsprechend mehr Schnellladestationen die über höhere Leistungen verfügen und die eine raschere Aufladung und infolgedessen auch eine schnellere Weiterfahrt ermöglichen. In urbanen Gebieten müssen ebenfalls weitere Ladestationen für den dortigen Bedarf (v.a. für BewohnerInnen von Mehrparteienhäusern ohne eigenem KFZ-Stellplatz oder Parkgarage), geschaffen werden. Neben der öffentlichen ist auch die private Ladeinfrastruktur weiter zu forcieren und die Umsetzung in vielen Bereichen zu vereinfachen.
Für längere Dienst- und Urlaubsreisen spielt auch die Ladeinfrastruktur außerhalb Österreichs eine Rolle. Wie sehen Sie die gesamteuropäische Entwicklung diesbezüglich?
Ist die Ladeinfrastruktur in Österreich für den derzeitigen Fahrzeugbestand als Momentaufnahme noch ausrechend, so ist es im Ausland und dabei vor allem in den Nachbarländern Österreichs bzgl. Ladepunktabdeckung teilweise sehr unterschiedlich. Einige Nachbarländer, wie etwa Deutschland oder auch die Schweiz, bieten bereits jetzt schon ein sehr gut ausgebautes öffentliches Ladenetz. In Ländern wie Ungarn oder der Slowakei hingegen hängt die Ladeinfrastruktur bzw. die Anzahl an öffentlichen Ladestationen noch etwas nach. Zudem beobachten wir als ÖAMTC auch in den beliebten PKWReiseländern wie Slowenien und Kroatien, dass die Abdeckung an Ladestationen noch deutlich geringer als im Inland ist. Bestrebungen auf europäischer Ebene sollen zukünftig aber dafür sorgen, dass ein gewisser Mindeststandard an Ladepunkten erreicht und so das Reisen ins Ausland auch leichter möglich wird. Nur durch einen gesamteuropäischen Ausbau der Ladeinfrastruktur sind innereuropäische Reisen mit dem PKW bedenkenlos möglich und nur so ist die Elektromobilität auch für internationale Dienst- und Urlaubsreisen ohne Weiteres einsetzbar.
Geld pro Kw/h, pro Ladezeit, Pauschalen, Clubsysteme und Mixe aus alledem – derzeit sind die Preise fürs Schnellladen sehr kompliziert. Sollte die Politik aus Ihrer Sicht da Vorgaben machen?
In Österreich wird aufgrund des derzeit bestehenden Eichrechts überwiegend nach in Anspruch genommener Zeit abgerechnet, in der das Elektrofahrzeug mit dem Ladepunkt verbunden ist. Die für KonsumentInnen deutlich transparentere Abrechnung nach Energiemenge (kWh), wird in Österreich von aktuell nur sehr wenigen Ladeinfrastrukturbetreibern umgesetzt. Aus Sicht der Infrastrukturbetreiber ist der Vorteil des Zeittarifs klar: Der Ladepunkt soll nach Aufladung möglichst rasch wieder verlassen werden, wodurch ein Blockieren der Ladesäule für nachkommende verhindert werden soll. Aus Sicht der KonsumentInnen ergeben sich in der realen Anwendung jedoch einige Benachteiligungen. Faktoren wie das eigene On-Board Ladegerät und dessen maximal unterstützte Leistungsaufnahme, der Ladezustand des Fahrzeuges und die damit verbundene Leistungsreduktion ab rund 80 % sowie auch technisch bedingte Einflussfaktoren wie die Temperatur der Batterie, beeinflussen die tatsächliche Ladeleistung. All diese Faktoren können die Ladeleistung während eines Ladevorgangs reduzieren, wodurch infolgedessen der Ladevorgang entsprechend länger dauert. Das bedeutet bei einem Zeittarif wiederum höhere Kosten. Neben der Art der Abrechnung stellt vor allem die Art der Bezahlung sowie die Preistransparenz ein derzeit großes Problem im Bereich der öffentlichen Ladeinfrastruktur dar. Um in den Genuss von zumeist günstigeren Ladekonditionen zu kommen, müssen Ladeverträge mit Anbietern abgeschlossen werden. Da abhängig vom Betreiber jedoch nur eine gewisse Anzahl an Ladestationen im Eigen- sowie Partnernetz benutzt werden kann, benötigt man oft mehrere Ladeverträge bei mehreren Anbietern. Möchte man das nicht, besteht auch die Möglichkeit den Ladevorgang direkt an der Ladestation vor Ort per „Direct Payment“ zu bezahlen. Hierfür ist zwar kein Vertragsabschluss oder eine Mitgliedschaft bei einem Ladeinfrastrukturbetreiber notwendig, dafür sind aber die Kosten pro Zeit bzw. Energiemenge teilweise um ein Vielfaches höher. Da Ladestationen im öffentlichen Raum kaum über eine direkte Bezahlmöglichkeit - wie bspw. einem Kartenterminal für Giround Kreditkarte - direkt an der Station verfügen, wird zur Nutzung des vertragsunabhängigen „Direct Payment“ ein Smartphone mit Internetverbindung vorausgesetzt. Das stellt wiederum eine weitere Barriere für KonsumentInnen ohne Smartphone dar. Weiters ist das Thema „Preisauszeichnung“ direkt an bzw. in der Nähe der Ladestation, auch noch ein gewisses Problem. Weisen moderne Ladestationen mit Display in manchen Fällen zumindest die vertragsunabhängigen „Direct Payment“ Preise aus, so muss man sich zur Preisermittlung bei älteren oder displaylosen Ladestationen oft an den Betreiber der Ladestation selbst bzw. dessen Homepage wenden.
Die teilweisen intransparenten und unfairen Abrechnungssysteme, der oft mit Hürden verbundene Zugang zur Abrechnung oder aber auch die zum Teil fehlende Preisauszeichnung sowie der Bedarf nach oft mehreren Ladeverträgen bei mehreren Betreibern, sind aktuell wesentliche Probleme im Bereich der öffentlichen Ladeinfrastruktur in Österreich. Hierbei ist jedenfalls die Politik gefordert, klare Regeln zu definieren, den Zugang zu vereinfachen und die Abrechnung transparent und fair für alle KonsumentInnen zu gestalten.