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In Bayern wird an der ÖPNV-Strategie 2030 gerade gearbeitet

Eindeutige Priorisierung: Der Ausbau des ÖPNV muss gestärkt werden

Staatsminister Christian Bernreiter, Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr Quelle: StMB/Atelier Krammer Christian Bernreiter Verkehrsminister Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr 28.06.2022
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Simone Ulrich
Freie Journalistin
Meinungsbarometer.info
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Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter priorisiert eindeutig den Ausbau des ÖPNV, wenn es um das Erreichen der Mobilitäts- und Verkehrswende geht. Das 9-Euro-Ticket bezeichnet er als "Strohfeuer" und hätte es besser gefunden, dass der Bund die dafür aufgewendeten 2,5 Milliarden Euro in die Regionalisierungsmittel gesteckt hätte. Das Geld hätten die Bundesländer benötigt, um in den Ausbau des ÖPNV zu investieren. Diese Chance sein vertan worden, so Bernreiter.







Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei der nachhaltigen Mobilitäts- und Verkehrsplanung?
Die Mobilität der Zukunft ist klimaschonend, vernetzt und digital. In Bayern arbeiten wir zum Beispiel gerade an unserer ÖPNV-Strategie 2030 für einen noch attraktiveren ÖPNV. Digitale Elemente wie ein bayernweit durchgängiges E-Ticket sind wichtige Bausteine, um den öffentlichen Personennahverkehr so attraktiv und einfach wie möglich zu machen. Mit einem digitalen Ticket werden Fahrgäste nach dem Prinzip „ein Klick – ein Ticket“ in ganz Bayern auch über Verbundgrenzen hinweg mobil sein. Gleichzeitig werden die digitalen Vertriebswege dahingehend erweitert, dass der Kauf von Tickets für zusammenhängende Bus-Schiene-Reiseketten in ganz Bayern möglich wird, sowohl über Apps und Portale der Verkehrsunternehmen und -verbünde als auch über den „Bayern-Fahrplan“ der Bayerischen Eisenbahngesellschaft. Die Fahrgäste können dann Fahrplan-, Echtzeit- und Preisauskünfte für ganz Bayern aus einer Hand erhalten und – nach einmaliger Registrierung – beliebige Tickets kaufen, ohne sich für jede Region eine extra App installieren zu müssen. Die offene Architektur des E-Tickets Bayern soll auch die Verknüpfung mit deutschlandweiten Entwicklungen ermöglichen.

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Wie wichtig ist die Priorisierung bei der Verkehrsplanung, wenn man die gesetzten Umwelt- und Klimaschutzziele erreichen möchte?
Zu einer guten Verkehrs- und Mobilitätsplanung gehört in der heutigen Zeit Vernetzung. Das geht über reinen Infrastrukturausbau deutlich hinaus. Gefragt sind attraktive und gut aufeinander abgestimmte Angebote in der Stadt, aber auch auf dem Land, die zur einfachen Nutzung unseres ÖPNVs einladen. Im ländlichen Raum hat nicht jeder Mensch einen Bahnhof vor der Haustür. Hier ist man oft noch auf das Auto angewiesen. Wir wollen aber keine Verkehrsmittel gegeneinander ausspielen, sondern schauen uns genau an, mit welchen Angeboten wir ökonomisch und ökologisch die besten Lösungen bekommen. Nehmen wir als Beispiel das Fahrrad: Mit unserer Radoffensive „Klimaland Bayern“ fördern wir bayernweit 27 innovative Radprojekte in 31 Städten und Gemeinden.  Hierbei werden auch interkommunale Radwege als attraktive und umweltfreundliche Wegeverbindungen zwischen den Städten und Gemeinden gefördert. So kommen wir beim Klimaschutz Schritt für Schritt voran.

Wie kann die sozial-ökologische Mobilitäts- und Verkehrswende gelingen, die niemanden abhängt und alle mitnimmt?
Mobilität sichert soziale Teilhabe, wenn sie barrierefrei, altersgerecht, sicher und verlässlich ist. Im ersten Schritt muss das Angebot attraktiv sein, im zweiten Schritt auch kostengünstig. Niemandem nutzt ein günstiges Busangebot, wenn der Bus nur einmal am Tag kommt. Darum kritisiere ich auch das 9-Euro-Ticket so stark. Es ist ein Strohfeuer, das drei Monate lang für stellenweise überfüllte Busse und Züge sorgt und ab September im schlimmsten Fall Tarifsteigerungen und Angebotseinschränkungen zur Folge haben wird. Sinnvoller wäre es gewesen, den ÖPNV dauerhaft zu stärken. Der Bund hätte die 2,5 Milliarden Euro für das 9-Euro-Ticket lieber in die Regionalisierungsmittel stecken sollen, damit die Bundesländer das Angebot ausbauen können. Hier wurde eine große Chance vertan. Natürlich hat auch der Freistaat Bayern Angebote für die Menschen, die nicht so viel Geld für Mobilität ausgeben können, junge Menschen zum Beispiel. Mit dem 365-Euro-Ticket für Schülerinnen, Schüler und Auszubildende in den Regionen rund um die Städte München, Nürnberg/Fürth/Erlangen, Augsburg, Regensburg, Ingolstadt und Würzburg haben wir hier ein attraktives Tarifangebot geschaffen.

Wie möchte man einen verlässlichen ÖPNV in den ländlichen Regionen ausbauen?
Manche haben die Vorstellung, dass man einfach ab 5 Uhr in der Früh Busse in jeden kleinen Weiler schicken könnte, dann hätte man in ländlichen Regionen einen attraktiven ÖPNV. Das ist aber eine Wunschvorstellung und hat mit der Realität nichts zu tun. In jedem dieser teuren Busse würde nur ein Fahrgast sitzen, denn der Schichtarbeiter von BMW muss um 5 Uhr in die eine Richtung, die Krankenschwester um 6 Uhr in die andere. Das ist weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll. Die Zukunft des ÖPNV im ländlichen Raum liegt daher gerade auch in bedarfsorientierten Lösungen zu Zeiten oder in Räumen, wo regulärer Linienverkehr nicht wirtschaftlich betrieben werden kann. Eine Maßnahme sind On-Demand-Verkehre. Bereits in 30 von 55 Landkreise im ländlichen Raum werden solche Projekte vom Freistaat gefördert. Diese Förderung soll in den kommenden Jahren ausgebaut werden. In Bad Birnbach habe ich ein Projekt besichtigt, bei dem man einen autonom fahrendenden Rufbus per App bis vor die eigene Haustür bestellen kann. Der bringt einen dann zum nächsten Bahnhof oder in die Ortsmitte. Das funktioniert aktuell nur mit langsamen Geschwindigkeiten und daher eher innerhalb von Ortschaften, aber die Entwicklung geht hier rasend schnell. Die nächsten Generationen dieser Fahrzeuge werden mit höheren Geschwindigkeiten fahren und können dann mittelfristig auch überörtlich eingesetzt werden. Deswegen brauchen wir übrigens auch weiterhin Investitionen in gut ausgebaute Straßen. Das autonome Shuttle fährt nicht auf dem Feldweg.

 

 

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