Nach einer aktuellen Studie verursacht Informations- und Kommunikationstechnik weltweit wohl mehr Treibhausgasemissionen als der Flugverkehr. Zugleich gibt es viele Nachhaltigkeit-Initiativen in Branche. Wie nachhaltig ist die hiesige IKT derzeit?
Die aktuelle Studie differenziert nicht nach green it und green with it.
green IT
Hier sind die vorgelegten Studien-Inhalte auf den Punkt "green IT" fokussiert. Dies ist weniger als die halbe Wahrheit. Gemeint ist der Eigen-Verbrauch der IT in sich. Komponenten, Hardware, Rechenanwendungen, Netzlast etc. erfordern in der Tat einen immer höheren Bedarf, der so hoch geworden ist, dass der aus nicht regenerativen Quellen eingesetzte Betriebsstrom ironischerweise nun zu belastbaren Mengen an regenerativer Abwärme-Energie sorgt. Doch diese Ironie ist bitter. Würde der Betriebsstrom aus regenerativen Energien mit einem CO2-Gewichtsäquivalent von 0,00 je kWh erzeugt und müssten die Lieferanten der Rechnerleistungen weltweit dies mit Zertifikaten nachweisen, dann entstünde ein positiver Veränderungsdruck zugunsten unseres Klimas. Erste Foschungen zu dezentral aufgestellten Rechenzentren in den Windkraftanlagen mit einer ausweisbaren Null-Emission selbst ergeben neben deren Sekundär-Verwendung als Abwärme in der Landwirtschaft ein positives Zukunftsbild. Von dessen marktnaher Anwendung sind wir weit entfernt. Doch denken wir an das Beispiel der holländischen Tomaten, so verstehen wir, dass ein solcher Exporterfolg hauptsächlich primärenergetisch aus einem ansonsten eher "kalten" Land per Erdgas angereizt wird. Nun ersetzen wir einfach das Erdgas durch Rechenzentren-Abwärme aus Windpark-Anlagen weit draußen auf den freien Feldern. Es entsteht ein gleiches Ergebnis, doch die fossile Primärenergie wird eingespart.
green with IT
Am Beispiel eines EnOcean-geführten Heizwärme-Einsparprozesses wird deutlich, dass KI in primärenergiefreien Prozessen ein Anreger für CO2-Einsparungen der aktiven Art wird. Ohne Stromkabel, Batterien oder ähnlichen Quellen können Endverbraucher zwischen 20 und 30% Heizwärme aus KI einsparen; dies ohne Programmieren oder ähnliche Aktivitäten, sprich plug and play. Hier regt die IT valide Einspar-Tonnagen an, anstelle schmutzige Energie zu "verbrauchen". green with IT eben. Hochgerechnet sind dies einige Millionen to CO2 als Einsparpotenzial in Deutschland. Es gibt unzählige dieser Beispiele, in der IT der Anreger für Anlageneffizienz, Direkt-Einsparungen und Folgeeinsparungen für Gebäudebesitzer und Mieter ist. Dies wird in der Studie nicht hinreichend differenziert betrachtet.
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Einsparungen durch Effizienzsteigerungen steht ein stets wachsender Datenverkehr gegenüber. Wie lassen sich solche sogenannten Rebound-Effekte beherrschen?
Durch Orientierung auf die fossilfreie Erzeugung der Primärenergie für den Datenverkehr. Wir schwierig dies weltweit wird, beschreibt der steigende Energiehunger der Kryptowährungen. Oder können wir schon sagen "beschrieb"? Der Zwang aller gewerblichen Nutzer, hier ESG-konform auch den eingesetzten Fremdstrom aus Rechenzentren in der eigenen Bilanz zu reflektieren, wird ein entsprechendes Umdenken in den "Mitmach"-Ländern bewirken. Angebote aus "Nicht-Mitmach"-Ländern sind zunächst durch den billigen schmutzigen Strom attraktiv, mit einem kurzsichtigen Standortvorteil versehen. Mit abnehmender Akzeptanz mangels ESG-Darstellungsfähigkeit wird sich dies genauso ändern wie aktuell beim Thema der fossilen Energielieferungen in sich.
Im Gespräch ist in diesem Zusammenhang auch ein verbindlicher Energieausweis für Rechenzentren. Was spricht für oder gegen einen solchen?
Die Frage in sich konnotiert eine Option zum Verbleib im Status Quo. Gebäudenah erzeugte Nullemissionsenergie ist der alternativlose Weg in die Zukunft. Machbar ist dies schon heute. Anreize in Nullemissions-Rechenzentren müssen einhergehen mit der ESG-Offenbarung schmutziger Rechenzentren und deren Negativ-Impact in Unternehmensbilanzen.
Welchen Beitrag könnte eine Ausweisungspflicht für einen CO₂-Fußabdruck pro Service- oder Übertragungseinheit leisten?
Dieser Beitrag ist heute in erster Linie ein Prozess der Bewusstseins-Werdung. Schmutzige Rechenzentrums-Leistungen sind aktuell unangefochtener Standard; deren Impact auf das Weltklima ist mehr eine Randnotiz im Bewusstsein der Endnutzer. Die Verhaftung der Anwender in deren ESG-Reports wird das wirksamste Mittel zum Wandel. Befördert wird dies durch Rechenzentren, die den Betrieb aus gebäudenah erzeugten regenerativen Energien speisen auch nach dem Gebäude-Energiegesetz Anlage 9 als Nullemission den Nutzern mit Null-Zertifikaten angeboten werden können. Ein riesiger Zukunftsmarkt.
Zusammenfassung: green IT und green with IT zusammen bewegen den Klimawandel dann, wenn regenerative Energien bzw. Einsparungen jeglicher Primärenergie das Ziel ist und zur Anwendung kommt. Ein "weiter so" wird nicht funktionieren, zumal auch in naher Zukunft der Schmutzfaktor fossiler Energien immer deutlicher wird; gleichzeitig immer mehr fossilfreie Alternativen auf den Markt kommen.