Der Tech-Investor Matthew Ball prognostiziert ein Metaversum, in dem virtuelle und echte Realität endgültig verschmelzen. Für wie realistisch schätzen Sie die Erschaffung eines Metaversums ein und was wären aus Ihrer Sicht die wichtigsten Vor- und Nachteile?
Die grundlegende Idee eines Metaversums ist faszinierend: Eine perfekte Verbindung der realen und virtuellen Welt in einer bisher nie dagewesenen Größe und mit schier unfassbaren Möglichkeiten der Interaktion. Die Idee ist so fantastisch, im wahrsten Sinne des Wortes, dass es nicht verwundert, dass sie aus Science-Fiction-Romanen stammt. Ob wir eines Tages allerdings ein vollendetes Metaversum erleben werden, kann aktuell wohl noch niemand sagen. Aber selbst einige Bestandteile dieses Konzepts sind so vielversprechend, dass sie großes Potenzial bieten. Gerade jetzt in der Pandemie erleben wir, wie wichtig auch digitale Räume für die Menschen sind. Bisher werden hierbei vor allem Messenger, Soziale Netzwerke und Video-Calls genutzt. Dabei zeigen Games schon heute, wie die Interaktion mit anderen Menschen im Virtuellen auch aussehen kann. Und wenn das Metaversum diese Konzepte sinnvoll weiterentwickelt, dann wird es ein spannender sozialer Raum – nicht nur zu Pandemiezeiten, sondern auch weit darüber hinaus.
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Die Idee wird vor allem von Netzgiganten vorangetrieben. Wer sollte ein mögliches Metaversum kontrollieren?
Das Konzept des Metaversums sieht eigentlich eine sehr hohe Interoperabilität der eingesetzten Technologien vor und damit ein Stück weit Unabhängigkeit von einer zu einseitigen Kontrolle. Das ist ein dem aktuellen Internet sehr ähnliches Konzept. Es gibt Standards und wer diese einhält, der kann Teil des Metaversums sein und hier seine Dienste anbieten. Manch ein Netzgigant aber hofft anscheinend, große Teile eines möglichen Metaversums selbst kontrollieren zu können. Dabei bleibt die Frage offen, ob ein solch zentral gesteuertes Metaversum dieselbe Dynamik und Innovationskraft wie ein offenes entfalten kann. Welches Konzept sich eher durchsetzen wird, werden am Ende aber die Nutzerinnen und Nutzer entscheiden.
Einzelne Computerspiele erfüllen bereits bestimmte Merkmale des beschriebenen Metaversums. Inwieweit könnte Spiele-Industrie ein Standard-setzender Treiber auf dem Weg zu einem Metaversum werden?
Wie auch in anderen Innovationsfeldern ist die Games-Branche auch für die Entwicklung eines Metaversums entscheidend. Bei 3D-Engines, Virtual- und Augmented-Reality-Brillen sowie Netzwerktechnologien, die alle für ein Metaversum erforderlich sind, ist die Games-Branche klarer Technologieführer. Aber auch darüber hinaus wird gutes Game Design benötigt, um virtuelle Welten zu gestalten und ein einfach zu verstehendes User Interface für 3D-Welten zu bieten. Auch hierbei sowie bei Erzähl- und Interaktionskonzepten setzt die Games-Branche seit Jahren Maßstäbe.
Second Life gilt ein Prototyp oder Vorläufer des Metaversums. Warum ist diese Plattform nach einem enormen Hype wieder aus dem Blick der breiten Öffentlichkeit gerückt?
Jede Technologie hat ihre Zeit. Second Life hat dabei schon früh einen Vorgeschmack darauf gegeben, was eines Tages ein Metaversum sein kann. Hier haben sich Menschen jeglicher Herkunft ausprobieren und ausleben können. Nur waren viele Technologien noch nicht so weit entwickelt wie heute. Auch der soziale Aspekt darf bei solchen Innovationen nicht unterschätzt werden: Der Umgang mit dem Internet, der Austausch in Sozialen Netzwerken oder auch in Games, ist heute viel weiter verbreitet und auch viel selbstverständlicher. Verbesserte Technologien und eine größere Offenheit gegenüber solchen Neuerungen bilden heute einen ganz anderen Rahmen für die Idee eines Metaversums, als es noch rund um die 2010er Jahre war.