Die hiesigen Hochschulen sind auf dem Weg zu smarten Hochschulen - zugleich herrscht nach der Pandemie mit langen Phasen des digitalen Lernens jetzt die Präsenzlehre wieder vor. Wie viel digital und wie viel analog macht einen Campus heutzutage smart?
Alle relevanten Primär- und Sekundärprozesse müssen digital und barrierefrei zur Verfügung stehen und das nicht nur, um gesetzliche Anforderungen zu erfüllen. Und es geht dabei nicht darum, dass der wichtige und persönliche Kontakt zu der jeweiligen Hochschule komplett aufgehoben wird. Es geht vielmehr darum, dass alle Prozessbeteiligten effizient und zufriedenstellend zusammenarbeiten können. Ein Beispiel: Im Rahmen eines internationalen Forschungsprojektes muss die Projektleiterin 24/7 auf Knopfdruck genau die Informationen und alle umfassenden Daten abrufen können, die sie in der Phase der Bewirtschaftung des Drittmittelprojekts benötigt: „Wie ist der aktuelle Stand der geplanten Personal- und Sachkosten?“, „Müssen Mittel zwischenzeitlich umgewidmet werden und wenn ja, wie ist der aktuelle Bearbeitungsstand diesbezüglich?“, ohne zwischenzeitlich in der Hochschulverwaltung anrufen zu müssen. Das wäre für mich ein gutes Beispiel für einen smarten Prozess.
KI hat das Potenzial, Studium und Lehre grundlegend zu verändern. Wie schätzen Sie hier diesen Trend ein?
Künstliche Intelligenz wird essenziell sein, und zwar in allen Bereichen der Hochschule ebenso wie im Privatleben. Es ist wichtig, dass sich alle Hochschulen damit jetzt aktiv beschäftigen. Das ist Chef:innen-Sache und muss von den Kanzler:innen und Präsident:innen mitgetragen werden. Genau aus diesem Grund wird immer wichtiger sein, dass Softwarelösungen adressatengerecht die richtigen Menschen an der richtigen Stelle im digitalisierten Prozess einbinden und das anhand smarter und automatisierter Entscheidungen.
Chatbots, die auch zu individuellen Hochschulrahmenbedingungen eine Auskunft erteilen können, z. B. auch direkt aus dem ERP-System, werden die Verwaltungen entlasten. Damit werden die Hochschulen nicht nur attraktiver für die eigenen Kunden – also für Studierende und Mitarbeiter:innen - sondern auch für potentielle neue Arbeitskräfte im immer härter umkämpften Arbeitsmarkt.
Hochschul-IT-Systeme gelten aufgrund ihrer Größe und der vielen Zugänge als besonders schwer zu sichern – wie schätzen Sie die Anstrengungen der Hochschulen in Sachen Cybersicherheit ein?
Nach Einschätzung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist die aktuelle Gefährdungslage im nationalen Cyberraum so hoch wie nie zuvor.
Die Resilienz der Hochschulen im Bereich der Cybersicherheit muss verbessert werden. Es gibt Landesinitiativen, die die Hochschulen dabei unterstützen und Sondervermögen dafür bereitstellen z. B. das Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) in Nordrhein-Westfalen. Das muss von den Herstellern für Hochschul-Softwarelösungen unterstützt und begleitet werden.
Digitalisierung bindet Geld und Ressourcen - wie kann Politik am besten die Hochschulen in dieser Frage unterstützen?
Das Thema der notwendigen Finanzierung ist eine Gretchenfrage auch im Kontext der Hochschulfreiheit. Unsere Hochschulen erbringen Leistungen, die für die wissenschaftliche, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung Deutschlands von entscheidender Bedeutung sind. Somit muss eine Grundfinanzierung auskömmlich sein.
Umso wichtiger ist es, dass das Rad im Rahmen der Digitalisierung nicht ständig neu erfunden werden muss. Hier gilt es, auf standardisierte Lösungen zu setzen und gute Best-Practice-Ansätze und Prozesse zu implementieren, die barrierefrei und adressatengerecht sind - so dass der tatsächliche Nutzungsgrad der Prozesse auch schnell ein hohes Maß erreicht.