E-Bikes verändern den Tourismus in den Alpen und erlauben es neuen Zielgruppen das Gebirge per Rad zu bereisen. Welche Vor- und Nachteile sehen Sie in diesem Trend?
Der Hype um die E-Bikes ist für die Bergregionen ein Segen. Neben den Wanderern und Mountainbikern hat sich ein neues Gästesegment entwickelt, das Jung und Alt in die Berge bringt und somit den Sommertourismus stärkt. Diese Entwicklung hat allerdings auch Herausforderungen mit sich gebracht. So stören sich manche Wanderer daran, dass E-Biker zum Teil mit hoher Geschwindigkeit auf den Wanderwegen verkehren. Die Branche setzt sich aber aktiv dafür ein, dass Biker und Wanderer in friedlicher Koexistenz ihrem Hobby nachgehen können und die Sicherheit gewährleistet ist. Der STV hat zusammen mit anderen Organisationen wie Schweiz Mobil, Schweiz Tourismus, Seilbahnen Schweiz und der Beratungsstelle für Unfallverhütung dazu ein gemeinsames Positionspapier veröffentlicht.*
Wie sollte die Infrastruktur für die erhöhte Zahl von (E-)Bikern im Gebirge angepasst werden?
Dazu müssen verschiedene Aspekte miteinbezogen werden. Einen einheitlichen Richtplan gibt es nicht, da die Raumplanung in erster Linie kantonal geregelt ist und das Angebot und die Nachfrage je nach Region stark variieren. In einigen Regionen macht es Sinn, auf Entflechtung zu setzen, d.h. konkret neue Biketrails zu bauen, die klar signalisiert sind und sich möglichst nicht mit den Wanderwegen kreuzen. In anderen Regionen ist eine Koexistenz möglich und der Fokus liegt auf der Information und Sensibilisierung. Schweiz Mobil und das bfu haben auch hier eine ausführliche Fachdokumentation veröffentlicht.**
Wer sollte eventuelle Regulierungen und Verbote kontrollieren und durchsetzen?
Da es sich grundsätzlich um raumplanerische Massnahmen handelt, sind die Kantone, z.T. auch die Gemeinden verantwortlich. Es ist aber zentral, dass die Nutzer der Anlagen sensibilisiert sind und Toleranz zeigen. Die Wanderwege werden zum grossen Teil von Freiwilligen errichtet und gewartet. Dasselbe sollte für die Biketrails gelten. Eine Möglichkeit wäre es, dass Biker, welche die Wanderwege benutzen wollen, auch dabei helfen, diese instand zu halten. Damit würden sie den Wanderern zeigen, dass sie sich ebenfalls für die Qualität der Infrastruktur einsetzen, was nur fair ist. Weiter müssen die Entwicklungen konstant beobachtet und die Planungsmassnahmen, sowie die Regulierungen stetig angepasst werden. Dabei ist es wichtig, alle zentralen Player an einen Tisch zu bringen, um möglichst massentaugliche Lösungen zu finden.
Welche Rolle können Apps oder andere digitale Lösungen für eine naturverträgliche Besucherlenkung spielen?
Gute digitale Lösungen stellen immer eine Chance dar. Durch eine gezielte Datenerhebung könnte z.B. festgestellt werden, wer sich wann auf welchem Weg befindet und die Nutzer können dann spontan entscheiden, ob eine Ausweichmöglichkeit Sinn macht. Auch ausführliche digitale Karten, wie sie zum Beispiel Schweiz Mobil anbietet, sind für die Nutzer sehr nützlich. Man wird aber wohl nicht drumherum kommen, sich zusammen an einen Tisch zu setzen und gemeinsam die besten Lösungen zu suchen.
* https://www.sac-cas.ch/fileadmin/Ausbildung_und_Wissen/Tourenplanung/Alpinmerkbl%C3%A4tter/Koexistenz-Wandern-Velo-MTB.pdf
** https://www.bfu.ch/sites/assets/Shop/bfu_2.040.01_bfu-Fachdokumentation%202.040%20%E2%80%93%20Mountainbike-Anlagen%20%E2%80%93%20Leitfaden%20f%C3%BCr%20Planung,%20Bau%20und%20Betieb.pdf