Radio und Audio sind echte Erfolgsformate, gerade auch für die Vermarktung und Werbetreibende. Wie stark beeinflussen die Negativschlag zeilen rund um die UKW-Netze eine ganze Gattung? Und wie können die Audiovermarkter ggf. den Vertrauensverlust bei Kunden und Hörern auffangen? Denn noch ist nicht klar, wie es nach der Fristverlängerung für den UKW-Sendebetrieb Ende Juni 2018 weitergeht.
Laut Medienberichten der letzten Wochen sollte die Ausstrahlung einiger privater und öffentlich-rechtlicher Programme über UKW gefährdet sein. Diese Drohkulisse wurde zumindest von Media-Broadcast-Chef Wolfgang Breuer aufgebaut, dessen Unternehmen in der Vergangenheit für einen Großteil des UKW-Sendebetriebs in Deutschland verantwortlich war und sich nun von dem Geschäft trennt. Selbst vor dem Hintergrund schwieriger Geschäftsverhandlungen ist eine medial inszenierte Drohkulisse dieser Größenordnung unverantwortlich. Sie verunsichert nicht nur im Hörermarkt Millionen von Menschen, die Radio als Tagesbegleiter lieben. Diese Aussage sorgt auch für Unruhe in den Programmhäusern und nicht zuletzt im Werbemarkt – bei Kunden, die Radio als verlässlichen Reichweitenbringer in impulsgetriebenen Kampagnen schätzen. Dabei ist klar, dass es keine Abschaltung aus verhandlungstaktischen Gründen geben kann und die UKW-Ausstrahlung uneingeschränkt gesichert bleiben wird. Wer wollte die gesellschaftliche Verantwortung dafür übernehmen, dass die flächendeckende informationelle Grundversorgung mit einem Medium, dass in der Spitze 80 Prozent Bevölkerung erreicht, in Frage gestellt wird?
Sollte aus Sicht der Audiovermarkter die Chance jetzt genutzt werden, um schneller als bisher geplant, auf digitale Standards wie DAB+ umzusteigen?
Der Umstieg auf die digitalen Kanäle läuft ja bereits auf allen Ebenen. Aus Sicht der Vermarktung zählt in einer fragmentierten Medienwelt ohnehin nicht mehr der einzelne Kanal, sondern die konvergente Bereitstellung möglichst umfangreicher Inventare für Kampagnen, die dann von unseren Kunden für ihre Kommunikationsziele passgenau zugeschnitten werden können.
Wo sehen Sie künftig generell Wachstumspotentiale bei Audio und Radio?
Radio hat sich zu einem konvergenten Multichannel-Medium entwickelt, denn die Digitalisierung der Übertragungswege eröffnet der Gattung vollkommen neue Wege. Damit entstehen Möglichkeiten, die es für die Macher – aber auch für die Nutzer – bislang nicht gab. Das gilt auch für innovative Werbeformate. Statistiken zeigen, dass die durchschnittliche Hördauer tendenziell weiter zunimmt. Das liegt unter anderem auch an den digitalen Übertragungswegen. Sie befreien das Medium von Limitierungen und ermöglichen es den Usern, den Content auch mobil zu hören. Marketingtechnisch ist in den letzten Jahren eine „Generation Kopfhörer“ entstanden. Bei dieser rückt Radio ganz zentral in den Alltag und wird zum allgegenwärtigen Tagesbegleiter. Der Audiokanal bekommt dadurch eine wesentlich höhere Relevanz und wird zur kommunikativen Schlüsseltechnologie der Zukunft. Diese Entwicklung kann Radio für sich nutzen, denn es bietet ein zeitloses, uniques Angebot wie kein anderes Medium. Aktuell erlebt die Audiowelt einen neuen Boom, getrieben durch neue Devices: Begann mit der Smartphone-Revolution, die Audio unterwegs erlebbar machte, das rasante Wachstum des Audiostreamings, sind es nun sprachgesteuerte Audiogeräte wie Amazon Echo, Google Home u.a., die für steigende Reichweiten von Audiocontent sorgen. Sprachsteuerung liefert die natürlichste und einfachste Interaktion mit der digitalen Welt. Und ein einfacher Zugang erschafft schnell neue Märkte. Der daraus folgende Trend lautet: Audio-Marketing gewinnt an Bedeutung. Vor allem, weil mit der Verbreitung der Kanäle und Plattformen auch die Audioangebote von Webradios über Streamingdienste bis hin zu Podcasts immer mehr werden. Wer schon heute damit beginnt, dieses Potenzial für sein Marketing zu nutzen, verschafft sich daher einen unschätzbaren Vorteil.