Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Drei exemplarische Hebel für energiearmen und sicheren Transport

Wie echtzeitnahe Lagebilder und Performance-Monitoring die Lieferketten stabiler machen können

Prof. Dr. Christoph Pitzl, Studiengangsleiter Logistik und Digitalisierung, Ostbayerische Technische Hochschule (OTH) Amberg-Weiden Quelle: OTH Amberg-Weiden Prof. Dr. Christoph Pitzl Studiengangsleiter Logistik und Digitalisierung Ostbayerische Technische Hochschule (OTH) Amberg-Weiden 29.09.2022
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Rempe
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

Ein „Supply Chain Control Tower“ ist das beste Instrument, um "ein umfassendes Lagebild über den Status und die Performance von Lieferketten" zu geben, sagt Prof. Dr. Christoph Pitzl, Studiengangsleiter Logistik und Digitalisierung an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Amberg-Weiden. Dafür braucht es allerdings Datentransparenz bei allen Beteiligten. 







Welche Digitalisierungsmaßnahmen könnten die weltweiten Lieferketten stabiler, resilienter machen?
Angestrebt wird in zunehmendem Maße, im Sinne eines „Supply Chain Control Tower“ ein umfassendes Lagebild über den Status und die Performance von Lieferketten zu erhalten. Exemplarische Bausteine sind:
• Ein echtzeitnahes Lagebild („Welche JIT-Transporte stecken im Stau“? „Ist der Container wirklich auf dem Schiff“?), um möglichst frühzeitig auf Störungen reagieren zu können (z.B. durch Auswahl anderer Transportmodi, Lieferanten oder Güter).
• Ein umfassendes Performance-Monitoring als Grundlage für die mittelfristige Weiterentwicklung der Supply Chain. Dieses kann klassische Faktoren wie Zuverlässigkeit (Mengen, Termine) und Qualität beinhalten sowie bei Bedarf um zusätzliche Aspekte wie Nachhaltigkeitskriterien (CO²-Emissionen, zertifizierte Inhaltsstoffe) ergänzt werden.
• Ein systematisches Management von Risiken, nicht zuletzt auf strategischer Ebene. In diesem Zusammenhang zu nennen sind die Verfügbarkeit wichtiger Rohmaterialien (z.B. Lithium, Cobalt) und Komponenten (z.B. Halbleiter), die politische Situation in Ländern/Regionen (z.B. Ukraine, Taiwan), Umwelteinflüsse (z.B. Wasserverfügbarkeit vs. Klimawandel) und weitere Faktoren (z.B. Monopolisierungstendenzen, Energiepreise, Wechselkurse).

Die Herausforderung für Unternehmen in diesem Zusammenhang besteht oftmals darin, Einblicke nicht nur in die eigenen (direkten) Lieferanten, sondern auch in deren Sub-Lieferanten zu erhalten (d.h. über mehrere Ebenen hinweg). Hierfür sind i.d.R. weniger technische Gründe ausschlaggebend, sondern die fehlende Bereitschaft zum Teilen interner Daten auf Lieferantenseite, da eine faire Aufteilung von Chancen und Risiken mit dem Kunden oftmals schwierig erscheint.

JETZT HERUNTERLADEN

DIE DOKUMENTATION DIESER FACHDEBATTE

DIE DOKUMENTATION ENTHÄLT

alle Debattenbeiträge ungekürzt im Original
Übersicht aller aktiven Debattenteilnehmer
Summary für Ihr Top-Management
MEHR ERFAHREN


Muss das verantwortungsvolle Supply Chain Management künftig wieder verstärkt auf Lager statt auf Lieferung „just in time“ setzen?
Dies lässt sich nur schwer pauschalisieren. Zielführend ist es in den meisten Fällen, verschiedene Szenarien einer ganzheitlichen Analyse zu unterziehen und in ihren Auswirkungen zu vergleichen. Für die Bewertung wichtiger Kriterien (u.a. Performance, Kosten) einer solchen Analyse bieten sich Software-Werkzeuge für die Simulation logistischer Prozesse an.

Wie stehen Sie zum aktuellen globalen Trend, mit Produktion und Forschung direkt in die Zielländer zu gehen?
Dieser Trend ist je nach Branche nicht unbedingt neu, sondern z.T. seit Jahrzehnten zu beobachten, etwa in der Automobilbranche. Die Motivation der Unternehmen besteht oftmals darin, lokale Ressourcen (z.B. Fachkräfte oder Rohstoffe) zu nutzen, politischen Vorgaben zu entsprechen, ein besseres Marktverständnis zu erreichen oder als lokaler Marktteilnehmer wahrgenommen zu werden. Wichtig ist dabei, sich im Sinne des oben erwähnten Risikomanagements der Abhängigkeiten bewusst zu werden und Handlungsoptionen offen zu halten.

Mit Blick auf Klimawandel und CO2-Fußabdruck: Wie organisiert man einen möglichst energiearmen und sicheren Transport?
Drei exemplarische Hebel sind:
• Transporte mit hohem CO2-Ausstoß treten oftmals dann auf, wenn es zu Engpässen in Lieferketten kommt und erforderliche Teile schnellstmöglich transportiert werden sollen. Dem kann eine verbesserte Transparenz im Sinne des oben angesprochenen Control Tower entgegenwirken.
• Potential besteht auch in Zusammenhang mit der möglichst effizienten Nutzung von Frachtraum, beispielsweise durch Anbindung von Online-Frachtbörsen, durch IT-basierte Planung von Milkruns im Inbound oder durch dynamische Optimierung von Touren und Routen in der Auslieferung.
• Nicht zuletzt kann auch das Thema Verpackung/Ladungssicherung, beispielsweise durch Mehrwegnutzung, einen Beitrag leisten.

Was muss in Ziel- und Exportländern – jenseits militärischer Absicherung von Handelswegen – getan werden, um die Lieferketten im Fluss zu halten?
Ein umfassender Wunschkatalog an die Politik und Verwaltung würde diesen Rahmen sprengen, daher nur einige Beispiele: Abbau von Bürokratie und Etablierung schlanker Prozesse im Kontext der Ausfuhr und Einfuhr von Waren, ausreichende Bereitstellung von notwendigen Ressourcen (Container-Terminals, LKW-Fahrer, Schienenkapazität), länderübergreifende Etablierung/Ausweitung von einheitlichen Standards und Schnittstellen.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Prof. Dr. Wolfgang Buchholz
Inhaber der Professur für Organisations- und Logistikmanagement
FH Münster

Prof. Dr. Wolfgang Buchholz, Inhaber der Professur für Organisations- und Logistikmanagement an der FH Münster
Logistik | Lieferkette

Funktionsfähiges Risiko Management für ■ ■ ■

Wie Big Data helfen kann, die Resilienz zu erhöhen

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Prof. Dr. Wolfgang Buchholz
Inhaber der Professur für Organisations- und Logistikmanagement
FH Münster

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Marc Pisoke
Partner
Roland Berger Holding

Marc Pisoke, Partner bei Roland Berger
Logistik | Lieferkette

Dezentralisierung von Lieferketten ist ■ ■ ■

Wann und warum eine "Glokalisierung" in der ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Marc Pisoke
Partner
Roland Berger Holding

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Prof. Dr. Nils-Ole Hohenstein
Supply Chain Management & Logistics
Duale Hochschule Baden-Württemberg Mannheim

Prof. Dr. Nils-Ole Hohenstein, Duale Hochschule Baden-Württemberg Mannheim
Logistik | Lieferkette

Kleine Störungen in den Lieferketten ■ ■ ■

Wie Digitalisierung die Resilienz unterstützen kann

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Prof. Dr. Nils-Ole Hohenstein
Supply Chain Management & Logistics
Duale Hochschule Baden-Württemberg Mannheim

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.