Welche Digitalisierungsmaßnahmen könnten die weltweiten Lieferketten stabiler, resilienter machen?
Angestrebt wird in zunehmendem Maße, im Sinne eines „Supply Chain Control Tower“ ein umfassendes Lagebild über den Status und die Performance von Lieferketten zu erhalten. Exemplarische Bausteine sind:
• Ein echtzeitnahes Lagebild („Welche JIT-Transporte stecken im Stau“? „Ist der Container wirklich auf dem Schiff“?), um möglichst frühzeitig auf Störungen reagieren zu können (z.B. durch Auswahl anderer Transportmodi, Lieferanten oder Güter).
• Ein umfassendes Performance-Monitoring als Grundlage für die mittelfristige Weiterentwicklung der Supply Chain. Dieses kann klassische Faktoren wie Zuverlässigkeit (Mengen, Termine) und Qualität beinhalten sowie bei Bedarf um zusätzliche Aspekte wie Nachhaltigkeitskriterien (CO²-Emissionen, zertifizierte Inhaltsstoffe) ergänzt werden.
• Ein systematisches Management von Risiken, nicht zuletzt auf strategischer Ebene. In diesem Zusammenhang zu nennen sind die Verfügbarkeit wichtiger Rohmaterialien (z.B. Lithium, Cobalt) und Komponenten (z.B. Halbleiter), die politische Situation in Ländern/Regionen (z.B. Ukraine, Taiwan), Umwelteinflüsse (z.B. Wasserverfügbarkeit vs. Klimawandel) und weitere Faktoren (z.B. Monopolisierungstendenzen, Energiepreise, Wechselkurse).
Die Herausforderung für Unternehmen in diesem Zusammenhang besteht oftmals darin, Einblicke nicht nur in die eigenen (direkten) Lieferanten, sondern auch in deren Sub-Lieferanten zu erhalten (d.h. über mehrere Ebenen hinweg). Hierfür sind i.d.R. weniger technische Gründe ausschlaggebend, sondern die fehlende Bereitschaft zum Teilen interner Daten auf Lieferantenseite, da eine faire Aufteilung von Chancen und Risiken mit dem Kunden oftmals schwierig erscheint.
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Muss das verantwortungsvolle Supply Chain Management künftig wieder verstärkt auf Lager statt auf Lieferung „just in time“ setzen?
Dies lässt sich nur schwer pauschalisieren. Zielführend ist es in den meisten Fällen, verschiedene Szenarien einer ganzheitlichen Analyse zu unterziehen und in ihren Auswirkungen zu vergleichen. Für die Bewertung wichtiger Kriterien (u.a. Performance, Kosten) einer solchen Analyse bieten sich Software-Werkzeuge für die Simulation logistischer Prozesse an.
Wie stehen Sie zum aktuellen globalen Trend, mit Produktion und Forschung direkt in die Zielländer zu gehen?
Dieser Trend ist je nach Branche nicht unbedingt neu, sondern z.T. seit Jahrzehnten zu beobachten, etwa in der Automobilbranche. Die Motivation der Unternehmen besteht oftmals darin, lokale Ressourcen (z.B. Fachkräfte oder Rohstoffe) zu nutzen, politischen Vorgaben zu entsprechen, ein besseres Marktverständnis zu erreichen oder als lokaler Marktteilnehmer wahrgenommen zu werden. Wichtig ist dabei, sich im Sinne des oben erwähnten Risikomanagements der Abhängigkeiten bewusst zu werden und Handlungsoptionen offen zu halten.
Mit Blick auf Klimawandel und CO2-Fußabdruck: Wie organisiert man einen möglichst energiearmen und sicheren Transport?
Drei exemplarische Hebel sind:
• Transporte mit hohem CO2-Ausstoß treten oftmals dann auf, wenn es zu Engpässen in Lieferketten kommt und erforderliche Teile schnellstmöglich transportiert werden sollen. Dem kann eine verbesserte Transparenz im Sinne des oben angesprochenen Control Tower entgegenwirken.
• Potential besteht auch in Zusammenhang mit der möglichst effizienten Nutzung von Frachtraum, beispielsweise durch Anbindung von Online-Frachtbörsen, durch IT-basierte Planung von Milkruns im Inbound oder durch dynamische Optimierung von Touren und Routen in der Auslieferung.
• Nicht zuletzt kann auch das Thema Verpackung/Ladungssicherung, beispielsweise durch Mehrwegnutzung, einen Beitrag leisten.
Was muss in Ziel- und Exportländern – jenseits militärischer Absicherung von Handelswegen – getan werden, um die Lieferketten im Fluss zu halten?
Ein umfassender Wunschkatalog an die Politik und Verwaltung würde diesen Rahmen sprengen, daher nur einige Beispiele: Abbau von Bürokratie und Etablierung schlanker Prozesse im Kontext der Ausfuhr und Einfuhr von Waren, ausreichende Bereitstellung von notwendigen Ressourcen (Container-Terminals, LKW-Fahrer, Schienenkapazität), länderübergreifende Etablierung/Ausweitung von einheitlichen Standards und Schnittstellen.