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Digitalisierungsprozesse gesundheitsgerecht gestalten

Welche Rahmenbedingungen dafür nötig sind

Dr. Jürgen Peter - Vorstandsvorsitzender, AOK - Die Gesundheitskasse für Niedersachsen Quelle: AOK/ Juergen Schulzki Fotografie Dr. Jürgen Peter Vorstandsvorsitzender AOK - Die Gesundheitskasse für Niedersachsen 01.11.2021
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Rempe
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Die Digitalisierung der Arbeit birgt sowohl Risiken als auch Chancen für die Gesundheit von Beschäftigten. Es sind allerdings für Dr. Jürgen Peter von der AOK Niedersachsen nicht allein konkrete Technologien, die sich negativ oder positiv auswirken. Vielmehr ist die Ausgestaltung der Digitalisierung ausschlaggebend für die gesundheitliche Situation der Beschäftigten. Betriebliche Konzepte und Strategien zur Umsetzung neuer Systeme und Prozesse spielen eine bedeutende Rolle.







Welche gesundheitlichen Gefahren birgt ein Übermaß an Digitalarbeit?
Die Mehrheit der Beschäftigten sieht die Digitalisierung der Arbeit als Chance – das zeigen Ergebnisse aus unserem Innovationsprojekt „Gesundheit in der Arbeitswelt 4.0", an dem 21 niedersächsische Unternehmen verschiedener Branchen teilgenommen haben. Der technologische Wandel ist seit jeher Bestandteil der Arbeitswelt und wird von vielen Beschäftigten als unverzichtbar für die Bewältigung von Arbeitsanforderungen gesehen. Zudem bieten digitale Kommunikationsmöglichkeiten und digitale Systeme ein zeit- und ortsflexibles Arbeiten und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Nichtsdestotrotz sind die Herausforderungen der digitalen Arbeitswelt vielfältig. Wenn zum Beispiel Systeme nicht reibungslos funktionieren oder die digitale Informationsflut zu groß wird, kann das bei Beschäftigten psychischen Stress auslösen.

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Wie gehen Arbeitnehmer und Arbeitgeber in der digitalen Arbeitswelt mit potenziellen gesundheitlichen Risiken um, wie kann man ihnen vorbeugen, Resilienz aufbauen?
Digitale Anwendungen werden oft technikzentriert geplant. Die Projektergebnisse zeigen jedoch, dass man dabei stärker mitarbeiterorientiert vorgehen muss. Die Beschäftigten sind der entscheidende Faktor für den Erfolg von Digitalisierungsmaßnahmen. Der Arbeitgeber sollte also darauf achten, die Digitalisierungsprozesse gesundheitsgerecht zu gestalten. Dazu gehören unter anderem gute Rahmenbedingungen: Geeignete Technik bereitstellen, Beschäftigte frühzeitig bei Veränderungen beteiligen und Weiterbildungen ermöglichen – zum Beispiel solche, mit denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Umgang mit neuen Techniken schulen und ihre Stressbewältigungskompetenzen stärken können.

Welche Rolle spielen dabei die Gestaltung des Arbeitsplatzes bzw. die Formatierung der Arbeitsinhalte?
In der Praxis wird der Gestaltungsbedarf bei der Einführung neuer Technologien oft unterschätzt. Die Folge sind fehlerhafte und störanfällige Technologien, die den realen Arbeitsanforderungen der Beschäftigten nicht gerecht werden. Digitale Veränderungen und der damit verbundene Gestaltungsbedarf müssen ganzheitlich betrachtet und die Ebenen „Technik“ und „Mensch“ in Einklang gebracht werden. Je mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten Beschäftigte haben, desto positiver schätzen sie ihre Arbeitssituation ein. Eine wichtige Rolle haben in diesem Kontext die Führungskräfte. Sie sind die Veränderungsbegleiter und nehmen durch die soziale Beziehung zu ihren Beschäftigten eine wichtige Position ein, wenn es um das Wohlbefinden und die Gesundheit am Arbeitsplatz geht. Die Corona-Pandemie hat die tragende Rolle der Führungskräfte in Veränderungsprozessen verdeutlicht: Sie haben in dieser Zeit neue Strukturen und Arbeitsweisen gestaltet, Kommunikations- und Informationsprozesse umstrukturiert und in digitale Medien verlagert. Damit sie dieser Aufgabe gewachsen sind, müssen natürlich Erwartungen hinsichtlich der Aufgaben und Pflichten von Führung definiert und transparent gemacht werden. Der Arbeitgeber muss deswegen für die Führungskräfte Rahmenbedingungen schaffen, damit sie beispielsweise auf Distanz gesundheitsgerecht führen können.

Ist das Betriebliche Gesundheitsmanagement ein passendes Werkzeug, um diesbezüglich eine hohe Kompetenz bei allen Beschäftigten eines Unternehmens zu erlangen?
Das Betriebliche Gesundheitsmanagement ist auch in der digitalisierten Arbeitswelt nach wie vor sehr relevant. Betriebliche Rahmenbedingungen für die Nutzung digitaler Neuerungen gesund zu gestalten, Beschäftigte kontinuierlich an Veränderungsprozessen zu beteiligen, lebenslange und arbeitsplatznahe Lernmöglichkeiten zu schaffen und Gestaltungskompetenzen von Führungskräften und Beschäftigten zu stärken – das alles sind Handlungsfelder eines zukunftsfähigen Betrieblichen Gesundheitsmanagements.

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