Das Reiseverhalten normalisiert sich nach der Pandemie, dabei liegen Inlandsreisen besonders im Trend. Wie ist Ihre Region auf diesen eingestellt?
Die Reiseregionen Brandenburgs blicken optimistisch in die neue Saison. Die Tourismuszahlen für 2022 erreichten fast wieder Vor-Corona-Niveau und zeigen, dass die Reiselust weiterhin hoch ist. Die Touristiker sind hochmotiviert und haben die Pandemiezeit auch für eigene Investitionen genutzt. Im Port Inn in Eichwalde etwa wurde ein Erweiterungsbau mit weiteren Zimmern und einem Tagungsraum in Betrieb genommen. In Schönefeld hat im Januar ein neues Intercity-Hotel mit 260 Zimmern eröffnet. Auch in der Prignitz reicht die Bandbreite vom Hotel über die Ferienwohnung bis hin zu Investitionen in Hofläden, Fahrradservicestellen und kommunalen Radwegen. Der Hennings Hof in Perleberg um Geschäftsführer Christian Langer investierte in den letzten beiden Jahren knapp 400.000 Euro in die Sanierung der Zimmer, den Ausbau des WLAN und die Technik. Im Havelland deutet sich bereits eine gute Buchungslage an. Einige Anbieter haben bereits 50 Prozent der Buchungen für das Jahr abgeschlossen. Andererseits ist auch zu bemerken, dass bedingt durch die Inflation, die Kunden verhaltener sind, sich frühzeitig zu binden und eher spontan buchen.
Die Fachkräfteproblematik ist weiterhin eine große Herausforderung für die Branche. Der Tourismusverband Fläming will sich daher verstärkt für die Gewinnung von Fachkräften in der Tourismusbranche in der Region einsetzen und dafür sorgen, dass die Region als guter Arbeitgeber bekannt wird.
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Individualreisen scheinen gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Was bedeutet das für Ihre Region?
Durch die Pandemie ist das Interesse an der näheren Umgebung als Reiseziel gestiegen. Neben den Individualreisen ist in einigen Regionen erfreulicherweise auch wieder eine steigende Nachfrage von Reisegruppen festzustellen. Die Reisegebiete in Brandenburg sind dafür gut aufgestellt und bieten individuelle Angebote. Beeindruckende Radwege, ein reichhaltiges Wasserstraßennetz und kulturelle Highlights finden sich in allen Reisegebieten Brandenburgs und bieten den Touristen regional unterschiedliche Erlebnisse. Am Senftenberger, Geierswalder und Bärwalder See vermieten Bootsvermieter wieder Kanus, SUPs, Segel- und andere Boote. Im Seenland Oder-Spree wurden sogenannte Spätaufstehertouren entwickelt, die Großstadtmüde mit öffentlichen Verkehrsmitteln auch am Nachmittag noch raus ins wasserreiche Seenland bringen. Die Halbtagestouren können mit dem Rad, zu Fuß, im Kanu oder auf dem SUP beschritten werden. Auch für die Schlösser und Parks der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg ist die Saison gestartet.
Den Urlaubern ist Nachhaltigkeit am Urlaubsort sehr wichtig. Wie reagieren Sie auf diesen Trend?
Nachhaltigkeit hat einen hohen Stellenwert in den Regionen. Entsprechende Voraussetzungen werden geschaffen, um sozial, ökologisch und wirtschaftlich Verantwortung zu zeigen. In der Prignitz wurden besonders viele Investitionen im Bereich Photovoltaik und Energieversorgung vorgenommen. So modernisierte Schloss Gadow nicht nur die Bäder, sondern verbesserte auch das Warmwasser- und Heizsystem. In Elbe-Elster wurden Schulungen für die Gastronomie zum Thema Mehrwegverpackung angeboten und zum Brandenburgtag 2023 in Finsterwalde wird es eine Mehrwegverpackungspflicht geben. Und auch im Havelland werden die Gäste besonders für den Erhalt der Landschaft sensibilisiert, um die Attraktivität der Region zu erhalten. Das Verkehrsunternehmen Havelbus bietet zudem an den Wochenenden die Möglichkeit, umweltfreundlich und entspannt, touristische Ziele zu erreichen.
Bahnreisen werden – wenn auch auf vergleichsweise niedrigem Niveau – beliebter. Welche Rolle spielt der Ausbau des ÖPNV für den Tourismus in Ihrer Region?
Der Ausbau des ÖPNV spielt für die Reiseregionen eine wichtige Rolle. Der Anteil von Tagesgästen und Kurzurlaubern aus den Nahmärkten Berlin und Sachsen ist hoch. Insbesondere aus Berlin erfolgt die Anreise bevorzugt mit dem ÖPNV. Ein Ausbau auf der Schiene führt zu Entzerrung von Kapazitätsauslastungen und einer komfortableren An- und Abreise. Die Gäste sind mit dem Rad unterwegs oder haben selbst eine Mobilitätseinschränkung, sodass ein gut ausgebautes ÖPNV-Netz wichtig ist, um den Ansprüchen der Gäste gerecht zu werden. Nicht allein aus diesem Grund sind Möglichkeiten zur An- und Abreise per ÖPNV von enormer Bedeutung. Vielerorts ist der Verkehr auf die Schülerbeförderung ausgerichtet, sodass am Wochenende, wenn die Gäste kommen, das Angebot an öffentlichem Nahverkehr nachlässt. Ein Ausbau auf der Schiene führt zu einer höheren Nachfrage, der sich auch positiv auf die Nachfrage der örtlichen Verkehre auswirken könnte, um zusätzliche Angebote zu schaffen.