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Bloß nicht nach „Geheimtipp“ googlen

Wie Touristenströme intelligent gesteuert werden können

RA Michael Rabe, Generalsekretär Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) Quelle: BTW Michael Rabe Generalsekretär Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft 12.09.2018
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"Die meisten Reiseziele weltweit wie auch hier in Deutschland sind von Overtourism weit entfernt und freuen sich über weitere Besucher", konstatiert BTW-Generalsekretär Michael Rabe. Für die tatsächlich überlaufenen Ziele braucht spezielle Lösungen. Auch für digitale Apps sieht er große Potenziale.







Die Medienberichte über Zugangsbegrenzungen zu touristischen Attraktionen häufen sich – wie sollten überfüllte Reiseziele geschützt werden?
Tatsächlich häuft sich die Zahl der Medienberichte über den so genannten „Overtourism“ bei Weitem schneller als die Zahl der betroffenen Destinationen und Attraktionen. Es geht um ein punktuelles Problem und keinen Flächenbrand – auch wenn das Gefühl zunehmend vermittelt wird. Die meisten Reiseziele weltweit wie auch hier in Deutschland sind von Overtourism weit entfernt und freuen sich über weitere Besucher. Aber keine Frage: In einzelnen Destinationen gibt es Probleme, weil zu viele Menschen gleichzeitig eine bestimmte Stadt, Sehenswürdigkeit oder den Schauplatz einer angesagten neuen Serie  entdecken wollen oder weil zu viele Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig landen. Diese Probleme müssen vor Ort gelöst werden - im Zusammenspiel von örtlichen Tourismusverantwortlichen, Politik, Einwohnern, die formulieren, wo sie „der Schuh“ drückt und Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft. Es wird nicht „die eine Lösung“ geben, Rahmenbedingungen und Ursachen sind von Reiseziel zu Reiseziel verschieden. Oft wird es um „Managementlösungen“ gehen. Denkbar ist eine Kontingentierung von Gästezahlen, die z.B. über zahlenmäßige Beschränkungen an Kreuzfahrtterminals oder über politische Reglementierung von Hotelneubauten oder der Sharing Economy erfolgen kann.  Nachdenken muss man auch über die Steuerung der Touristenströme – im Vorfeld ihrer Reise wie auch vor Ort. Hierfür werden intelligente und datenbasierte Technik genauso benötigt wie clevere Marketingideen, z.B. für die Nebensaison oder für weniger besuchte Sehenswürdigkeiten.

Digitale Reiseführer und App führen Reisende an die schönsten Orte der Welt, oft auch aufgrund von Tipps von Nutzern - inwieweit kann es heute überhaupt noch Geheimtipps geben?
Die gibt es definitiv, man muss nur ein bisschen flexibel sein. Neuschwanstein ist fraglos wunderschön und deshalb oft sehr voll, aber allein in Deutschland gibt es rund 25.000 Burgen und Schlösser – viele davon zu besichtigen, wenig bekannt und ohne großen Trubel. Spanische Kultur lässt sich auch in vielen kleinen Städtchen jenseits von Palma und Barcelona bewundern. Und allein Italien hat fast 5.000 Kilometer zum Baden geeignete Küste.  Bei der Suche gilt: Bloß nicht nach „Geheimtipp“ googlen, nicht das Instagram-Profil eines Influencers mit 500.000 Followern durchforsten und nicht nach dem 10. Zeitschriftenbericht binnen 3 Monaten über das „zauberhafte Apulien“ denken, dass Sie jetzt DEN Geheimtipp gefunden haben.

Wie erfährt der Reisende, wo er Ruhe finden kann – ohne auf tausende Gleichgesinnte zu treffen?
Fragen Sie doch wieder einmal Ihre „analogen“ Freunde und Bekannte nach schönen und erholsamen Reise- oder Ausflugserfahrungen. Oder fahren Sie mit dem Finger über die Landkarte und bleiben Sie bei den Regionen hängen, über die sie schon lange nichts mehr gelesen und gehört haben. Ganz klar ist: Solange es nicht der laut Online-Ranking weißeste Strand, die bekannteste Kirche, das pompöseste Schloss oder der Drehort Ihrer Lieblings-Netflix-Serie sein muss, gibt es auf dieser Erde viele attraktive und wenig besuchte Orte zu entdecken.

Inwieweit können digitale Apps zur Steuerung von Touristenströmen besonders attraktive Ziele auch entlasten?
Die Steuerung von Touristenströmen ist ein wichtiger Baustein, um Overtourism in betroffenen Regionen gegenzusteuern und in anderen Zielen vorzubeugen.  Hierzu können Apps mit dahinterliegender intelligenter und datenbasierter Technik definitiv beitragen. Dieser Ansatz steckt derzeit noch in den Kinderschuhen, aber wenn Apps verlässlich darüber informieren würden, wo und wann die Warteschlangen in den kommenden drei Tagen meiner Städtereise voraussichtlich am kürzesten sind, möglicherweise sogar mit einem intelligent abgestuften Preissystem für die Tickets gekoppelt, fände ich das durchaus attraktiv. Gleiches gilt, wenn mir die App vorschlagen würde, am morgigen Regentag in Barcelona nicht in die voraussichtlich überfüllte Sagrada Familia zu gehen, sondern als Fußballfan lieber das Fußballmuseum zu besuchen, für das noch nicht so viele Tickets vorverkauft sind und mir dafür evtl. noch einen Rabattcoupon anbietet. Oder wenn mir meine App – abseits der Tripadvisor-Top10 im touristischen Zentrum – Restaurantvorschläge anhand meiner kulinarischen Vorlieben macht.

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