Nach dem Willen des EU-Parlaments soll für die unterschiedlichen Systeme bei der elektronische Rechnungsstellung schnellstmöglich ein harmonisierter, gemeinsamer Standard geschaffen werden. Welche Vorteile und Herausforderungen sehen Sie dabei?
In digitalen Technologien liegt großes Potenzial zur Verbesserung des Rechnungsaustausches in Europa. Deutschland steht im europäischen Vergleich eher im hinteren Mittelfeld. Ein Großteil der Rechnungen wird hierzulande entweder als PDF oder sogar noch als Papier versendet. Der Anteil echter elektronischer Rechnungen wächst zwar auch hierzulande, allerdings von einem sehr niedrigen Niveau. Andere Länder, wie zum Beispiel Italien oder die Skandinavischen Staaten, sind wesentlich weiter. Mit der EU-Norm EN16931 steht eigentlich bereits ein Standard zur Verfügung, der für die Bedürfnisse der Privatwirtschaft weiterentwickelt werden kann.
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Die EU-Staaten sollen sich in diesem Zusammenhang um Systeme zur Einhaltung der Steuervorschriften kümmern - wie bewerten Sie das?
Wir befürworten ausdrücklich eine Reform des Mehrwertsteuersystems, die es Unternehmen erleichtert, durch digitale Lösungen Vorschriften einzuhalten und die Steuerehrlichkeit insgesamt fördert. Ein gemeinsamer Ansatz der EU-Mitgliedstaaten für digitale Meldepflichten, der durch eine dezentrale Gestaltung Raum für Innovationen lässt, ist sinnvoll. Ziel muss es sein, weiterer Fragmentierung zwischen den EU-Mitgliedstaaten entgegenzuwirken, den Verwaltungsaufwand zu minimieren und Effizienzgewinne aus digitalen Geschäftsprozessen zu nutzen.
Bei den einheitlichen Systemen sollen die Kosten für KMU im Blick behalten werden - wie lassen sich die Aufwände für kleine Unternehmen möglichst gering halten?
Im Schnitt gilt: je kleiner die Organisationen sind, desto analoger laufen die Prozesse. Positiv formuliert heißt das aber auch, dass die Potenziale unter KMUs besonders groß sind und Fortschritte bei der Digitalisierung relativ schnell erreicht werden können. In der Praxis herrschen bei einigen Unternehmen vielleicht immer noch Vorbehalte oder es fehlen zeitliche und finanzielle Ressourcen. Entsprechend gilt es positive Anreize zu schaffen, auf den elektronischen Rechnungsaustausch umzustellen. Darüber hinaus sind Vertrauen sowie ein Verständnis über die Mehrwerte unabdingbar. Einige Länder haben gute Erfahrungen mit kostenlosen Services und Zusatzangeboten gemacht. Allein auf die reine Verpflichtung zu setzen könnte ein unpopuläres Unterfangen werden.
Welchen Zeitrahmen halten Sie bei der angestrebten Harmonisierung für realistisch?
Politisch sollte es auf europäischer und nationaler Ebene natürlich möglichst schnell gehen. Hier sollte es innerhalb des nächsten Jahres klare Entscheidungen geben, damit Planungssicherheit gewährleistet wird. Bei der konkreten Umsetzung müssen Übergangsfristen gewährt werden, damit die Vorreiter anfangen können, aber auch die Nachzügler mitgenommen werden. Insgesamt halte ich einen Zeitraum von fünf Jahren für realistisch.