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AvD fordert transparente und nachvollziehbare Preisgestaltung an E-Ladestationen

Wie es um die Infrastruktur bei der E-Mobilität steht

Herbert Engelmohr - Verkehrsjurist, verantwortlich für Unternehmenskommunikation beim Automobilclub von Deutschland e.V. (AvD) Quelle: AvD Herbert Engelmohr Unternehmenskommunikation/Presse Automobilclub von Deutschland (AvD) 06.08.2021
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"Das existierende Tarifwirrwarr schreckt ab und ist wenig kundenfreundlich", sagt AvD-Experte Herbert Engelmohr mit Blick auf die Bezahlmodalitäten an E-Ladepunkten. Beim Ausbau der Ladestationen sprich sich der AvD dafür aus, bürokratische Hemmnisse so schnell wie möglich zu beseitigen.







Der Bund hat die Förderung privater Ladeboxen aufgestockt. Welche Bedeutung haben die sogenannten Wallboxen für die Elektromobilität?
Aus Sicht des Automobilclub von Deutschland (AvD) eine hohe: Über 85 Prozent der Ladevorgänge finden im privaten Bereich statt. Wer eine Wallbox installiert, hat einen Stellplatz. Man kann dann über Nacht mit Leistungen von 11 kW bis 22 kW laden. Die Ladedauer spielt damit nicht so eine große Rolle wie im öffentlichen Raum. Nicht nur der AvD geht davon aus, dass die Attraktivität des Elektroautos für potenzielle Käufer von der Einfachheit der Nutzung abhängt. Im eigenen Heim ist man nicht von Ladebedingungen abhängig, die man nicht kontrollieren kann. Bei Tagesstrecken vieler Autofahrer von durchschnittlich 39 km, wobei „mobile“ Personen es am Tag auf 46 km bringen(1), ist bei gesicherter Lademöglichkeit zu Hause eine „Reichweitenangst“ nicht gerechtfertigt.
Deshalb ist zu begrüßen, dass die Förderung der Wallboxen um 300 Millionen Euro aufgestockt und verlängert wurde. Ebenso positiv sind die gesetzlichen Vorgaben für die erleichterte Installation von Ladepunkten in und an Gebäuden zu sehen.

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Mit Fördermitteln sollen bis 2023 zudem 1000 weitere Schnellladestationen aufgebaut werden. Inwieweit ist dieses Ziel bedarfsgerecht?
Es ist in jedem Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Es zeichnet sich jedoch jetzt schon ab, dass der Bedarf größer sein wird. Der VDA geht davon aus, dass bis 2030 pro Woche mehr als 2000 neue Ladepunkte errichtet werden müssten, darunter viele Schnellladepunkte.
Es sind heute schon deutlich höhere Elektro-Neuzulassungen zu verzeichnen als solche von Kfz mit konventionellem Antrieb, die stagnieren bzw. zurückgehen. Genauso wichtig ist es, die Ladesäulen zeitnah an das Netz anzuschließen. Der AvD spricht sich dafür aus, bürokratische Hemmnisse, die sich zeigen, so schnell wie möglich zu beseitigen. Anbieter berichten von vielfältigen Hürden in den Verfahrensgängen, die eine Installation von Ladepunkten enorm verzögern. Eine Neuordnung und Straffung der entsprechenden rechtlichen Vorschriften sind dringend notwendig.

Stärkung und Ausbau der Ladeinfrastruktur sind von hoher strategischer Bedeutung für das Voranbringen der Elektromobilität. Der AvD schließt sich der Forderung von Fachverbänden an, die Versorgungsstruktur für Strom auszubauen. Nur so kann der steigenden Konzentration von Lasten bzw. elektrischen Leistungen mit Elektroinstallation begegnet werden, die Anschluss, Absicherung, Registrierung des Verbrauchs und Kommunikationsinfrastruktur umfasst.

Die größte Herausforderung für den Erfolg der Elektromobilität ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur. Sie ist von strategischer Bedeutung, um den gewünschten Durchbruch bei der Elektromobilität zu erzielen. Neben der Förderung von privaten Lademöglichkeiten ist der Ausbau von Ladepunkten bei der Arbeit oder auf öffentlich zugänglichen Parkflächen zu beschleunigen.

Den Fahrern kann durch eine vorhandene Ladeinfrastruktur vor allem die „Reichweitenangst“ genommen werden. Gleichzeitig kann durch ein Ladeangebot in der Fläche die Elektromobilität für die Nutzer kostengünstiger werden. Durch die höhere Energiedichte der Batterien neuer Modellgenerationen sinkt das Gesamtgewicht ohne Verlust an möglicher Fahrstrecke. Was ermöglicht, die E-Autos billiger anzubieten.

Für längere Dienst- und Urlaubsreisen spielt auch die Ladeinfrastruktur außerhalb Deutschlands eine Rolle. Wie sehen Sie die gesamteuropäische Entwicklung diesbezüglich?
An dieser Stelle ist das ‚Fit for 55‘-Paket der EU-Kommission, mit dem die Klimapolitik der EU umfassend neugestaltet werden soll, zu erwähnen. Es sieht als eine Maßnahme vor, eine Infrastruktur für das Laden und Tanken mit CO2-neutralen Kraftstoffen aufzubauen: „alle 60 km für das Aufladen elektrischer Fahrzeuge und alle 150 km für die Betankung mit Wasserstoff“. Das Ausbautempo muss EU-weit hoch sein, um die angestrebten Klimaziele zu erreichen.

Deutschland unterstützt das Ziel der EU, bis 2030 die Netto-Treibhausgasemissionen um mindestens 55 Prozent zu senken. Um das zu erreichen, sind neben der CO2-freien Erzeugung des Ladestroms Kraftstoffe, die aus erneuerbaren Quellen hergestellt wurden, notwendig.

Nach der festen Überzeugung des AvD wird die individuelle Mobilität auch 2030 vom Kraftfahrzeugen mit Verbrennungsmotor bestimmt sein. Bei den aktuell diskutierten Klimamaßnahmen werden die Kraftfahrzeuge im Bestand, allein in Deutschland rund 48 Millionen, außen vor gelassen. Dabei sind ohne erneuerbare und klimaneutrale Kraftstoffe das ambitionierte Ziel für 2030 nicht erreichbar. Der Verbrennungsmotor wird durch die Verwendung alternativer Kraftstoffe, zu denen auch E-Fuels und Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen zählen, zur Erreichung der Klimaziele einen elementaren Beitrag leisten können.

Der AvD geht davon aus, dass auf die Autofahrer eine Kostenlast zukommt, der nicht ausgewichen werden kann. Die Verteuerung der Kraftstoffpreise wird zu der jetzt schon hohen Belastung durch Besteuerung und der aktuellen CO2-Abgabe hinzuaddiert. Die ökonomischen und sozialen Auswirkungen der für die Autofahrer werden nicht berücksichtigt.

Die Pläne der EU ignorieren den Nutzen, den das Auto für die einzelnen Menschen und die Wirtschaft hat. Individuelle Mobilität mit Kraftfahrzeugen entspricht den Bedürfnissen vieler Menschen und Bürger und ist auch nicht zu ersetzten. Der AvD tritt für eine Klimapolitik ein, welche die finanziellen Möglichkeiten der Autofahrer berücksichtigt und so die individuelle Mobilität sichert.

Geld pro Kw/h, pro Ladezeit, Pauschalen, Clubsysteme und Mixe aus alledem – derzeit sind die Preise fürs Schnellladen sehr kompliziert. Sollte die Politik aus Ihrer Sicht da Vorgaben machen?
Ja, denn das existierende Tarifwirrwarr schreckt ab und ist wenig kundenfreundlich. Die Preisgestaltung muss für den Fahrer transparent und nachvollziehbar sein. Die Tarifstruktur ist heute intransparent. Ob der E-Fahrer an einer konkreten Ladesäule Strom zapfen kann, hängt von seiner Ladekarte ab. Zur Intransparenz tragen die unterschiedlichsten Bezahlmodelle bei: Pre-Post-Paid, mit Grundgebühr und ohne, Zeit-Tarife, nach kW-Ladung, Flatrate, Einsteiger-Tarife etc. Authentifizierung, Freischaltung, das Zahlen und die Abrechnung des Ladevorganges müssen national und europaweit ohne Probleme erfolgen und die gängigen Zahlungsmöglichkeiten genutzt werden können. Nach Meinung des AvD sollten E-Auto-Nutzer vorrangig über Bezahlfunktionen per App, die während der Pandemie noch einen Schub bekommen haben, abrechnen können. Die Begleichung der Ladekosten über Kreditkarte ist aber noch über einige Jahre optional vorzusehen.

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