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Die Hochschulen nach dem Digitalisierungs-Booster

Wie weit die Transformation nach der Pandemie fortgeschritten ist

Nikola Marquardt - Herausgeberin Meinungsbarometer.info Quelle: Meinungsbarometer.info Dipl.- Journ. Nikola Marquardt Founder & Herausgeberin Meinungsbarometer.info 09.06.2023

DIESE FACHDEBATTE WIRD PRÄSENTIERT VON



Die Pandemie ist für die Hochschulen und Forschungseinrichtungen ein echter Digitalisierungs-Booster gewesen. Da sind sich die Experten in der Fachdebatte auf Meininugsbarometer.info einig. So sieht Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Bündnis 90/Die Grünen) die Hochschulen in ihrem Bundesland inzwischen in Sachen digitale Transformation in der Forschung „sehr gut aufgestellt. „Mit Unterstützung des Landes haben sie in den letzten Jahrzehnten exzellente digitale Forschungsinfrastrukturen entwickelt“, erklärt die Ministerin. Jetzt gelte es, diese Infrastrukturen weiter auszubauen. Sie sieht indes in der digitalen Lehre und bei der Verwaltungsmodernisierung noch Verbesserungspotenzial. „Um auch hier voranzukommen, fördern wir Fachkonzepte, Strategien, hochschulübergreifende Kooperationen und AGs sowie Projekte – wie etwa die Einführung einer Campus-Management-Software an den Hochschulen, die Landesstrategie „Digitale Lehre@BW 2025“ mit ersten Maßnahmen zur Verstetigung digitaler Lehr-Lernkonzepte aus der Pandemie oder die Landesstrategie zu High Performance Computing und Data Intensive Computing (HPC/DIC).“

Die Vizepräsidentin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Prof. Dr. Ulrike Tippe, sieht grundsätzlichen Reform- und Verbesserungsbedarf: etwa die überfällige Reform des Kapazitätsrechts und der Lehrverpflichtungsverordnungen. „Zudem fehlen weiterhin einheitliche rechtliche Rahmen für digitale Prüfungen.“ Daher benötigen die Hochschulen aus ihrer Sicht merkliche und belastbare Unterstützung für den Ausbau einer den Anforderungen nachhaltig genügenden und entwicklungsfähigen digitalen Infrastruktur. Das gelt vor allem für die technische Basis, für die kontinuierliche Qualifizierung und Weiterbildung des Personals.

Auch für Prof. Dr. Nicolai Müller-Bromley, Präsident des Hochschullehrerbunds (hlb) benötigen die Hochschulen eine zeitgemäße technische Ausstattung der Lehrräume, eine moderne digitale Infrastruktur und Fachpersonal sowohl für den technischen Support als auch zur Erstellung und Optimierung digitaler Lehr- und Lernangebote. Allerdings: „Dabei darf die Errichtung eines digitalen Campus nicht dazu führen, die lange versäumten Investitionen in die sächliche, personelle und räumliche Ausstattung des realen Hochschulcampus einzusparen.“

Aus der Praxis berichtet Prof. Dr. Julia von Blumenthal, Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin, dass die zunächst für die Aufrechterhaltung der Lehre entwickelten und erprobten digitalen Formate sich auch als Kommunikationswerkzeuge in der Forschung bewährt haben. Nun werden sie vielfältig eingesetzt. Hinzugekommen seien im Bereich der Forschung die rasche Einführung, Verbreitung und flächenhafte Anwendung von shared services jeder Art, seien es file services, collaborative tools, Projektmanagementwerkzeuge, Wikis oder Chat-Formate. „Um die Verstetigung der digitalen Transformation sicherzustellen, müssen vor allem Stellen geschaffen und langfristig finanziert werden, die mit der Neueinführung und Pflege digitaler Medien, Formate und Prozesse betraut sind, zielgruppenspezifische Anwender:innenschulungen entwickeln und durchführen sowie den technischen Support sicherstellen“, so die Professorin.

Einen besonderen Blick auf Kooperationen wirft etwa Kanzlerin Christina Leib-Keßler von der Uni Freiburg. Diese seien heutzutage wesentlich für die digitale Entwicklung und Stärke einer Universität in allen Leistungsdimensionen. Effizienzgewinne, Synergieeffekte und der Nutzen seien enorm. Der leichte Austausch von Daten etwa unterstütze den Erkenntnisgewinn in der Forschung quantitativ und qualitativ. In der Lehre verweist sie unter anderem auf E-Prüfungen, Kompetenzaufbau und Zugang zu Studienmaterialien sowie offene Bildungsmaterialien (OER). „Die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur spart natürliche und finanzielle Ressourcen, und auch die Kommunikationsarbeit profitiert von solchen Kooperationen.“ Nicht zuletzt seien die Kooperationen hilfreich, um digitale Systeme resilienter gegen Cyberattacken und Datenverlust zu machen.

In Österreich sieht Prof. Dr. Christian Schröder, Stv. Leiter, Institut für Computergestützte Biologische Chemie an der Universität Wien die Einrichtungen eher am Beginn einer digitalen Transformation, die viel weitgreifender sein werde, als sich das die meisten Personen momentan vorstellen können. Digitalisierung bedeute nicht nur, dass die Vorlesungsunterlagen online zur Verfügung stehen und manche Vorlesungen ortsunabhängig online verfolgt werden können, sondern eine komplette Umstellung des Alltags für alle, Lehrende, Studierende und allgemeines Personal. Der Universitätsbetrieb sei nicht mehr zwingend an die Gebäude der Universität gebunden. „Alle digitalen Prozesse setzen jedoch voraus, dass wir mit der Software und Hardware umgehen können“, erklärt der Forscher.

Auch Prof. Dr. Markus Fallenböck, Vizerektor für Personal und Digitalisierung an der Uni Graz konstatiert von einem gesellschaftlichen Wandel, der die Forschung und das Studienangebot massiv prägt. An seinem Haus integriere man zum Beispiel in ergänzende Module. So werde die Palette der sogenannten Masterstudien Plus um das Modul „Digitalisierung - Data Science“ erweitert. „Dabei können alle Studierenden digitale Schlüsseltechnologien erwerben, die sie für ihr jeweiliges Fach einsetzen können. Sie lernen, prototypische Lösungen für einfache Probleme aus ihrem Fachgebiet zu erstellen, sie müssen aber keine Entwickler:innen werden.“

Prof. Dr. Karl Wöber, Vorsitzender, Österreichische Privatuniversitätenkonferenz, betont, dass die Privatuniversitäten bei Eintreten der COVID Pandemie in einigen Bereichen besser auf die Anforderungen von Fernlehre und Homeoffice vorbereitet waren, als öffentliche Universitäten. Denn als die ersten Universitäten mit privater Trägerschaft gegründet wurden, war man längst im digitalen Zeitalter angekommen. Allerdings hatten bestimmte Sparten an den privaten auch besonders große Probleme: „Gelitten haben die Musik- und Kunstuniversitäten auf ganz andere Art, da Tanz- und Instrumentalunterricht digital denkbar schwierig durchzuführen ist.“

Auch für den Luzerner Regierungsrat und Bildungs- und Kulturdirektor Marcel Schwerzmann ist es wichtig zu betonen, dass die Luzerner Hochschulen im Grundsatz Präsenzhochschulen bleiben. „Die digitalen Technologien werden von den Hochschulen dort eingesetzt und weiterentwickelt, wo sie sich als sinnvoll erwiesen haben und beispielsweise flexible Studienformen ermöglichen.“ In seinem Kanton sieht der parteilose Politiker, wie Hochschulen sich intensiv mit der Digitalisierung von Forschungsabläufen und -methoden auseinandersetzen und verschiedene Studiengänge zur Digitalisierung anbieten. Außerdem agieren sie „als Thinktank der digitalen Transformation und unterstützen Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft der gesamten Region Zentralschweiz dabei substanziell.“

Aach an den St.Galler Hochschulen ist die digitale Transformation für Regierungsrat Stefan Kölliker (SVP) unabhängig von der Pandemie weit fortgeschritten. Der Kanton habe im Rahmen einer Millionen-schweren IT-Bildungsoffensive diverse Impulse gesetzt, die einen Kulturwandel anstoßen können. Allerdings betont er: „Für dessen Umsetzung sind die Hochschulen zuständig.“

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