Soziale Medien werden für Reisende immer wichtiger. Wie reagieren Sie als Technologie-Unternehmen darauf?
Social Media dient vor allem der Inspiration. Wenn Influencer oder digitale Nomaden die schönsten Destinationen der Welt bereisen und Selfies vor den Hotspots shooten, dann regt das zum Nachahmen an. Dadurch sind auch ganz neue Reisetrends entstanden wie der Nachttourismus samt Sternenbeobachtung, Longevity-Reisen zu einem gesünderen Lebensstil oder die kultivierte Reise mit der Männerclique, um freundschaftliche Verbindungen zu pflegen. Wir als Technologieanbieter sorgen im nächsten Schritt dafür, dass Urlaubsträume wahr werden. Wir kümmern uns darum, dass die passende Unterkunft auf den großen Plattformen ausgespielt wird und sich der Buchungsprozess nahtlos in die Urlaubsvorbereitungen einreiht. Wenn von der Buchungsbestätigung bis zum Online-Payment alles smooth abläuft, dann haben wir einen guten Job gemacht.
Welche Entwicklungen erwarten Sie künftig durch Künstliche Intelligenz in Vermarktung und Gäste-Service?
Die gesamte Ferienhausbranche befindet sich derzeit im Umbruch und ist dabei, sich zu professionalisieren. Das ist auch dringend nötig, damit sie mit anderen Segmenten mithalten kann. Die Ferienhauslandschaft ist gekennzeichnet durch ihre fragmentierten Strukturen mit vielen tausend Einzelvermietern, die ihre Vermietung teilweise im Nebengeschäft betreiben. Es ist viel schwieriger, hochtechnisierte Produkte für diesen Markt zu entwickeln und gleichzeitig die privaten Gastgeber mitzunehmen. Während im Hotel- und Flugsektor dynamische Preise etabliert sind, sind sie für Ferienhäuser und -wohnungen beispielsweise noch relatives Neuland. Jedes Objekt ist ein Unikat. Das heißt, es braucht riesige Datenmengen, um überhaupt fundierte Preisvergleiche zu ermöglichen. Wir haben ein Revenue-Management-System entwickelt, das speziell für die Ferienhausbranche konzipiert ist. Es nutzt maschinelles Lernen, um genau diese Daten zu ermitteln und sie Destinationen als Analysetool zur Verfügung zu stellen. Das ist ein wichtiger Schritt hin zur strategischen, marktgerechten Preisgestaltung, wie sie in anderen Tourismussegmenten bereits gang und gäbe ist.
Zudem gibt es bereits eine Reihe von Technologien, die den Gästeservice optimieren: Online-Buchungs- und Bezahlmöglichkeiten, smarte Türöffner für Ferienimmobilien, KI-gestützte Reiseempfehlungen oder AI-Rezeptionisten, die 24/7 Gästefragen beantworten. Wenn wir junge Zielgruppen dauerhaft erreichen wollen, müssen wir ihnen ein reibungsloses Buchungs- und Urlaubserlebnis bieten, und das funktioniert nur durch smarte Prozesse.
Wie schätzen Sie die Innovationskraft in diesem Bereich von Tourismusregionen, Vermietungsagenturen sowie der Hotelbranche ein?
Es ist unglaublich, was derzeit auf dem Markt passiert. Das fängt bei einzelnen Gastgebern an, die zunehmend darum bemüht sind, umweltfreundliche, nachhaltige Lösungen in ihren Ferienunterkünften zu integrieren. Deren Engagement reicht von der Einrichtung einer E-Ladestation bis hin zur ökologischen Komplettsanierung. Vermietungsagenturen, Tourismusregionen, Hotellerie – man kann sagen, die gesamte Hospitality-Branche befindet sich inmitten einer dynamischen Transformationsphase, die vor allem durch die Digitalisierung der Buchungs- und Verwaltungsprozesse sowie den Einsatz von KI und Big Data geprägt ist. Viele dieser Technologien zielen darauf ab, Betriebsabläufe effizienter zu gestalten und wieder mehr Zeit für den Gast und seine Wünsche zu haben.
Unter dem Stichwort Bleisure-Reisen machen immer mehr Reisende einen Mix aus Urlaub und mobiler Arbeit – wie bewerten Sie diesen Trend?
In der Ferienhausbranche ist dieser Trend eher als Workation bekannt, also die Kombination aus Reisen und Arbeiten. Ferienhäuser und -wohnungen haben dafür die besten Voraussetzungen. Sie sind geräumig, eignen sich durch ihre Privatsphäre für längere Aufenthalte am Reiseziel und haben in puncto Einrichtung alles, was es für Selbstversorger braucht. Gerade bei Selbstständigen ist diese Form des Reisens sehr beliebt. Die Corona-Pandemie und die damit verbundene Möglichkeit, remote zu arbeiten, haben diesen Trend noch einmal verstärkt. Voraussetzung, damit Workation funktionieren kann, ist eine gut funktionierende digitale Infrastruktur.
Ferienimmobilienbesitzer haben in den letzten Jahren stark zur Hotelbranche aufgeholt: Es gibt kaum noch private Unterkünfte ohne WLAN. Und das ist doch mal eine gute Nachricht.