Augsburg führt als erste deutsche Großstadt den kostenlosen Nahverkehr ein? Was halten Sie vom kostenlosen ÖPNV und wäre das für Ihre Stadt auch denkbar? Was steckt hinter Ihrem „Masterplan Mobilität“ für Flensburg?
Ein kostenloser ÖPNV ist sicherlich ein reizvolles Angebot für BürgerInnen, BesucherInnen und Touristen. Dieses Angebot bleibt jedoch nur solang attraktiv, wie auch die Qualitätsmerkmale eines guten ÖPNV erfüllt sind. Ein Bus in den man nicht mehr einsteigen kann, weil er schon restlos überfüllt ist oder ein ÖPNV-Verkehrsmittel, in welchem man aufgrund der Enge Platznot bekommt, ist sicherlich nicht die Art der Befriedigung des Mobilitätsbedürfnisses, die sich viele Personen wünschen. Die Akzeptanz des ÖPNV ist bestimmt durch Zuverlässigkeit, Planbarkeit und Komfort. All diese Merkmale sollte ein guter, zukunftsweisender (ggf. dann auch kostenfreier) ÖPNV erfüllen, um langfristig als echte Alternative zum eigenen Pkw angenommen zu werden. Dazu muss eine entsprechende Vorbereitung erfolgen. Das Angebot sollte sukzessiv ausgebaut werden, das bedeutet eine Verdichtung des Taktes, Erweiterung und Modernisierung der Fahrzeuge in der Flotte der Busunternehmen, mehr FahrzeugführerInnen, Busbeschleunigung an Lichtsignalanlagen und eine angemessene Infrastruktur die auch den Bedürfnissen von mobilitätseingeschränkten Menschen gerecht wird. Dann sollte der Fahrpreis allmählich sinken, ggf. auch völlig entfallen.
Das Ziel den ÖPNV-Anteil im Modal Split zu erhöhen, hat auch das Klimaschutzteilkonzept: Masterplan Mobilität Flensburg. Es wird angestrebt, durch eine einheitliche, stadtweite und die Siedlungskreise berücksichtigende Verkehrsplanung das Mobilitätsverhalten nachhaltig zu verändern. Dazu werden entsprechende Push-and Pull-Maßnahmen vorgeschlagen, deren Umsetzung bis zum Jahr 2030 die Verkehrswende vorantreiben sollen. Im Vordergrund stehen die Förderung nachhaltiger Verkehrsträger wie Rad- und Fußverkehr und des ÖPNV. Lebensqualität und Klimaschutz sind wesentliche Punkte des Konzeptes, dabei steht vor allem auch der Flächenverbrauch durch den ruhenden Verkehr im Fokus.
Kritiker eines kostenlosen ÖPNV wenden ein, dass vor allem Fußgänger und Radfahrer auf den kostenlosen ÖPNV umsteigen könnten. Folge wäre eine Überlastung des ÖPNV. Welches wären die wichtigsten Maßnahmen für den Verkehrsmix der Zukunft aus Ihrer Sicht?
In einem zukünftigen und nachhaltigen Verkehrssystem sind wohl Informationen und ein multimodales Angebot ohne Zugangshindernis das höchste Gut. Dabei muss dem Nutzer/der Nutzerin die Information, mit welchem Verkehrsmittel zu welchen Kosten er/sie von A nach B kommt schnell und unkompliziert bereitgestellt werden. Mit einzubeziehen sind dabei auch on-demand-services im ÖPNV.
Der Fuß- und Radverkehr profitiert vor allem durch seine Flexibilität und die Möglichkeit, seine Umwelt ganz anders zu erleben als aus einem Kraftfahrzeug heraus. Dieser Punkt sollte mit kritischem Blick auf die Infrastruktur gefördert und kommuniziert werden.
Der ÖPNV ist Teil eines komplexen Netzes an öffentlichem Verkehr. Welche Rolle spielt das für den Verkehrsmix - und welche Stellschrauben sehen Sie hier noch zur Optimierung?
Nicht nur der ÖPNV ist dabei hervorzuheben. Eine gleichermaßen wichtige Rolle spielen andere Mobilitätsangebote. Das wichtigste jedoch ist, dass sie miteinander funktionieren, miteinander vernetzt sind. Es nützt nichts, wenn ich einen im Nahverkehr perfekt angebundenen Bahnhof habe, an dem aber nur jede zweite Stunde ein Zug fährt. Ein vernetztes Miteinander von Bahn, ÖPNV, Carsharing und Bikesharing sind zukunftsweisend.
Welche Chancen sehen Sie in der Digitalisierung für den optimalen Verkehrsmix?
Die Digitalisierung ist die Basis eines zukünftigen und nachhaltigen Verkehrssystems. Nur so lassen sich Verkehrsströme in Echtzeit steuern und nur so kann der Nutzer/die Nutzerin auf zuverlässige Daten zurückgreifen.
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