Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Wo der Media Freedom Act unklar bleibt

Und wie die EU-Regeln für die Medienfreiheit zu bewerten sind

Thomas Hacker, Mitglied des Bundestages Quelle: FDP-Fraktion Thomas Hacker Mitglied des Bundestages FDP-Fraktion 05.02.2024
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Dipl.- Journ. Thomas Barthel
Founder & Herausgeber
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

Mit Blick auf das EU-Medienfreiheitsgesetz ist es dem liberalen Medienpolitiker Thomas Hacker wichtig, "dass das neue Regelwerk bestehende, funktionierende Systeme nicht beeinträchtigt, sondern vielmehr darauf abzielt, dysfunktionale Systeme an ein höheres, europäisches Werteverständnis anzupassen." Im Detail sieht er noch Konkretisierungsbedarf.







Die EU hat ein Medienfreiheitsgesetz auf den Weg gebracht - was halten Sie ganz grundsätzlich von so einem Regelwerk?
Als überzeugte Europäer erkennen wir Mitglieder der Freien Demokraten sowohl die Notwendigkeit als auch den Nutzen eines Medienfreiheitsgesetzes auf EU-Ebene. Die globale und europäische Perspektive auf Presse- und Medienfreiheit verdeutlicht, wie prekär die Lage in einigen europäischen Staaten ist, was auch immer wieder von Organisationen wie Reporter ohne Grenzen bestätigt wird. Die Exklusivität staatlich finanzierter Medien und die Marginalisierung privater Akteure stehen im Widerspruch zu unseren europäischen Werten. In diesem Kontext ist das Bestreben der EU, regulierend einzugreifen, verständlich und unterstützenswert. Dennoch dürfen wir nicht übersehen, dass die Mediensysteme der Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich sind. Das deutsche duale Mediensystem, geprägt von den Erfahrungen der NS-Zeit, ist ein ausbalanciertes Modell. Unsere Landesmedienanstalten und der Deutsche Presserat leisten hervorragende Arbeit. Daher ist es wesentlich, dass das neue Regelwerk bestehende, funktionierende Systeme nicht beeinträchtigt, sondern vielmehr darauf abzielt, dysfunktionale Systeme an ein höheres, europäisches Werteverständnis anzupassen. In vielen Aspekten ist dies gelungen, jedoch nicht in allen. Unser Fazit ist somit gemischt, und für viele Mitgliedstaaten, einschließlich Deutschlands, stellt das EMFA keine Verbesserung dar.

JETZT HERUNTERLADEN

DIE DOKUMENTATION DIESER FACHDEBATTE

DIE DOKUMENTATION ENTHÄLT

alle Debattenbeiträge ungekürzt im Original
Übersicht aller aktiven Debattenteilnehmer
Summary für Ihr Top-Management
MEHR ERFAHREN


Eine unabhängige Medienaufsichtsbehörde soll geschaffen werden. Was halten Sie davon?
Die Schaffung einer unabhängigen Medienaufsichtsbehörde ist für uns ein wesentlicher kritischer Aspekt. Obwohl es gelungen ist, eine direkte Aufsicht durch die Europäische Kommission zu verhindern, bleibt eine gewisse Nähe bestehen. Dies zeigt sich darin, dass das Ausschusssekretariat an die Kommission angegliedert und von dieser finanziert wird. Eine echte Unabhängigkeit und Staatsferne ist dadurch nicht gewährleistet. Zudem bestand mit der ERGA bereits ein funktionierendes Netzwerk europäischer Regulierungsbehörden.

Regelungen zum Quellenschutz sind aus dem ursprünglichen Entwurf gestrichen worden. Wie bewerten Sie das?
Der Schutz von Informationsquellen ist für uns als Freie Demokraten von zentraler Bedeutung. Investigativer Journalismus und die Rolle der Presse als vierte Gewalt und öffentlicher Wachhund sind ohne Quellenschutz nicht realisierbar. Der EMFA enthält aber weiterhin Bestimmungen zum Quellenschutz, was besonders für jene Mitgliedstaaten vorteilhaft ist, in denen dieser kaum oder gar nicht existiert. Für Deutschland sehe ich jedoch keine signifikanten Verbesserungen in diesem Bereich.

Welche Änderungen und Konkretisierungen halten Sie nach der Einigung beim Trilog noch für nötig und möglich?
Aus unserer Sicht besteht Änderungs- und Konkretisierungsbedarf insbesondere in den Artikeln 5, 6 und 10 ff. Diese betreffen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, den Quellenschutz sowie die inhaltliche Verantwortung von Presseinhalten und das EMFA-Board. Der EMFA ist ein komplexes Regelwerk, das durch zähe Verhandlungen und vielschichtige Interessen geprägt ist. Als direkt anwendbare Verordnung bleibt sie in einigen Punkten unklar, was sowohl positiv als auch negativ sein kann. Ob der EMFA letztendlich ein Erfolg sein wird, wird die Zukunft zeigen. Ich bin noch skeptisch, ob es der angestrebte Durchbruch sein wird. Ich bin gespannt auf die Auswirkungen auf unser duales Mediensystem. Größere Änderungen halte ich für unwahrscheinlich, da dies Mehrheiten erfordert, die in Europa schwer zu organisieren sind, wie die bisherigen Verhandlungen deutlich gemacht haben. Angesichts der bevorstehenden Europawahl erwarte ich daher keine relevanten Änderungen mehr.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Eva Bodenmüller
Vorsitzende
Freischreiber e. V.

Eva Bodenmüller - Vorsitzende, Freischreiber e. V.
EU | Regulierung

Die Gefahren für die Pressefreiheit

Und wie und ob das EU-Medienfreiheitsgesetz ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Eva Bodenmüller
Vorsitzende
Freischreiber e. V.

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Niklas Nienaß
Mitglied des Europäischen Parlaments
Fraktion der Grünen

Niklas Nienaß - Mitglied des Europäischen Parlaments, Fraktion der Grünen
EU | Regulierung

Ein Media Act mit Überprüfungsklausel

Was die Einigung beim Medienfreiheitsgesetz für ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Niklas Nienaß
Mitglied des Europäischen Parlaments
Fraktion der Grünen

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Christian Hafenecker
Generalsekretär
FPÖ

Christian Hafenecker - Nationalrats-Abgeordneter Bereichssprecher für Medien des Freiheitlichen Parlamentsklubs
EU | Regulierung

Das EU-Medienfreiheitsgesetz und die ■ ■ ■

Wie die FPÖ das Vorhaben der EU bewertet

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Christian Hafenecker
Generalsekretär
FPÖ

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.