Seit mehreren Monaten sind die digitalen Schulplattformen Einsatz. Wie zuverlässig funktionieren inzwischen in Ihrem Bundesland?
Nach großen Startschwierigkeiten läuft LernSax inzwischen ganz gut. Leider kommt es in der "Rush Hour" am Vormittag aber bisweilen immer noch zur Überlastung des Systems. Ärgerlich ist auch die Instabilität der Verbindung. Das liegt aber wohl eher an der unterschiedlichen Qualität und Kapazität der Netze und Verbindungen in Deutschland. Als Lehrer kann ich mich daher leider nicht darauf verlassen, dass eine geplante Videokonferenz reibungslos läuft und keiner rausfliegt. Aber es ist gut, dass wir in Sachsen eine gemeinsame Lernplattform haben, die vieles kann.
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Nun gibt es (schrittweise) Öffnungen der Schulen. Wie sollten digitale Angebote und Präsenzunterricht miteinander verzahnt werden - in der nächsten Zeit und über die Pandemie hinaus?
Eine große Chance bietet uns der hybride Unterricht: eine halbe Klasse in Präsenz in der Schule - die andere Hälfte nimmt von zu Hause aus aktiv teil. Das ist auch ein Modell für die Zukunft, wenn z.B. Schüler/innen aus unterschiedlichsten Gründen nicht am Unterricht in der Schule teilnehmen können. Auch wird es künftig leichter sein, (Haus-)Aufgaben zu erteilen und zu kontrollieren. Und all die Möglichkeiten, die sich uns nun für das kooperative Arbeiten der Schüler/innen bieten, werden wir nutzen können. Hausarbeitstage werden leichter zu organisieren sein.
Welche Ressourcen muss die Politik Schulen und Schülern dauerhaft zur Verfügung stellen?
Neben schnellen und sicheren Internetverbindungen in jeden Haushalt brauchen wir personelle Unterstützung bei der Einrichtung und Wartung unserer digitalen Geräte! Wir brauchen "digitale Hausmeister", also professionellen IT-Support an jeder Schule. Das können wir Lehrer nicht leisten - wie wir ja auch keine kaputten Tische reparieren, uns auch nicht um den Betrieb der Heizungsanlage kümmern und den Schulhof nicht in Schuss halten müssen.
Nach Medienberichten setzen Eltern nun auch vermehrt auch kommerzielle digitalen Bildungs- und Nachhilfeangebote. Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich daraus?
Diese Tendenz beobachte ich für die Gymnasien schon seit einigen Jahren. Wenn ein Schüler verstärkt Nachhilfe braucht, um zurecht zum kommen, stimmt entweder etwas mit dem Unterricht nicht oder der Schüler und seine Eltern sollten sich besser hinsichtlich der Bildungslaufbahn beraten lassen.
Kommerzielle Bildungsangebote - wie sie z.B. einige Schulbuchverlage anbieten - können aber grundsätzlich durchaus positiv gesehen werden: Sie unterstützen oder entlasten uns in unserer Arbeit. Kritisch wird es nur, wenn solche Angebote eine Form der Lobbyarbeit für Wirtschaftsunternehmen annehmen, die über ein vernünftiges Maß der Kooperation von Schule und Wirtschaft hinausgehen und einseitig auf Bildungsziele Einfluss nehmen.