Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Die Schulen benötigen IT-Experten

Warum digitales Lernen neu gedacht werden muss

Anna-Katharina Müller - Vorsitzende Junge Lehrerinnen und Lehrer im Sekundarschullehrerverband (SLV) Sachsen-Anhalt Quelle: pr Anna-Katharina Müller Vorsitzende Junge Lehrerinnen und Lehrer Sekundarschullehrerverband (SLV) Sachsen-Anhalt 22.04.2021
INITIATORIN DIESER FACHDEBATTE
Dipl.- Journ. Nikola Marquardt
Founder & Herausgeberin
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

"Die Unterrichtsmodelle müssen sich mehr an digitalen Kompetenzen orientieren", erklärt Anna Katharina Müller vom SLV Sachsen-Anhalt. Perspektivisch nütze es weder den Unternehmen, noch den Lernenden persönlich, wenn sie nicht mit digitalen Medien umgehen können. Auch die Lehrkräfte brauchen aus ihrer Sicht konkrete Unterstützung.







Seit mehreren Monaten sind die digitalen Schulplattformen im Einsatz. Wie zuverlässig funktionieren diese inzwischen in Ihrem Bundesland?
Viele Schulen benutzen derzeit die Moodle-Plattform. Trotz des Bemühens der Landesregierung die Serverkapazitäten auszubauen und Angebote zur Weiterbildung für LehrerInnen bereitzustellen, läuft das System auch nach einem Jahr immer noch nicht ohne Probleme. Die LehrerInnen müssen sich sehr gezielt vorbereiten, um den Lernenden die Inhalte bereitzustellen oder über BigBlueButton Onlinestunden zu halten. In den meisten Fällen gibt es große Herausforderungen, was immer noch zu Frustrationen bei Lehrkräften und Lernenden führt. Die IT Infrastruktur ist, wie in allen Bundesländern mangelhaft ausgebaut. Viele Schulen nutzen deshalb andere Plattformen, wie Zoom, Sofatutor u.ä.. Hier gibt es wenige Ausfälle und die Stunden können ebenso, wie über Moodle, gehalten werden. Insgesamt fordern wir, die Plattformen und die Kapazitäten zu prüfen. Der Nutzen und die Verwendbarkeit sollten im Vordergrund stehen. Für die Zukunft ist es unabdingbar, dass die folgenden Generationen im digitalen Bereich Kompetenzen erwerben. Die Unterrichtsmodelle müssen sich mehr an digitalen Kompetenzen orientieren, dass ist die Zukunft und diese können wir alle nicht mehr aufhalten, sondern müssen sie gestalten.

JETZT HERUNTERLADEN

DIE DOKUMENTATION DIESER FACHDEBATTE

DIE DOKUMENTATION ENTHÄLT

alle Debattenbeiträge ungekürzt im Original
Übersicht aller aktiven Debattenteilnehmer
Summary für Ihr Top-Management
MEHR ERFAHREN


Nun gibt es (schrittweise) Öffnungen der Schulen. Wie sollten digitale Angebote und Präsenzunterricht miteinander verzahnt werden - in der  Zeit und über die Pandemie hinaus?
Die Plattformen und auch Apps müssen in den Unterrichtsvorbereitungen berücksichtigt werden. Beispielsweise könnten die SchülerInnen mit komplexen Lernaufgaben auf ihrem Lernstandsniveau Konflikte, Probleme oder ähnliches lösen. Das Endprodukt sollte mit einem digitalen Tool erstellt werden. Perspektivisch nützt es weder den Unternehmen, noch den Lernenden persönlich, wenn sie nicht mit digitalen Medien umgehen können. Gerade während des Homeschooling sind die Defizite stark in den Vordergrund getreten. Ohne die Hilfe der Eltern hätten einige SchülerInnen kapituliert. Es sollte uns allen klar sein, dass jeder in der Zukunft digitale Kompetenzen für seinen Beruf benötigt. Es ist die Aufgabe der Schulen, dies zu fördern.

Welche Ressourcen muss die Politik Schulen und Schülern dauerhaft zur Verfügung stellen?
Sachsen-Anhalts Kultusministerium und das Landesschulamt haben bereits die Bestellung von Endgeräten für Lehrkräfte und Leihgeräte für SchülerInnen ausgegeben. Ein erster wichtiger Schritt, der wirklich dringend notwenig war. Jetzt sollte noch flächendeckend in den Schulen an der IT-Infrastruktur und entsprechendem Personal gearbeitet werden. Denn es benötigt auch noch mehr. Die meisten LehrerInnen sind nicht im Umgang mit den Geräten ausgebildet bzw. besitzen keine Berechtigungen dazu. Aus diesem Grund benötigen die Schulen IT-Experten, die sich um Probleme mit den Geräten kümmern und Lehrkräften Hilfestellungen geben. Ebenso bedarf es einer Kontrolle und Wahrung des Datenschutz. Alle Schulen sollten einen Datenschutzbeauftragten haben, der die Einhaltung kontrolliert oder aber die LehrerInnen weiterbildet. Viele KollegInnen sind im Umgang mit Daten und Medien sehr unaufgeklärt.

Nach Medienberichten setzen Eltern nun auch vermehrt auf kommerzielle digitale Bildungs- und Nachhilfeangebote. Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich daraus?
Ich selbst nutze digitale Bildungsangebote für meinen Unterricht und einige davon sind sehr gut aufbereitet. Aber es ist erschreckend, dass Eltern darauf zurückgreifen müssen. Es zeigt, dass ein digitales Lernen noch nicht ausgereift ist und es dazu mehr Weiterbildungen und Konzepte geben müsste. Eine Chance für die Lernenden ist es jedoch, Inhalte zu vertiefen und Erklärungen für Phänomene durch zusätzliche digitale Angebote zu erhalten. Jedoch ersetzen diese nicht den Austausch mit anderen und die Entwicklung eines Problem- und Konfliktbewusstseins. Die Schüler benötigen Foren zum Austausch, moderiert von der Lehrkraft, um auch eine Mehrperspektivität zu erhalten. Die Medien können nur Inhalte, aber keinen Austausch vermitteln. Dieser spielt beim Lernen, aber eine wichtige Rolle.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Andrea Spies
Vorsitzende des Vorstands der Sektion Schulpsychologie
Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V.

Andrea Spies - Vorsitzende des Vorstands der Sektion Schulpsychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP)
Bildung | Digitalisierung

Schulpsychologin fordert gezieltes ■ ■ ■

So läuft die Digitalisierung des Unterrichts aus ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Andrea Spies
Vorsitzende des Vorstands der Sektion Schulpsychologie
Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V.

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Thomas Langer
Landesvorsitzender
Deutscher Philologenverband

Thomas Langer - Landesvorsitzender, Philologenverband Sachsen (PVS)
Bildung | Digitalisierung

Wir brauchen "digitale Hausmeister"

Warum hybrider Unterricht eine Chance sein kann

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Thomas Langer
Landesvorsitzender
Deutscher Philologenverband

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Ann-Kristin Müller
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Universität des Saarlandes

Ann-Kristin Müller - Germanistin und Pädagogin, Lehrstuhl Fachdidaktik Deutsch Primarstufe, Universität des Saarlandes
Bildung | Digitalisierung

Probleme in der Pandemie als Symptom ■ ■ ■

Warum in einem ernüchternden Befund aber eine ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Ann-Kristin Müller
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Universität des Saarlandes

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.