Seit mehreren Monaten sind die digitalen Schulplattformen im Einsatz. Wie zuverlässig funktionieren diese inzwischen in Ihrem Bundesland?
Viele Schulen benutzen derzeit die Moodle-Plattform. Trotz des Bemühens der Landesregierung die Serverkapazitäten auszubauen und Angebote zur Weiterbildung für LehrerInnen bereitzustellen, läuft das System auch nach einem Jahr immer noch nicht ohne Probleme. Die LehrerInnen müssen sich sehr gezielt vorbereiten, um den Lernenden die Inhalte bereitzustellen oder über BigBlueButton Onlinestunden zu halten. In den meisten Fällen gibt es große Herausforderungen, was immer noch zu Frustrationen bei Lehrkräften und Lernenden führt. Die IT Infrastruktur ist, wie in allen Bundesländern mangelhaft ausgebaut. Viele Schulen nutzen deshalb andere Plattformen, wie Zoom, Sofatutor u.ä.. Hier gibt es wenige Ausfälle und die Stunden können ebenso, wie über Moodle, gehalten werden. Insgesamt fordern wir, die Plattformen und die Kapazitäten zu prüfen. Der Nutzen und die Verwendbarkeit sollten im Vordergrund stehen. Für die Zukunft ist es unabdingbar, dass die folgenden Generationen im digitalen Bereich Kompetenzen erwerben. Die Unterrichtsmodelle müssen sich mehr an digitalen Kompetenzen orientieren, dass ist die Zukunft und diese können wir alle nicht mehr aufhalten, sondern müssen sie gestalten.
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Nun gibt es (schrittweise) Öffnungen der Schulen. Wie sollten digitale Angebote und Präsenzunterricht miteinander verzahnt werden - in der Zeit und über die Pandemie hinaus?
Die Plattformen und auch Apps müssen in den Unterrichtsvorbereitungen berücksichtigt werden. Beispielsweise könnten die SchülerInnen mit komplexen Lernaufgaben auf ihrem Lernstandsniveau Konflikte, Probleme oder ähnliches lösen. Das Endprodukt sollte mit einem digitalen Tool erstellt werden. Perspektivisch nützt es weder den Unternehmen, noch den Lernenden persönlich, wenn sie nicht mit digitalen Medien umgehen können. Gerade während des Homeschooling sind die Defizite stark in den Vordergrund getreten. Ohne die Hilfe der Eltern hätten einige SchülerInnen kapituliert. Es sollte uns allen klar sein, dass jeder in der Zukunft digitale Kompetenzen für seinen Beruf benötigt. Es ist die Aufgabe der Schulen, dies zu fördern.
Welche Ressourcen muss die Politik Schulen und Schülern dauerhaft zur Verfügung stellen?
Sachsen-Anhalts Kultusministerium und das Landesschulamt haben bereits die Bestellung von Endgeräten für Lehrkräfte und Leihgeräte für SchülerInnen ausgegeben. Ein erster wichtiger Schritt, der wirklich dringend notwenig war. Jetzt sollte noch flächendeckend in den Schulen an der IT-Infrastruktur und entsprechendem Personal gearbeitet werden. Denn es benötigt auch noch mehr. Die meisten LehrerInnen sind nicht im Umgang mit den Geräten ausgebildet bzw. besitzen keine Berechtigungen dazu. Aus diesem Grund benötigen die Schulen IT-Experten, die sich um Probleme mit den Geräten kümmern und Lehrkräften Hilfestellungen geben. Ebenso bedarf es einer Kontrolle und Wahrung des Datenschutz. Alle Schulen sollten einen Datenschutzbeauftragten haben, der die Einhaltung kontrolliert oder aber die LehrerInnen weiterbildet. Viele KollegInnen sind im Umgang mit Daten und Medien sehr unaufgeklärt.
Nach Medienberichten setzen Eltern nun auch vermehrt auf kommerzielle digitale Bildungs- und Nachhilfeangebote. Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich daraus?
Ich selbst nutze digitale Bildungsangebote für meinen Unterricht und einige davon sind sehr gut aufbereitet. Aber es ist erschreckend, dass Eltern darauf zurückgreifen müssen. Es zeigt, dass ein digitales Lernen noch nicht ausgereift ist und es dazu mehr Weiterbildungen und Konzepte geben müsste. Eine Chance für die Lernenden ist es jedoch, Inhalte zu vertiefen und Erklärungen für Phänomene durch zusätzliche digitale Angebote zu erhalten. Jedoch ersetzen diese nicht den Austausch mit anderen und die Entwicklung eines Problem- und Konfliktbewusstseins. Die Schüler benötigen Foren zum Austausch, moderiert von der Lehrkraft, um auch eine Mehrperspektivität zu erhalten. Die Medien können nur Inhalte, aber keinen Austausch vermitteln. Dieser spielt beim Lernen, aber eine wichtige Rolle.