Ihr Landkreis gehört zu den Modellregionen für die Digitalisierung im ländlichen Raum. Welches sind die zentralen Projekte, die Sie auf dem Weg zur Smart Community gestartet haben?
Der Landkreis Bernkastel-Wittlich ist eine von sieben Modellregionen, die im Rahmen des Modellvorhabens "Smarte.Land.Regionen", einer Fördermaßnahme des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, die Möglichkeit erhalten haben, im Zeitraum von 2021 bis 2024 den Fokus auf das Thema digitale Daseinsvorsorge zu legen. In diesem Zusammenhang haben wir verschiedene Projekte initiiert, die darauf abzielen, aktuellen und zukünftigen Herausforderungen im Bereich der Daseinsvorsorge mit digitalen Anwendungen zu begegnen. Das übergeordnete Ziel besteht darin, durch den Ausbau der digitalen Angebote und Kompetenzen die Attraktivität des Landkreises nicht nur für Unternehmen zu steigern, sondern den Kreis insbesondere auch für Einwohnerinnen und Einwohner dauerhaft zukunftsfähig aufzustellen und somit als Wohn- und Lebensstandort attraktiv zu halten. Gerade deshalb haben wir im Verlauf des Entwicklungsprozesses nicht nur verschiedene Akteure aus Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Behörden und Politik mit einbezogen, sondern auch Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit gegeben, sich in einem Beteiligungsprozess einzubringen. Im Ergebnis wurde eine Digitalstrategie für den Landkreis entwickelt, innerhalb derer bereits zahlreiche Projekte umgesetzt werden konnten.
Im Bereich Steigerung der digitalen Kompetenzen wurden bereits mehrere Maßnahmen umgesetzt. Unser Ziel ist es, die Bürgerinnen und Bürger auf vielfältige Weise fit für die digitale Transformation zu machen. Ein besonderes Projekt in diesem Zusammenhang ist das „MakerMobil“ das im Landkreis unterwegs ist und digitale Kompetenzen fördert. Darüber hinaus werden im Rahmen des Projekts „Digi.EMH“ in Kooperation mit den Volkshochschulen im Landkreis bis zum Ende des Jahres 2024 kostenfreie Bildungsangebote im gesamten Kreisgebiet durchgeführt. Ebenfalls wurden und werden Bürgerinnen und Bürger im Landkreis zu ehrenamtlichen Digital-Botschafterinnen und –botschaftern ausgebildet und stetig weiter geschult. Durch sie werden vorwiegend ältere Menschen im Umgang mit neuen digitalen Technologien gestärkt und bei Fragen rund um das Thema Digitalisierung unterstützt. Dies erfolgt durch regelmäßige Treffen, offene Sprechstunden aber auch durch Hausbesuche. Ebenfalls in der aktuellen Umsetzung befindet sich die sogenannte „Lebensretter-App“ die eine Erstversorgung durch Bürgerinnen und Bürger mit Erste-Hilfe-Kenntnissen, die sich in der Nähe befinden (unter 5 min), gewährleisten könnte.
Welche Vorhaben wollen Sie als nächstes angehen?
Aktuell arbeiten wir in engem Austausch mit dem ÜAZ Wittlich (Überbetriebliches Ausbildungszentrum) daran, das Projekt MakerMobil zu verstetigen. Es gibt bereits einige Ideen, dieses großartige Projekt fortzuführen, die wir zeitnah umsetzen wollen. Ebenfalls werden wir die digitale Familienkarte einführen, die nicht nur über viele lokale Angebote informiert und Angebote zur familiären Beratung abbildet, sondern auch spezielle Vorteilsangebote für Familienkarten-Inhaber bereithält. Ebenso soll die digitale Bürgerbeteiligung gestärkt werden. Dies soll mit Hilfe einer zentralen, digitalen Plattform erfolgen. So kann regelmäßig das Stimmungsbild der Bevölkerung eingefangen werden und bei der Entwicklung von Projekten mit einfließen. Viele weitere Projekte wie bspw. das Pflegehaus der Zukunft, Förderung von Gesundheitsprävention, einem Energiedashboard, einem Azubi-Netzwerk und einiges mehr werden folgen.
Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Privatwirtschaft bei Digitalisierungs-Vorhaben?
Lokale Akteure aus der Privatwirtschaft wurden in den gesamten Prozess der Erstellung unserer Digitalstrategie sowie im Bereich Mobilität eingebunden. Die Zusammenarbeit ist meist dann besonders fruchtbar, wenn Unternehmen eine konkreten Bedarf formulieren, den wir mit unserer Arbeit adressieren können. Dies kommt besonders bei Mobilitätsthemen zum Tragen, zum Beispiel wenn die Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes für Fachkräfte im Schichtbetrieb ohne Führerschein oder Kfz in den Randzeiten des ÖPNV-Angebots sichergestellt werden muss.
Als zentral gilt die Versorgung mit 5G - wie sieht es diesbezüglich in Ihrer Region aus?
Mobilfunk ist ein entscheidender Standortfaktor, der maßgeblich die Attraktivität und Zukunftsfähigkeit eines Raumes bestimmt. Ohne adäquate Mobilfunkverbindung ist die Umsetzung unserer Digitalstrategie nicht möglich. Aus diesem Grund haben wir aktuell das Ergebnis der Mobilfunkmesswoche vom Ministerium für Arbeits, Soziales, Transformation und Digitaliserung angefordert. Das Ergebnis zeigt, dass der Landkreis Bernkastel-Wittlich nahezu vollständig über eine Mobilfunkabdeckung mit 4G oder 5G verfügt. Die wenig verbleibenden unterversorgten Gebiete werden wir in einer bereits begonnenen Zusammenarbeit mit den Verbands- und Ortsgemeinden ebenfalls abdecken.