Digitale Lernformate prägen die Weiterbildung zunehmend. Welche Bedeutung haben solche Formate aus Ihrer Sicht?
Ich denke, dass uns insbesondere die Corona-Pandemie gezeigt hat, wie wichtig digitale Lernformate sind. Seit dieser Zeit hat das Angebot an digitalen Formaten stark zugenommen. Arbeitgeber/innen und Arbeitnehmer/innen profitieren gleichermaßen von diesen Lernformaten, weil sie sich besser in den Arbeitsalltag integrieren lassen. Digitale Formate stoßen natürlich da an ihre Grenzen, wo es um praktische Lerninhalte geht. Ein Erste Hilfe-Kurs beispielsweise ist auf die praktische Anwendung des Gelernten durch die Kursteilnehmer/innen angewiesen. Aber alle eher theoretisch ausgerichteten Lerninhalte lassen sich problemlos auch digital vermitteln.
Nach einer aktuellen Untersuchung halten etwa drei Viertel der Beschäftigten digitale Weiterbildung für wichtig. Wie unterstützen Sie Unternehmen und Beschäftigte in diesem Bereich?
Die Landesregierung unterstützt die berufliche Weiterbildung mit dem Weiterbildungsbonus Schleswig-Holstein. Dieses Förderprogramm unterstützt Weiterbildungsmaßnahmen von Erwerbstätigen in einem Arbeitsverhältnis mit finanziellen Zuschüssen. Der Zuschuss zur beruflichen Weiterbildungsmaßnahme umfasst bis zu 40 % der zuwendungsfähigen Seminarkosten, höchstens jedoch 1.500 Euro pro Antragstellenden und Kalenderjahr. Die verbleibenden 60 % der Seminarkosten sind von dem Arbeitgeber/der Arbeitgeberin zu übernehmen.
Digitale beziehungsweise Online-Weiterbildungen sind mit dem Weiterbildungsbonus förderfähig, sofern die Weiterbildung überwiegend in Form einer synchronen Kommunikation erfolgt. Bespiele für synchrone Kommunikation sind "virtuelles Klassenzimmer" oder LiveChat, so dass jederzeit ein Kontakt zwischen Lehrendem und Lernenden wie in einer Präsenzveranstaltung besteht.
Rund zwei Drittel haben Interesse an KI-gestützten Trainingsformaten - welche Potenziale sehen Sie hier?
KI macht derzeit vor keiner Branche halt. Auch in der (Weiter-)Bildung revolutioniert KI die Art und Weise, wie Wissen vermittelt und erworben wird. Konkret bedeutet das vor allem für Lernende, dass (Weiter-)Bildungsprozesse noch individualisierter gestaltet werden können. Potenziale sehe ich vor allen Dingen darin, dass KI-gestützte Systeme personalisiertes, also auf sehr spezifische Anforderungen zugeschnittenes Lernen ermöglichen. So können sich Trainings an die individuellen Bedürfnisse und Lernstile der lernenden Person anpassen. Deshalb besteht dieses hohe Interesse an KI-gestützen Trainingsformaten.
Doch auch die Trainer/innen sollten sich mit den Potenzialen von KI auseinandersetzen, um von der wertvollen KI-Unterstützung zu profitieren. So können Lehrende KI zum Beispiel nutzen, um Routineaufgaben abzugeben und sich dadurch bei der Lehrplanung wieder mehr auf das Wesentliche konzentrieren. Durch die Entlastung durch KI-Anwendungen gewinnen sie schließlich mehr Zeit für die direkte Interaktion mit den Kursteilnehmern/innen und können sich mehr auf die Betreuung fokussieren, um so die Lernerfolge zu steigern. Am Ende des Tages könnten KI-gestützte Trainingsformate zu mehr Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen führen, was für die Fachkräftesicherung unverzichtbar ist.
60 % glauben allerdings auch, dass KI bewährte Formate nicht ersetzen wird. Wie sehen Sie das?
Die Bandbreite des Einsatzes von KI in der (Weiter-)Bildung ist sehr facettenreich und birgt zugleich auch ein paar Risiken, die zwingend zu beachten sind. Dazu gehört vor allen Dingen der verantwortungsvolle Umgang mit sensiblen Daten. Hier könnten KI-Formate an ihre Grenzen stoßen und herkömmliche Kursangebote ihren Platz verteidigen. Auch bei Kursformaten, die eine starke menschliche Interaktion oder komplexe Entscheidungsfindung erfordern, sehe ich die KI noch nicht auf dem Vormarsch.
Allerdings sollten wir uns der sehr dynamischen Entwicklung in diesem Sektor nicht verschließen und auch Mut zu Lern-Experimenten wagen, bei denen keine sensiblen Daten auf dem Spiel stehen.