Digitale Lernformate prägen die Weiterbildung zunehmend. Welche Bedeutung haben solche Formate aus Ihrer Sicht?
Digitale Lernformate sind heute ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Weiterbildung – das gilt ganz besonders im Bildungsbereich. Im Saarland sind sie ein zentrales Element der Lehrkräfteprofessionalisierung und leisten einen entscheidenden Beitrag zur kontinuierlichen, flexiblen und praxisnahen Weiterentwicklung unserer Lehrkräfte. Die digitale Transformation von Schule und Unterricht bringt stetig neue Herausforderungen mit sich. Damit Lehrkräfte diesen Anforderungen gerecht werden können, benötigen sie regelmäßige und qualitativ hochwertige Fortbildungsangebote.
Digitale Formate ermöglichen es Lehrkräften, neue Kompetenzen in ihrem eigenen Tempo und unabhängig vom Ort zu erwerben. Das verbessert nicht nur die Vereinbarkeit von Beruf, Fortbildung und Familie, sondern fördert auch ein nachhaltiges Lernen, das sich gut in den Schulalltag integrieren lässt.
Der Bildungscampus Saarland bietet ein breit gefächertes Fortbildungsangebot in verschiedensten digitalen Formaten an. Diese Vielfalt erlaubt es, auf unterschiedliche Lernstile und Bedürfnisse gezielt einzugehen. Gleichzeitig bieten wir weiterhin Präsenzformate an, da der persönliche Austausch und die direkte viele Lehrkräfte ein wichtiger Bestandteil erfolgreicher Fortbildung bleibt.
Nach einer aktuellen Untersuchung halten etwa drei Viertel der Beschäftigten digitale Weiterbildung für wichtig. Wie unterstützen Sie Unternehmen und Beschäftigte in diesem Bereich?
Im Rahmen unserer Digitalisierungsstrategie, überstützen wir im Saarland unsere Lehrkräfte gezielt bei der digitalen Weiterbildung – zentral über den Bildungscampus Saarland. Der Fachbereich Medienbildung und Digitalisierung hat ein umfassendes und differenziertes Portfolio entwickelt, das von digitalen Schulbüchern über Medienproduktion bis hin zu informatischer Bildung reicht. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz im schulischen Kontext. Hierzu bietet der Bildungscampus in Zusammenarbeit mit dem KI-Campus und dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) eine Fortbildungsreihe an, die Lehrkräfte beim Einstieg in das Thema KI unterstützt und ihnen praxisnahe Einsatzmöglichkeiten aufzeigt.
Ich bin stolz darauf, dass nahezu alle saarländischen Lehrkräfte in den vergangenen Jahren im Umgang mit digitalen Medien geschult wurden – unter anderem durch eigens konzipierte digitale pädagogische Tage. Darüber hinaus finden regelmäßig thematische Schwerpunktveranstaltungen zur digitalen Bildung statt. Unser Ziel ist es, Lehrkräften die Sicherheit und das nötige Know-how zu vermitteln, um digitale Werkzeuge sinnvoll in ihrem Unterricht einsetzen zu können.
Im Bereich der allgemeinen Weiterbildung fördert das Saarland die Fortbildung pädagogischer Mitarbeiter der staatlich anerkannten Landesorganisation. Ein Themenschwerpunkt der Fortbildungen ist die Digitalisierung. Dies ist ganz im Sinne des 2021 von der Kultusministerkonferenz verabschiedenden Positionspapiers Initiative Digitale Weiterbildung.
Rund zwei Drittel haben Interesse an KI-gestützten Trainingsformaten – welche Potenziale sehen Sie hier?
KI-gestützte Trainingsformate bieten ein enormes Potenzial für eine zukunftsorientierte und passgenaue Weiterbildung, auch in der Lehrkräftebildung. Sie ermöglichen eine personalisierte, adaptive Lernumgebung, die sich an den individuellen Wissensstand und Lernfortschritt der Nutzerinnen und Nutzer anpasst.
KI kann dabei helfen, Lernpfade automatisch anzupassen, Feedback in Echtzeit zu geben und Lernprozesse wirksamer zu gestalten. Dadurch entsteht eine neue Qualität des Lernens, die nicht nur zeit- und ortsunabhängig ist, sondern auch stärker auf den einzelnen Menschen zugeschnitten. Im Saarland arbeiten wir aktiv daran, diese Potenziale zu erschließen. Schon heute bieten wir entsprechende Fortbildungen an, die sich mit der Anwendung von KI im schulischen Kontext beschäftigen. Ziel ist es, Lehrkräften nicht nur theoretisches Wissen zu vermitteln, sondern ihnen auch konkrete Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie KI sinnvoll im Unterricht einsetzen können.
60 % glauben allerdings auch, dass KI bewährte Formate nicht ersetzen wird. Wie sehen Sie das?
Diese Einschätzung teile ich. KI kann das Lernen bereichern und gezielt ergänzen, sie wird aber den direkten persönlichen Austausch nicht ersetzen können. Gerade in der Lehrkräftefortbildung sind der Dialog, die kollegiale Beratung und der gemeinsame Erfahrungsaustausch zentrale Bestandteile des Lernprozesses. Präsenzveranstaltungen und Formate mit direkter Interaktion bieten dafür den notwendigen Raum und schaffen ein soziales Lernumfeld, das KI allein nicht leisten kann. Genau diese Punkte haben wir auch im letzten Jahr während meiner KMK-Präsidentschaft in den KI-Handlungsempfehlung festgehalten.
Diese Handlungsempfehlung baut auf wichtigen Vorarbeiten der Länder auf, wie die ergänzende Empfehlung der KMK „Lehren und Lernen in der digitalen Welt“ (2021) zur KMK-Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ und das Impulspapier der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK „Large Language Models und ihre Potenziale im Bildungssystem“ (2024).
Wir setzen im Saarland bewusst auf ein hybrides Fortbildungskonzept, das digitale und analoge Elemente miteinander verbindet. KI-gestützte Lernangebote verstehen wir als Erweiterung des bestehenden Portfolios – nicht als Ersatz. Sie bieten zusätzliche Möglichkeiten der Individualisierung und Flexibilisierung und tragen so zur Weiterentwicklung einer modernen, zukunftsfähigen Fortbildungskultur bei.
Das breite Angebot des Bildungscampus Saarland – von Selbstlernkursen über synchrone Online-Seminare bis hin zu klassischen Präsenzworkshops – macht deutlich: Wir wollen allen Lehrkräften ermöglichen, auf dem für sie besten Weg zu lernen. KI ist dabei ein innovativer Baustein, aber nicht die alleinige Lösung.